196 hatten, als wir alſo einen beſtimmten Satz pro Kopf der Bevölkerung zahlten, im Herrenhauſe, wie erwähnt iſt, dagegen Front gemacht, daß wir ſo mangelhaft in der öffentlichen Sicherheit bedient werden. Und damals iſt nun, zwar nicht in dem⸗ ſelben Jahre, aber im nächſten Etat doch eine ver⸗ hältnismäßig hohe Vermehrung der Poliziſten bei uns eingetreten; es iſt nämlich eine ganze Wache — das ſind, wenn ich mich recht entſinne, zwiſchen 20 und 30 Mann, ich weiß nicht, wieviel, ob 24 oder 25 — neu eingeſtellt worden. Nun iſt inzwiſchen die Situation durch Geſetz für uns finanziell verſchlechtert worden, wir müſſen jetzt erheblich mehr zahlen als früher, und es wird auch der Anſpruch, den Herr Bergmann und mit ihm Herr Becker erhebt, der Stadt erhebliches Geld koſten. Das würde mich nicht berühren, falls wir unſere Wünſche erfüllt ſehen und eine größere Sicherheit des Privateigentums dadurch erreichen können. Ich würde auch noch mehr dafür bewilligen können, und ich glaube, Sie mit mir. Der Knüppel liegt beim Hunde: Sie wiſſen, wie der preußiſche Etat geſtaltet iſt; der preußiſche Finanz⸗ miniſter drückt den Daumen auf den Geldbeutel und ſagt: wir bewilligen keinen Poliziſten mehr, wir müſſen überall ſparen. Der Herr Polizeipräſident kann mit uns noch ſo oft betonen: es iſt dringend nötig, daß wir für die Vermehrung des öffentlichen Sicherheitsdienſtes mehr Perſonal bewilligt haben müſſen — der Herr Finanzminiſter bewilligt die Mittel nicht. Ob es möglich ſein wird, bei dieſer Sachlage durchzudrücken, daß wir eine Vermehruno des öffentlichen Sicherheitsdienſtes erhalten, weiß ich nicht. Wir verſuchen es und wollen es weiter tun, ganz in dem Sinne, wie Herr Bergmann es wünſcht. Wir wollen hoffen, daß es helfen wird. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Verſtärkung der Etatsnummer Ord. Kapitel XIV Abſchnitt 2 Nr. 1 für 1911 — Beitrag der Stadtgemeinde zu den Koſten der hieſigen Königlichen Polizeiverwaltung werden 46 801,86 ℳ aus laufenden Mitteln des Rechnungsjahres 1911 zur Deckung der Po⸗ lizeikoſten des Jahres 1910 bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen nun zur Be⸗ handlung des Punktes 15 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Unter⸗ ſtützung höherer privater Mädchenſchulen. — Druck⸗ ſachen 95, 144. Zu dieſer Vorlage iſt folgender Antrag des Herrn Kollegen Meyer und einer Anzahl von Kollegen eingegangen: Wir beantragen, die Ausſchußvorlage zu 11 dahin zu ändern, daß c) wegen Teilnahme an der Verſicherung der Lehrkräfte weiteren Anträgen des Magi⸗ ſtrats entgegengeſehen wird, jedoch ſind da⸗ bei die Schulen nicht zu berückſichtigen, die bei der Aufnahme ihrer Schülerinnen irgendwelche konfeſſionellen Beſchränkungen walten laſſen. Sitzung vom 8. Mai 1912 Berichterſtatter Stadtv. Rieſenberg: Meine Herren! Der Ausſchuß hat ſich mit der Angelegen⸗ heit eingehend beſchäftigt. Die Vorlage läßt ſich mühelos in zwei Teile zerlegen. Der erſte Teil handelt von der Subventionierung der Schulen ſelbſt, und der zweite Teil betrifft die Beihilfen, die zur Ver⸗ ſicherung der Lehrkräfte an den