254 allen dieſen Gründen hat man die genannte Summe in den Etat eingeſtellt. Meine Freunde wünſchen dringend, daß der Magiſtrat der Stadtverordneten⸗ verſammlung bald eine Vorlage betreffs Errichtung einer Bedürfnisanſtalt auf dem Platz D unterbreite. Dann habe ich noch einen Wunſch, der die Er⸗ richtung einer Bedürfnisanſtalt am Lietzenſee betrifft. Hier kommt wiederum ein anderes Publikum in Frage. Seinerzeit hat bereits der Bezirksverein Süd⸗ weſt um Errichtung einer Anſtalt dort petitioniert. Dieſe Petition iſt dem Magiſtrat zur Berückſichtigung überwieſen worden. Ich will daran erinnern, daß es dort wirklich not tut, (Glocke des Vorſtehers) — Herr Vorſteher, laſſen Sie mich, bitte, weiter⸗ reden, ich bin gleich fertig — daß es bitter not tut, dort ebenfalls eine Anſtalt zu errichten. Dort ſitzen vom Morgen bis Abend alte Männer, alte Frauen, invalide, geſunde, junge und alte Menſchen, die dort am Lietzenſee, der Perle unſerer Stadt, Er⸗ holung ſuchen. Wenn mal ein kritiſcher Moment kommt, wiſſen die Leute nicht, wohin ſie ſollen. Wir halten daher die Errichtung einer Bedürfnisanſtalt am Lietzenſee für dringend notwendig. Ich bitte Sie, meine Herren, ſich unſerm Wunſche anzuſchließen und den Magiſtrat zu beauftragen, recht bald dieſen Notſtänden abzuhelfen. Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Ich habe Herrn Kollegen Lehmann ausſprechen laſſen; ich bitte aber die nachfolgenden Redner, ſich auf die Be⸗ dürfnisanſtalt zu beſchränken, von der in der Ma⸗ giſtratsvorlage die Rede iſt. Das Stadtbaurat Seeling: Meine Herren! Karnickel bin ich, (Heiterkeit) das die Sache noch einmal angerührt hat. Das Hoch⸗ bauamt erhielt von der Straßenreinigungsdeputa⸗ tion ohne weiteres den Auftrag, eine oberirdiſche Be⸗ dürfnisanſtalt für den Reichskanzlerplatz für die zur Verfügung ſtehende Summe von 20 000 ℳ zu ent⸗ werfen und zur Ausführung vorzulegen. Ich trat der Frage noch einmal näher und glaubte wiederum nicht die Verantwortlichkeit tragen zu können, auf dem Reichskanzlerplatz ein derartiges Bauwerk von ge⸗ forderter Größe hinzuſtellen, ohne auf die Verſchan⸗ delung des Platzes — die meines Erachtens daraus entſtehen würde — nochmals aufmerkſam zu machen. Infolgedeſſen brachte ich die Angelegenheit noch ein⸗ mal zur Sprache, und der Magiſtrat war einſtimmig der Anſicht, daß wir unter allen Umſtänden verſuchen müßten, die Frage hier in der Stadtverordneten⸗ verſammlung zu klären. Meine Herren, wenn Sie eine Ausſchußberatung vornehmen wollen, ſo bitte ich Sie dringend, nicht bloß die Frage der oberirdiſchen Bedürfnisanſtalt, ſondern überhaupt die Frage, ob das eine oder andere gemacht werden ſoll, zu prüfen. Ueberlegen Sie ſich einmal, wie der Reichskanzlerplatz früher ausgeſehen hat! Seine Geſtalt iſt einfach aus den Notwendig⸗ keiten der Grundſtücksteilung entſtanden und wurde dadurch ſo ziemlich zu einem der verunglückteſten Plätze, aus der Not der Zeit. Allmählich iſt es uns gelungen, den Platz ſeiner Bedeutung in der Stadt Sitzung vom 5 Juni 1912 entſprechend anders zu geſtalten. Wir haben ſeine Rückfront von der Stadt aus weſentlich verbeſſert, haben vor allen Dingen die neue Kantſtraße durch eine Diagonalſtraße mit ihn verbunden und damit eine Fortſetzung der Reichsſtraße