188 muß man ohne weiteres die betreffenden Beamten, die zu der Ueberſchreitung beigetragen haben, ent⸗ laſten, und ich will bemerken, daß ich die Annahme der Magiſtratsvorlage beantrage, und daß ich wünſche, daß wir den Herren Abſolution erteilen. Aber in der Begründung ſteht doch etwas, was ich kritiſieren muß. Es wird ja ſchwer ſein, bei dieſer Materie das gerechte Maß der Kritik zu finden. Wir haben be⸗ reits bei Druckſache 105 heute über eine Nachbe⸗ willigung zu entſcheiden gehabt; auch in dieſer Vor⸗ lage kam zum Ausdruck, wie bei der vorliegenden, daß durch Unachtſamkeit oder Sorgloſigkeit eines Angeſtellten die Ueberſchreitung gewiſſermaßen her⸗ beigeführt worden iſt. Wir ſehen, daß von einzelnen Stellen nicht mit der nötigen Aufmerkſamkeit ver⸗ fahren iſt; man lieſt in der Begründung, daß über die Einzelausführungen, die eine höhere Ausgabe in Ausſicht ſtellten, ſchon hätte vorher berichtet oder daß irgendwelche Maßnahmen hätten ergriffen werden können, um die Ueberſchreitung zu verhindern. Nun, die Heberſchreitungen ſind gemacht, und das Geld iſt ausgegeben worden. Wenn aber ausgedrückt iſt, daß einzelne Beamte oder Stellen nicht mit der nötigen Aufmerkſamkeit ar⸗ beiten, dann hat die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung die Pflicht und Schuldigkeit, darauf hin⸗ zuwirken, daß in Zukunft in der Beziehung anders verfahren wird. Wenn in zwei Vorlagen darauf hin⸗ gewieſen wird, daß hier und da Beamte nicht zuver⸗ läſſig arbeiten, dann muß mit der nötigen Energie von oben herab vorgegangen werden, um ſolche Vor⸗ kommniſſe zu vermeiden. Nach den Informationen, die ich erhalten habe, weiß ich, daß ſich die betreffenden Herren in den Reſſorts, wo Ueberſchreitungen vorgekommen ſind, auf die Ausführungen einzelner Beamter geſtützt haben, die mit der Sache direkt nichts zu tun haben. Es iſt von dieſen geſagt worden: ſoviel hat die Ge⸗ ſchichte gekoſtet, und ſoviel Geld ſteht noch zur Ver⸗ fügung, wir können infolgedeſſen noch ſo und ſo viel ausgeben. Man hat andererſeits aber nicht darauf hingewieſen, welche Rechnungen noch ausſtehen. So iſt 5 denn gekommen, daß die Summe überſchritten wurde. Meine Herren, ich will es bei dieſer kurzen Kritik bewenden laſſen. Ich möchte aber wünſchen, daß der Magiſtrat und auch die anderen in Frage kommenden Inſtanzen von dem, was ich geſagt habe, Kenntnis nehmen, und daß in Zukunft die Rechnungs⸗ prüfungsſtelle zur Kontrolle aller der Rechnungen herangezogen wird. Im übrigen bitte ich, der Magiſtratsvorlage zuzuſtimmen. Stadtv. Bergmann: Meine Herren! Meine Freunde werden der Nachtragsforderung zuſtimmen. Ich möchte mir aber geſtatten, einige Worte daran anzuknüpfen. Zunächſt möchte ich den Herrn Magi⸗ ſtratsvertreter um Auskunft darüber bitten, ob der verurſachte Froſtſchaden auf das Platzen von Waſſer⸗ rohren zuruckzuführen iſt, zweitens, ob in dieſem Falle der Schaden nicht zu vermeiden geweſen wäre, und drittens, ob wir gegen Froſtſchaden verſichert ſind. Ich möchte mich aber nicht etwa darauf feſt⸗ legen, daß ich nun durchaus für eine Verſicherung eines ſo großen Kompleres von ſtädtiſchen Gebäuden bin. Das liegt nicht in meiner Abſicht. Was die Nachforderung ſelbſt anlangt, ſo halten wir dafür, daß ſie ſachlich