Privatſchulen gewährt werden ſollen. Der Ausſchuß hat ſich ohne weiteres allen Beweisgründen des Magiſtrats in bezug auf den erſten Teil anſchließen können; aber der zweite Teil des Magiſtratsantrags hat eine außerordentlich ausgedehnte Debatte hervorgerufen. Es handelt ſich in der Hauptſache um folgendes. Der Magiſtrat beantragt, zur Teilnahme an der Verſicherung allen Lehrerinnen an den Privatſchulen Beihilfen zu gewähren, die Leiterinnen ſolcher Schulen aber auszuſchließen, welche Schülerinnen be⸗ ſtimmter konfeſſioneller Bekenntniſſe ausſchließen. Der Ausſchuß iſt in dieſer Frage weiter gegangen. Er will nicht allein die Leiterinnen ſolcher Schulen aus⸗ ſchließen, die gewiſſe konfeſſionelle Beſchränkungen walten laſſen, ſondern er will auch die Lehrkräfte an ſolchen Schulen ausſchließen. Die Freunde der Magiſtratsvorlage führten fol⸗ gendes aus. Man ſoll es die Lehrerinnen nicht ent⸗ gelten laſſen, was die Leiterinnen dieſer Schulen zu verantworten haben. Man ſagte ferner, das Angebot von Lehrerinnen ſei derartig groß, daß die Lehre⸗ rinnen, nur um Beſchäftigung zu haben, an ſolchen Schulen unterrichten werden. Drittens ſagte man: bei der bevorſtehenden Regelung der Anrechnung der Privatſchuldienſtjahre bei Uebernahme dieſer Lehre⸗ rinnen in den ſtädtiſchen Dienſt würde die Annahme des Kommiſſionsbeſchluſſes den Lehrerinnen ver⸗ hängnisvoll werden; man könnte ſehr leicht zu der Anſicht kommen, daß die Lehrerinnen an ſolchen Schulen nicht erwarten dürften, daß ihnen die an dieſen Privatſchulen zugebrachten Dienſtjahre nun⸗ mehr von der Stadt angerechnet würden. Man ſagte weiter, die Leiterinnen würden nach wie vor genug Lehrkräfte bekommen, ganz gleichgültig, ob die Stadt Beihilfen zu ihrer Verſicherung gewährte oder nicht. Ja, man führte ſogar aus, gewiſſe Leiterinnen würden froh ſein, wenn ſie von den harten Bedingungen, die der Magiſtrat für die Verſicherung der Lehrkräfte ſtellte, entbunden werden würden. Die Gegner führten in der Hauptſache folgendes aus. Die religiös ſittliche Einwirkung auf die Kinder ſei außerordentlich wichtig, und daher ſei jeder Ein⸗ fluß nach der Seite der Unduldſamkeit zu verwerfen. Den Einfluß der Leiterinnen dürfe man nicht unter⸗ ſchätzen; die präge der Schule den Charakter auf und in dieſem Falle den Charakter der Unduldſamkeit. Die Leiterin würde durch Annahme des Kommiſſions⸗ antrags in Zukunft ſchwerer Lehrerinnen bekommen; die Lehrerinnen würden vorſichtiger ſein, an ſolchen Schulen den Unterricht zu übernehmen. Man ſagte ferner, ſtädtiſche Gelder dürften in keinem Falle für einſeitige konfeſſionelle Zwecke Verwendung finden. Daß durch die Annahme des Kommiſſionsbeſchluſſes etwa der religiöſe Hader erſt entfacht werden dürfte, wurde als nicht ſtichhaltig anerkannt. Das, meine Herren, waren in der Hauptſache die Gründe und Gegengründe, die in einer dreiſtündigen Diskuſſion vorgebracht wurden. Die Debatte zeitigte den Beſchluß, der unter II1 auf Seite 177 ſteht: daß wegen Teilnahme an der Verſicherung der Lehrkräfte weiteren Anträgen des Magiſtrats entgegengeſehen wird, jedoch ſind dabei die⸗