geſchaffen. Weiter haben wir es nun mit keinem landſchaftsgärtneriſchen Platze zu tun, wie wir deren eine ganze Reihe in der Stadt haben, ſondern mit einem Architekturplatze. Wir haben uns ja nun zunächſt damit geholfen, daß wir nach der neuen Platzerweiterung hin einfach kleine Zwiſchenperrons neben die vorhandenen Parkanlagen gelegt haben. Wenn aber der Platz ſpäter vollſtändig bebaut iſt, auch die Diagonalſtraße nach der Neuen Kantſtraße und der dort projektierte Platz fertig iſt, dann werden Sie der Frage der Ausgeſtaltung des ganzen Platzes näher treten müſſen. Errichten Sie jetzt dort eine oberirdiſche Anſtalt, ſo haben Sie ſich damit einen Pfahl ins Fleiſch geſetzt und wiſſen nicht, was Sie damit anfangen ſollen. In dieſer Gegend können Sie nicht mit einer kleinen Bedürfnisanſtalt von 4 zu 3 oder zu 6 m auskommen. Die verſchiede⸗ nen Deputationen haben ganz klar dazu Stellung ge⸗ nommen. Was wir urſprünglich im Hochbauamt ge⸗ plant hatten, wurde von ihnen als zu klein erachtet, wir mußten die Anlage noch größer geſtalten. Sie ſehen, welchen Umfang das ganze Bauwerk hat, Sie ſehen auch auf dem einen Situationsplan, wie ſym⸗ metriſch der ganze Platz ſich geſtaltet. Es iſt ganz undenkbar, daß ein derartiges Bauwerk von der Größe, die es haben muß, auch wenn die Form noch geändert werden ſollte, nicht ganz dominierend wirkt. Durch Buſchwerk und dergleichen kann man den Ein⸗ druck nicht kaſchieren; das Gebäude wird ins Auge fallen und ungünſtig wirken. Es iſt davon geſprochen worden, daß früher die unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten ſo viel Geld ge⸗ koſtet haben. Meine Herren, wir haben es hier mit einer ganz anderen Anlage zu tun. Bei den früheren Anſtalten haben wir, da dieſe unterhalb des Grund⸗ waſſers liegen, mit Pumpwerken arbeiten müſſen, und das hat unverhältnismäßig hohe Koſten verur⸗ ſacht. Dort am Reichskanzlerplatz werden wir ohne jedes Pumpwerk mit der Kanaliſation ohne weiteres fertig. Ich möchte Sie aus dieſen Gründen dringend bitten, nicht, wie vorgeſchlagen iſt, ohne weiteres die unterirdiſche Bedürfnisanſtalt abzulehnen, ſondern die Frage für alle beide Anſtalten im Ausſchuß zu klären. Man wird in der Lage ſein, im Ausſchuß noch etwas näher auf die Pläne einzugehen, man wird Ihnen das, was wir im Hochbauamt früher geſchaffen haben, vorlegen können. Ich glaube be⸗ ſtimmt, daß ſich auch im Ausſchuß immer mehr die Meinung geltend machen wird, daß es nicht möglich iſt, dort eine oberirdiſche Bedürfnisanſtalt hinzu⸗ bauen. Ich möchte dann noch auf die Anregung ein⸗ gehen, die Bedürfnisanſtalt in der Achſe der Reichs⸗ ſtraße zu errichten. Dafür iſt der Bau auch zu groß. Wir haben ebenfalls erwogen, ob es nicht möglich iſt, ſie dorthin zu bringen. Erſtens liegt ſie dann ſehr ab von der großen Hauptſtraße, von der Bismarck⸗ ſtraße, und zweitens beherrſcht ſie dann die Reichs⸗ ſtraße in einer Weiſe, daß ſie da erſt recht vollſtändig deplaziert erſcheint. Sie hat, wie ſchon geſagt, einen derartigen Umfang, daß ſie nicht etwa wie eine kleine Selterwaſſerbude oder ein kleiner Verkaufsladen aus⸗ ſehen, ſondern die Straße in ganz eminentem Maße beherrſchen würde als weithin ſichtbarer point de vue. Das würde ſowohl für die Rückſeite wie für den