186 Es handelt ſich hier nicht um eine x⸗beliebige außerhalb Charlottenburgs ſtattfindende Veranſtal⸗ tung, ſondern es handelt ſich um ein Feſt von ſehr wichtiger nationaler Bedeutung. Meine Herren, wir ſind mit allen unſeren Kräften beſtrebt, an der Förderung nationaler Geſinnung ſowohl wie körperlicher Ertüchtigung unſerer Jugend unſer Teil beizutragen. Die Beteiligung an dieſem Feſt iſt in jeder Hinſicht, ſowohl was die Vorbereitung und das Feſt ſelbſt als was die Folgen des Feſtes betrifft, in hohem Maße geeignet, dieſes Ziel in unſerer Iugend aufzupflanzen und zu fördern. In dieſem Sinne hat die Veranſtaltung, die übrigens nur alle vier Jahre wiederkehrt, eine ganz hervorragende Bedeutung. Mit Rückſicht darauf hat der Magiſtrat gemeint, nicht nur das allgemeine Intereſſe der Kenntnis⸗ nahme an dieſer Veranſtaltung nehmen zu ſollen, ſondern auch ſeine Sympathie um nichts weiter handelt es ſich — durch einen Zuſchuß von 300 ℳ zu betätigen. Meine Herren, wenn überhaupt nur eine Summe von 300 ℳ in Betracht käme, dann könnte man vielleicht ſagen: die beteiligten Vereine und die jungen Leute können die Summe ſelbſt auf⸗ bringen. Es handelt ſich aber um viele Tauſende, die dazu notwendig ſind; der Betrag, den der Magi⸗ ſtrat dazu beiſchießt, iſt nur ein kleiner Bruchteil von dem erforderlichen Aufwande. Es kommen auch nicht etwa Klubs in Frage wie der Aeroklub oder der Automobilklub, wo Hunderttauſende mit Leichtig⸗ keit flüſſig gemacht werden können, ſondern hier fließen die Groſchen wirklich ſparſam bei den jungen Leuten. Deshalb iſt es nach meiner Meinung eine Aufgabe für die Stadt, hier unterſtützend, helfend und anſpornend — das iſt das Ziel unſeres Antrags — einzugreifen. Ich möchte Sie bitten, die Summe von 300 ℳ, die dem Geſamtaufwand gegenüber tat⸗ ſächlich eine Bagatelle iſt, die nur unſere Sympathie f für das Unternehmen zum Ausdruck bringen ſoll, zu bewilligen. (Bravo!) 4 (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Charlottenburger Turngemeinde Sportabteilung — wird zu den Koſten zur Entſendung eines Vertreters zu den im Juli 1912 in Stockholm ſtattfindenden olympiſchen Spielen ein Beitrag von 300 ℳ gewährt. Der Betrag iſt dem Dispoſitionsfonds zu ent⸗ nehmen.) Vorſteher Kaufmann: Das Protokoll der heutigen Sitzung bitte ich die Herren Kollegen Rackwitz, Schwaß und Wenig zu vollziehen. Punkt 21 der Tagesordnung: Vorlage betr. Sportlaboratorium auf dem Spiel⸗ platz Weſtend. Druckſache 119. Anſtelle des Herrn Kollegen Neukranz, der die Verſammlung hat verlaſſen müſſen, will Herr Dr. Landsberger die Güte haben, das Referat zu erſtatten. — Herr Kollege Landsberger, wollen Sie vielleicht von der Rednertribüne aus vortragen. Die Verſammlung verſteht Sie leichter, wenn Sie, dem c der Referenten folgend, von hier aus prechen. Sit ung vom 17. April 1912 Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Die Vorlage iſt, ſoweit ſie rein wiſſenſchaft⸗ liche und Forſchungsziele verfolgt, eigentlich keine Angelegenheit, die die Kommune als ſolche angeht. Indeſſen muß man zugeſtehen, daß ſolche Unter⸗ ſuchungen über den Einfluß des Sports und der Leibesübungen auf die Geſundheit, auf das Wachs⸗ tum und Gedeihen der Jugend von großer Bedeutung für dieſe Zwecke und Beſtrebungen ſelbſt ſind, und inſofern kann man anerkennen, daß eine Gemeinde wie Charlottenburg, die ſich auf dieſem Gebiete nicht im Rückſtande befinden will, die Unterſuchungen zu fördern berufen iſt. Ich hoffe auch, daß die Herren von der ſozialdemokratiſchen Partei ihren bei Ge⸗ legenheit der vorigen Vorlage geäußerten Widerſtand gegen dieſe Vorlage aufzugeben geneigt ſein werden, wenn ſie erwägen, daß dieſe Forſchungsergebniſſe unſerer Jugend weſentlich zuſtatten kommen werden. Es handelt ſich auch hier um keine finanziell ſehr bedeutſame Maßnahme; es handelt ſich um Freigabe eines Raumes auf unſerm in Ausſicht ge⸗ nommenen und ſchon angelegten, ſehr ſchönen Spiel⸗ platz, eines Raumes, den wir dort ſehr bequem ent⸗ behren und zur Verfügung ſtellen können. Weiter handelt es ſich um eine vielleicht eintretende Garantie⸗ verpflichtung von 2000 ℳ für fünf Jahre, die aber eventuell gar nicht in Anſpruch genommen wird, die aber jedenfalls die Ziele lohnt, die da geſteckt werden. Wenn man daran denkt, daß die Schulärzte ſeit langem darauf hingewieſen haben, wie wichtig es ſei, die Maßnahmen, die unſere heutigen ſchul⸗ hygieniſchen Beſtrebungen verfolgen, auch objektiv und exakt durch Meſſungen und Wägungen an den Kindern, denen ſie zugute kommen, feſtzuſtellen und ihnen dadurch eine ſichere Grundlage zu geben, ſo muß man ſagen: es iſt wünſchenswert, dieſer Vorlage beizupflichten. Ich empfehle die Annahme der Vor⸗ age. Stadtv. Zietſch: Ich kann dem Wunſche des Herrn Referenten entſprechen und im Namen meiner Freunde erklären, daß wir ſamt und ſonders für die Magiſtratsvorlage eintreten werden, wie ich das ja vorhin ſchon habe durchblicken laſſen. (Sehr richtig: und Widerſpruch.) Herr Kollege Landsberger hat vorhin wohl nicht auf⸗ gepaßt; ich habe ausdrücklich geſagt: wir werden ſelbſtverſtändlich unſere Bereitwilligkeit zu der fol⸗ genden Vorlage erklären. (Stadtv. Dr Landsberger: Ich habe es anders auf⸗ gefaßt!) — Aber ich weiß, was ich geſprochen habe, und ich traue meinem Munde mehr als Ihren Ohren. Ich will Ihnen auch ſagen, warum meine Freunde Mann für Mann für die Vorlage ſind und nicht etwa Abſtriche wünſchen: weil wir uns dem ernſten Cha⸗ rakter dieſer Vorlage durchaus nicht verſchließen und der Meinung ſind, daß ein derartiges Laboratorium in der Zukunft eine hohe wiſſenſchafliche Ausbeute — kann. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß wir bei den großen Aufwendungen, die wir machen, auch ein Intereſſe daran haben, feſt⸗ zuſtellen, wie dieſe Aufwendungen wirken. Hier iſt eine ſolche Gelegenheit. Ich vermiſſe aber etwas,