Sitzung vom 17. April 1912 Direktor Dr. Dubislav an die jungen Leute eine gegen die ſozialdemotratiſche Partei ge⸗ richtete Anſprache gehalten hat, und billigt der Magiſtrat dieſe Handlung? Ich werde die Anfrage dem Magiſtrat herübergeben und ſie, nachdem mir Beſcheid geworden iſt, auf die Tagesordnung ſetzen. Punkt 23 der Tagesordnung: Vorlage, betr. Vorentwurf für den Neubau der Sophie⸗Charlotten⸗Schule nebſt Frauenſchule. Druckſache 121. Berichterſtatter Stadtv. Wenzke: Meine Herren! Die Sophie⸗Charlotten⸗Schule, die ſeit dem Jahre 1888 in den neu errichteten Räumen in der Roſinen⸗ ſtraße 12 untergebracht iſt, hat ſich leit längerer Zeit als zu klein erwieſen. Die zunehmende Bevölkerung in dieſer Gegend und die dadurch bedingte Ein⸗ richtung neuer Klaſſen gab den Anlaß zur Auf⸗ löſung der Direktorwohnung, deren Räume für Klaſſen benutzt werden mußten, Hierzu kam, daß man an die Sophie⸗Charlotten⸗Schule eine Frauen⸗ ſchule anzugliedern beabſichtigte, die bekanntlich den Zweck hat, die jungen Mädchen, die aus der Schule entlaſſen werden, für den Beruf der Frau vorzu⸗ bereiten. Die jetzige Sophie⸗Charlotten⸗Schule durch Anbau den Bedürfniſſen entſprechend zu erweitern, hat ſich nicht als empfehlenswert herausgeſtellt. Durch einen Neubau würde die Sophie⸗Charlotten⸗ Schule in der Roſinenſtraße frei werden und die Bürgermädchenſchule in der Kirchſtraße könnte dann ohne beſondere Umbauten erweitert werden. Von jeher hatte man das Grundſtück in der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße 97/98 für einen Neubau ins Auge gefaßt. Dieſes Grundſtück geht bis zur Kirch⸗ ſtraße 4/ hindurch. Während der Vorbereitungen hatte man noch nicht daran gedacht, auch die Frauen⸗ ſchule in dieſem Grundſtück mit unterzubringen. Seitdem dieſer Plan aufgetaucht iſt, hat ſich heraus⸗ geſtellt, daß das Grundſtück für eine derartige Be⸗ bauung nicht vorteilhaft iſt. Der Magiſtrat beſchloß daher am 16. Februar, von dieſem Grundſtück gänz⸗ lich abzuſehen. Man nahm das Grundſtück Bismarck⸗ ſtraße 48/9 und kaufte die daneben liegenden Grund⸗ ſtücke 5/1 noch hinzu, ſo daß jetzt in der Bismarck⸗ ſtraße eine Front von 83 m vorhanden iſt. Dieſes Grundſtück hat außerdem den Vorteil, daß es nach der Spielhagenſtraße durchgeht und der hintere Teil an der Spielhagenſtraße noch für ſtädtiſche Zwecke ausgenutzt werden kann. Es wird ſich fragen, ob es überhaupt vorteil⸗ haft iſt, die Schule in dieſe Gegend zu bringen, da dort der Grund und Boden verhältnismäßig teuer iſt und vielleicht für Wohnzwecke beſſer ausgenutzt werden könnte. An der Spielhagenſtraße wird eine Realſchule geplant mit einem Flächenaufwande von 4400 qm Bauland, während in der Bismarckſtraße mit 5600 qm die Sophie⸗Charlotten⸗Schule unterge⸗ bracht werden ſoll. Zu dem Bauplan möchte ich im allgemeinen noch bemerken, daß ein beſonderer Eingang für die Frauenſchule und für die Sophie⸗Charlotten⸗Schule vorgeſehen iſt. Außerdem dient die links am Giebel gelegene Durchfahrt als Eingang für die im Erdge⸗ ſchoß untergebrachte Krippe. In vorliegendem Pro⸗ jekt hat man die Schulräume nach hinten gelegt und 189 die Repräſentationsräume nach vorn. Es wird wohl noch zu entſcheiden ſein, ob es zweckmäßig