190 Das Grundſtück iſt 83 m an der Straßenfront breit und wird alſo ungefähr 120 m in der ganzen Tiefe haben. Wenn wir nun an der Spielhagen⸗ ſtraße die Schule errichten, ſo würden wir demnach, ſelbſt wenn wir noch mehr als 5600 am, wie pro⸗ jettiert iſt, hierfür verwenden, noch eine genügende Tiefe für gute Grundſtücke an der Bismarckſtraße übrig behalten. Nach der Magiſtratsvorlage ſoll weiter auf dem verbleibenden Teile des Grundſtücks die neue Realſchule errichtet werden. Meine Herren, ich bin der Anſicht, daß gerade dort für eine neue Realſchule durchaus keine Notwendigkeit vorliegt. Wir haben ganz in der Nähe im Weſten am Sophie⸗ Charlotte⸗Platz die Oberrealſchule und ein wenig öſt⸗ lich in der Schillerſtraße das Realgymnaſium. Da⸗ gegen wäre z. B. ſüdlich der Bismarckſtraße eine höhere Lehranſtalt unbedingt vonnöten. Wie ich aus der Karte erſehen habe, ſind ja auch Grundſtücke in der Sybelſtraße, Mommſen⸗ und Niebuhrſtraße uſw., die ſich eventuell dafür eignen, in unſerm Beſitz. Wollen wir aber nördlich der Bismarckſtraße die Schule errichten, ſo beſitzen wir z. B. in der Bismarck⸗ und Leibnizſtraße, in dem Terrain zwiſchen Krumme Straße, Spreeſtraße und Berliner Straße Grund⸗ ſtücke, die genügend Hinterland haben, um darauf eine ſolche Schule bei weitem billiger, als ſie hier vorgeſehen iſt, errichten zu können. Meine Herren, ich habe noch nicht lange genug die Ehre, der Ver⸗ ſammlung anzugehören, um ohne beſondere Infor⸗ mation zu wiſſen, ob vielleicht einzelne der von mir angeführten Grundſtücke bereits für andere Zwecke be⸗ ſtimmt ſind. Jedenfalls dürfte jedoch der Verkauf der Bauſtellen an der Bismarckſtraße nicht nur ge⸗ nügend Mittel ergeben, ein paſſendes Terrain zu er⸗ werben, ſondern auch noch einen ſehr erheblichen Teil der Baukoſten zu decken. Der Herr Kämmerer hat uns bei der Etats⸗ beratung die Finanzen der Stadt keineswegs in einem ſehr roſigen Lichte geſchildert, und was der Zweck⸗ verband noch für uns in ſeinem Schoße birgt, das liegt heute noch im dichten Nebel. Jedenfalls haben wir alſo alle Veranlaſſung, mit unſeren Mitteln mög⸗ lichſt haushälteriſch umzugehen. Aus allen dieſen (Kründen würde ich ebenfalls bitten, die Vorlage an einen Ausſchuß zu verweiſen und in demſelben auch die von mir gegebenen Anregungen eingehend in Er⸗ wägung zu ziehen. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Herr Kollege Imberg hat wohl nur für ſeine Perſon geſprochen und nicht im Namen der Fraktion. In ſeinen Aus⸗ führungen bezüglich der Verwendung des Grundſtücks in der Spielhagenſtraße kann ich ihm nicht folgen. (ewiß, wir alle wünſchen, daß wir unſere Terrains ſo billig wie möglich erwerben. Es iſt aber nicht leicht, ſolche Terrains zu beſchaffen. Aber Herr Kollege Imberg ſagte ja ſelbſt, daß er der Verſamm⸗ lung noch nicht lange angehöre; ſonſt würde er viel⸗ leicht berückſichtigt haben, daß nicht allein der finan⸗ zielle Geſichtspunkt entſcheidend ſein kann, ſondern auch der Geſichtspunkt des lokalen Schulbedürf⸗ niſſes. Und der iſt wirklich für das Grundſtück in der Spielhagenſtraße, das für den Bau einer Realſchule in Ausſicht genommen iſt, des langen und breiten in der Deputation für höhere Lehranſtalten geprüft worden. Es iſt aber zuzugeben, daß es ſehr ſchwer für einen Nichtfachmann iſt, ſich über die Frage