durchaus begründet iſt. Sitzung vom 17. April 1912 Wir wiſſen, daß gerade das Hochbauamt in der letzten Zeit außerordentlich in Anſpruch genommen war, ſehr bedeutende Bauten vorzubereiten hatte, und wir wiſſen ferner, daß man beim Beginn von Re⸗ paraturen ihren Umfang ſchwer überſehen kann. Wir ſind aber doch der Anſicht, daß die zuſtändige Prüfungsſtelle frühzeitig in der Lage geweſen wäre, den Mehrbedarf feſtzuſtellen, ſo daß wir ſchon Ende des Jahres 1911 hätten imſtande ſein müſſen, uns in der Stadtverordnetenverſammlung darüber zu äußern. Geſchieht dies nicht, ſo iſt unſer Be⸗ ſtimmungsrecht beinahe illuſoriſch. Ich glaube im übrigen, mit dem Magiſtrat und in erſter Reihe mii dem Vertreter des Hochbauamts derſelben Anſicht zu ſein, daß für die Folge Vorlagen über derartige Ueberſchreitungen frühzeitig an uns gelangen. Stadtbaurat Seeling: Ich bin mit dem Herrn Referenten und mit dem Herrn Vorredner vollſtändig darin einverſtanden, daß in bezug auf die Prüfung unbedingt ein anderer Weg beſchritten werden muß. Wir haben die Sache ſeinerzeit der Prüfungsſtelle nicht mitüberwieſen, weil es ſich um eine ſehr kom⸗ plizierte Arbeit handelte, die ſich für die Prüfungs⸗ ſtelle ſehr ſchwer hätte kontrollieren laſſen, und weil wir der Meinung waren, daß die Arbeiten in der Stelle ſelbſt genügend geprüft werden könnten. Wir ſind auch eigentlich heute noch dieſer Anſicht. Wir haben es hier mit einem außergewöhnlichen Falle zu tun. In der Hauptſache iſt die Ueberſchreitung darauf zurückzuführen, daß einem ſonſt ſehr zuver⸗ läſſigen Beamten die Ueberſicht dabei verloren ge⸗ gangen iſt. Dem Betreffenden tut es ſelbſt ſehr leid. Er ſcheidet aus dem ſtädtiſchen Dienſt an und für ſich aus. Es iſt ein Mann geweſen, zu dem wir im Hochbauamt das vollſte Vertrauen hatten. Wir werden jetzt die Prüfungsſtelle mit der Sache ſelbſt befaſſen und werden dafür ſorgen, daß derartige Dinge nicht mehr vorkommen können. Die Vorlage an die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung hat ſich leider auch noch um einige Monate verzögert. Zunächſt iſt ſie verſpätet in den Magiſtrat gekommen, durch verſchiedene Umſtände ſind dann beinahe noch zwei Monate verfloſſen, ehe ſie an die Verſammlung gelangte. Eine Verſicherung wegen der Froſtſchäden be⸗ ſteht nicht. Hauptſächlich ſind die Froſtſchäden bei unſeren Abortanlagen hervorgerufen worden. Dort haben wir die Rohrunterbrecher einführen müſſen, und infolgedeſſen iſt die Gefahr des Einfrierens größer. Wir haben ſeinerzeit eben mit Rückſicht auf dieſe Gefahr beantragt, daß die betreffenden Aborte geheizt werden ſollen. Das iſt uns abgelehnt worden: es hieß, bei genügender Kontrolle könnte man das vermeiden. In dieſem Jahre iſt ein außergewöhn⸗ lich ſtarker Froſt eingetreten, und da iſt nun das Malheur paſſiert. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Verſtärkung des Etatsanſatzes Ord. Kapitel vII Abſchnitt 2 Nr. 1 für 1911 (Bau⸗ liche Unterhaltung und Umänderungen) werden 27 000 ℳ aus laufenden Mitteln bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Es iſt folgende Anfrage vom Hern Kollegen Ahrens und ſeinen Freunden eingegangen: Iſt dem Magiſtrat bekannt, daß in der Herder⸗ ſchule bei der Entlaſſung der Abiturienten der,