iſt, die Klaſſenräume nach Norden zu legen. Soweit meine Erfahrungen gehen — und ich weiß, daß dieſe Be⸗ dingungen auch feſtgelegt ſind , iſt es nicht zweck⸗ mäßig, die Klaſſenraume nach Norden zu legen, weil hier die Sonne gänzlich abgehalten wird. Es kann kein Sonnenſtrahl in die Klaſſen hineinkommen, und die in den Kllaſſenräumen befindliche ſchlechte Luft wird nicht durch die Sonne gereinigt. Es iſt all⸗ gemein üblich, daß man die Klaſſenzimmer entweder nach Weſten oder nach Oſten legt. Es wird zu er⸗ wägen ſein, ob das hier noch möglich iſt. Im Erdgeſchoß iſt die Turnhalle untergebracht. Die Turnhalle liegt durchaus günſtig; ſie hat einen direkten Zugang zum Spielhof. Vor dem Durch⸗ gang zum Spielhof liegt die Wandelhalle, die es er⸗ möglicht, daß bei ſchlechtem Wetter die Kinder die Pauſen zum Teil im Freien zubringen können. Ueber dem Turnſaal iſt der ſogenannte Schul⸗ ſaal angebracht. Ob dieſer Schulſaal für unſere Schulen erforderlich iſt, wird ſich noch herausſtellen. Wir wiſſen ja, daß unſere Nachbargemeinden ernſt⸗ lich darüber beraten haben, ob es zweckmäßig iſt, einen Schulſaal anzulegen. Die Räume für den hauswirtſchaftlichen Unter⸗ richt liegen nach meiner Anſicht nicht ganz glücklich. Man müßte doch die Haupträume, die Hörſäle für Chemie und Phyſik, in die Mitte des Gebäudes legen, weil dies durch die Lage der unteren großen Räume bedingt iſt. Weiter iſt an der Hofſeite eine Terraſſe vor⸗ geſehen, die in der ganzen Ausdehnung von 83 m bei einer Breite von mindeſtens 6 m das Gebäude bedeckt. Ich kann mich nicht dazu entſchließen, eine derartige Terraſſenanlage für ſehr glücklich zu halten. Einmal iſt ſie nicht erforderlich, zweitens verurſacht ſie große Unterhaltungskoſten, und drittens ſind die Schulräume in der darunter liegenden Etage nicht ge⸗ rade als günſtig zu bezeichnen. Ich möchte daher bitten, einen Ausſchuß von 11 Mitgliedern einzu⸗ ſetzen, der die Frage der Erbauung dieſer Schule noch weiter zu beraten hat. Stadtv. Imberg: Meine Herren! Ich ſtimme mit der Magiſtratsvorlage inſofern überein, als auch ich das Grundſtück in der Kaiſer⸗ Friedrich⸗ Straße 97/98 für den erweiterten Bau der Sophie⸗ Charlotten⸗Schule nebſt Frauenſchule nicht für ge⸗ eignet halte. Ich bin auch damit einverſtanden, daß der Bau auf dem Grundſtück in der Bismarck⸗ und Spielhagenſtraße errichtet wird. Ich kann aber nicht einſehen, weshalb er mit der Front nach der Bis⸗ marckſtraße gelegt werden ſoll. Wie der Herr Referent bereits bemerkt hat, iſt dieſes Terrain an der Bis⸗ marckſtraße außerordentlich wertvoll. Daß die Stadt das Grundſtück billig erworben hat, vermindert noch nicht den Wert der Bauſtelle in der Bismarckſtraße. Dieſer Wert wird in den nächſten Jahren, ja ſchon nach Eröffnung des Opernhauſes ſich weiter erhöhen. Wenn wir dagegen auf dem an der Spielhagenſtraße gelegenen Teile des Grundſtückes die Schule errichten, ſo würden wir die Bauſtelle an der Bismarckſtraße frei bekommen. Wir würden dann auch beim Bau der Schule nicht nötig haben, auf den Charakter einer Prachtſtraße, wie es doch die Bismarckſtraße iſt, Rück⸗ ſicht zu nehmen. An der Faſſade und der ganzen Aan ließen ſich eventuell erhebliche Erſparniſſe er⸗ zielen.