der Orts⸗ wahl für eine Schule allſeitig Klarheit zu ſchaffen. Wir haben damit zu rechnen, daß der Norden der Stadt mehr und mehr eine induſtrielle Entwicklung Sitzung vom 17. April 1912 nimmt, daß dorthin mehr und mehr Realſchulen ge⸗ hören. Daß die Oberrealſchule in der Nähe iſt, ſchließt den Bau einer Realſchule an dieſer Stelle nicht aus; die Oberrealſchule hat andere Ziele als die Realſchule. Gerade für dieſe Gegend iſt aber die Gattung der Realſchulen als wünſchenswert in Aus⸗ ſicht genommen. Was aber die Platzfrage für die höhere Mädchen⸗ ſchule betrifft, ſo höre ich, daß gleichfalls des langen und breiten in der Deputation für die höheren Lehr⸗ anſtalten für die weibliche Jugend erwogen worden iſt, welcher andere Platz erworben werden könnte; man habe ſich darüber den Kopf zerbrochen, aber keinen gefunden. Da Sie hören, daß die Wahl ge⸗ rnde dieſer Plätze in jeder der beiden Deputationen für ihre Zwecke als wünſchenswert erklärt worden iſt, da wir andere Grundſtücke in dieſer Gegend nicht haben, ſo bitte ich, zwar grundſätzlich den Wünſchen des Herrn Kollegen Imberg nicht beizutreten, wohl aber in ſeinem Sinne der Ueberweiſung der Ange⸗ legenheit an einen Ausſchuß von elf Mitgliedern zu⸗ zuſtimmen. Stadtbaurat Seeling: Ich möchte nur noch dem Herrn Referenten ein paar Worte auf ſeine Aus⸗ führungen über die Dispoſition der einzelnen Räume antworten, ſpeziell auch wegen der Anordnung der Klaſſen und der großen Dachterraſſe. Dieſe Dach⸗ terraſſe lat ſich doch ſchon bei einer Reihe von Ge⸗ bäuden, die wir hier ausgeführt haben, als ganz aus⸗ gezeichnet erwieſen. Sie ermöglicht zunächſt, daß auch Freilichtſtudien gemacht werden können, und daß die Zeichenſäle, die hinter der Dachterraſſe liegen, direktes Licht erhalten. Wenn wir eine ſchräge Dach⸗ anordnung einführten, müßten wir eine weſentliche Verſchiebung eintreten laſſen, d. h. die Zeichenſäle an die Hoffrontmauer vorſchieben, und verlören die Terraſſe. Wir ſind in der Lage, ſolche Terraſſen ſo witterungsſicher zu machen und ohne Schädigung für die Temperatur der darunter liegenden Räume, daß Befürchtungen deswegen nicht obzuwalten brauchen. Es kämen dann noch die Bedenken wegen des Nordlichts der Klaſſen in Frage. Gewiß, darüber ſind die Meinungen immer noch geteilt, welches Licht nun wirklich das vorteilhafteſte für die Klaſſen iſt. Meine Herren, hier gibt es die Bauſtelle, die an und für ſich ganz ausgezeichnet iſt, mit Naturnot⸗ wendigkeit: es wird gar nichts anderes übrig bleiben, als die Klaſſen nach Norden zu legen. Und die Be⸗ denken, die man bezüglich des Sonnenlichtes hat, ſind ja nicht ſo koloſſal, daß man deshalb die Bauſtelle an ſich verwerfen ſollte. Alſo wollen wir überhaupt auf der Bauſtelle bauen, ſo iſt es gegeben, daß wir dieſe günſtigſte Seite für die Klaſſen verwenden. Das Weitere könnte wohl noch im Ausſchuß zur Sprache kommen. 1 (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Brode, Dr Buk, Dr Damm, Jaſtrow, Klick, Laskau, Lehmann, Rieſenberg, Schwarz, Wenzke und Wöllmer.) Vorſteher Kaufmann: Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes ſind keine Einwendungen erhoben mit Ausnahme der Nr. 27 a, worüber wir uns in der geheimen Sitzung unterhalten werden. Ich ſchließe hiermit die öffentliche Sitzung. (echluß der Situng s uhr 40 Minmten)