212 Wir treten nun in die Tagesordnung ein: Wahl eines zeitweiligen Vertreters des Stadt⸗ verordnetenvorſtehers wegen gleichzeitiger Be⸗ hinderung beider Vorſteher. Es iſt alſo für die beiden zurzeit verhinderten Vorſteher ein Interimsvorſteher zu wählen. Sollte die Wahl durch Stimmzettel beſchloſſen werden, ſo mache ich darauf aufmerkſam, daß die Zettel bereits auf den Sitzen der einzelnen Herren liegen. Stadtv. Dr Frentzel: Ich ſchlage als zeitweiligen Vertreter des Stadtverordnetenvorſtehers Herrn Kol⸗ legen Otto vor. Stadtv. Becker: Ich beantrage, die Wahl durch Zuruf vorzunehmen. Altersvorſteher Dr Frank: Wenn kein Wider⸗ ſpruch erfolgt, ſo erkläre ich den Antrag für geneh⸗ migt. — Es erfolgt kein Widerſpruch; die Wahl wird alſo durch Zuruf vorgenommen. Ich frage nun die Verſammlung, ob ſie die Wahl des Herrn Stadtv. Otto zum interimiſtiſchen Vor⸗ ſteher genehmigt. — Dagegen erhebt ſich kein Wider⸗ ſpruch. Dann frage ich Herrn Stadtv. Otto, ob er bereit iſt, das ihm übertragene Ehrenamt zu über⸗ nehmen. Stadtv. Otto: Ich nehme die Wahl mit Dank an. Altersvorſteher D. Frank: Da ſchon die Zeit für die ordentliche Verſammlung herangekommen iſt, bitte ich Herrn Stadtv. Otto, jetzt den Platz als Vor⸗ ſitzender einzunehmen. (Schluß der außerordentlichen Sitzung 6 Uhr 13 Minuten.) B. Ordentliche Sitzung. Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Ich er⸗ öffne die Sitzung. Als Vertreter des Magiſtrats ſind abgeordnet die Herren Stadträte Boll, Samter, Stendel, Meyer, Ur Schmitt, Seydel, Dr Spiegel, Stadtſchulrat Dr Neufert, Kämmerer Scholtz und Stadtbaurat Seeling. Als Beiſitzer walten die Stadtv. Herren Dunck und Ruß. Herr Stadtv. Ruß führt die Rednerliſte. Entſchuldigt ſind für heute die Stadtv. Herren Dr Crüger, Dr. Flatau, Gersdorff, Dr Hubatſch, Im⸗ berg, Kaufmann, Litten, Marzahn, Dr Mommſen, Wagner. Die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Nummer 9, 10 a, b, e und 11 der Tagesordnung liegen nebſt den Akten aus und gelten als genehmigt, wenn bis zum Schluß der öffentlichen Sitzung Wider⸗ ſpruch nicht erhoben wird. Ueber den Vorſchlag zu Nummer 10 d der Tagesordnung erfolgt beſondere Berichterſtattung. Ausgelegt werden ferner zwei Einbürgerungs⸗ geſuche. Der Magiſtrat hat die Vorlage betreffend Vor⸗ entwurf zum Neubau der Sophie⸗Charlotten⸗Schule Sitzung vom 22. Mai 1912 Als Mitglied des Ausſchuſſes zur Prüfung von Stadtverordnetenwahlen anſtelle des früheren Stadtv. Dr. v. Liszt wird Stadtv. Erdmannsdörffer vorge⸗ ſchlagen. — Ich höre keinen Widerſpruch und ſtelle daher feſt, daß Herr Stadtv. Erdmannsdörffer in den Ausſchuß gewählt iſt. Wir treten in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Einführung eines neugewählten Stadtverordneten. Ich bitte den Herrn Oberbürgermeiſter, das Wort zu nehmen. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Herr Fabrik⸗ beſitzer Dr. Jacques Perl! Nachdem Ihre Wahl zum Stadtverordneten durch die Bürgerſchaft erfolgt iſt und nachdem auch Ihre Wahl durch die Stadtverord⸗ netenverſammlung als gültig erklärt worden iſt, liegt es mir ob, Sie in Ihr neues Amt am heutigen Tage einzuführen. Ich begrüße Sie im Namen der ſtädti⸗ ſchen Verwaltung aufs beſte und wünſche und hoffe, daß Ihre Wahl der Stadt Charlottenburg nach jeder Beziehung zum Segen gereiche. Ich verpflichte Sie durch Handſchlag an Eidesſtatt auf treue und ge⸗ wiſſenhafte Führung Ihres Amtes. (Geſchieht.) Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Auch ich begrüße Sie, verehrter Herr Kollege, im Namen der Stadtverordnetenverſammlung und wünſche, daß neben der erſprießlichen Tätigkeit für unſere Ge⸗ meinde Ihre Tätigkeit auch Ihnen perſönlich Be⸗ friedigung gewähren möge. Ich heiße Sie herzlich bei uns willkommen. Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Etatsnummer Sonder⸗ etat 9—3—1 für 1911. — Druckſache 149. Stadtv. Jacobi: Meine Herren! Ich will nicht etwa gegen die Annahme der Vorlage ſprechen, ich bin im Gegenteil dafür; ich halte es aber für not⸗ wendig, darauf hinzuweiſen, daß die Dinge ſich nicht ſo verhalten, wie ſie in der Vorlage ausgedrückt ſind. Es ſteht nicht etwa eine Minderausgabe einer Mehr⸗ ausgabe gegenüber, ſondern es iſt ſo: im Etat waren urſprünglich 8000 ℳ für außergewöhnliche Reini⸗ gung der Gefäße im Falle einer Epidemie vorgeſehen. Dabei war gleichzeitig feſtgeſtellt worden, daß die Koſten ſich bedeutend höher als 8000 ℳ belaufen würden. Bei der großen Hitze des letzten Sommers iſt nun von der Deputation beſchloſſen worden, außer der monatlichen Reinigung durch die Müllverwertung vom Juni bis September eine wöchentliche Reinigung der Gefäße auf Koſten der Stadt vorzunehmen und die Koſten aus dieſem Fonds zu beſtreiten. Nun hätte ich es für richtiger gehalten — wenigſtens bitte ich, daß das in Zukunft geſchieht —, daß die Summe, die dafür ausgeſetzt iſt, wenn ſie nicht gebraucht wird, einige Jahre hindurch aufgeſpart wird, damit im Falle einer Epidemie das Geld vorhanden iſt und nicht mehr angefordert werden muß. Da ich das Wort habe, möchte ich die Gelegenheit benutzen, den Magiſtrat zu bitten, die Beantwortung meiner Re⸗ ſolution, die am 6. März von der Stadtverordneten⸗ verſammlung angenommen worden iſt, nicht auf die lange Bank zu ſchieben, um uns vielleicht nach Jahr e Irauenſchude — Drucſache Nr. 121 ſur 1912 — und Tag zu erklären: es bleibt alles beim alten. Die zurückgezogen. Stadtverordnetenverſammlung hat dieſe Reſolution