256 nehmigen. Damit werden wir auch zufrieden ſein. Wir werden dann Ihren Willen ausführen, aber übernehmen die Verantwortlichkeit vor der Oeffent⸗ lichkeit nicht. Ich möchte alſo bitten, die ganze Vorlage dem Ausſchuß zu überweiſen und ſich dort namentlich auch über die Plätze, auf welche etwa eine oberirdiſche Be⸗ dürfnisanſtalt hinkommen könne, zu unterhalten. Wir haben uns nach dieſer Richtung im Magiſtrat in mehreren Sitzungen eingehend mit der Frage beſchäf⸗ tigt; es ſind alle möglichen Plätze für eine oberirdiſche Bedürfnisanſtalt vorgeſchlagen worden; wir haben uns jedoch überzeugen müſſen, daß eine oberirdiſche Bedürfnisanſtalt auf den Reichskanzlerplatz auf keinen Fall hingeſtellt werden kann. Entweder liegt ſie außerhalb des Verkehrs, oder ſie ſtört den ganzen architektoniſchen Eindruck des Platzes. Das können wir Ihnen hier nicht erläutern, das muß an der Hand der Pläne geſchehen, vielleicht an Ort und Stelle. Ich möchte Sie alſo bitten, nicht ab irato den Punkt a zu ſtreichen, ſondern beide Punkte der Vorlage in den Ausſchuß zu verweiſen. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren! Ich habe vorhin das Argument gehört, daß die Stadtverord⸗ netenverſammlung ganz prinzipiell ſich dafür ausge⸗ ſprochen habe, daß in Charlottenburg überhaupt keine unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten mehr gebaut werden. (Stadtv. Jolenberg: Wer hat das geſagt?) — Herr Jolenberg. (Stadtv. Jolenberg: Nein, das habe ich nicht geſagt!) — Herr Jolenberg wird ſich ja aus dem ſtenographi⸗ ſchen Bericht überzeugen können, daß davon ge⸗ ſprochen worden iſt, es ſei beſchloſſen worden, keine unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten mehr zu errichten. (Stadtv. Jolenberg: Vom Magiſtrat!) Ich bin in der Sitzung am 6. Dezember nicht zugegen geweſen; ich würde außerordentlich überraſcht ſein, wenn eine derartige Reſolution irgendwie gefaßt ſein ſollte. Ich kann es mir gar nicht vorſtellen. Am 6. Dezember iſt doch nur Beſchluß zu faſſen geweſen über eine ganz beſtimmte Vorlage. Dieſe Vorlage wurde abgelehnt. Bei der Diskuſſion mögen man⸗ cherlei Aeußerungen gefallen ſein, man wolle keine unterirdiſche Bedürfnisanſtalt mehr in Charlotten⸗ burg haben. Aber eine Reſolution, die dahin ging, iſt, wie ich auch aus dem Zwiſchenruf von dem Herrn Kollegen Jolenberg entnommen habe, nicht gefaßt worden. Es wäre ja auch recht unangebracht, der⸗ artige Beſchlüſſe zu faſſen über Dinge, die man gar nicht kennt, lediglich aus einer gewiſſen Verärgerung über ein beſtimmtes ſehr teuer gewordenes Projekt. Man kann immer nur bei jeder Bedürfnisanſtalt von neuem die Frage prüfen: empfiehlt es ſich, eine unter⸗ irdiſche oder eine oberirdiſche zu bauen. Zweifellos liegen eine ganze Reihe Argumente vor, die einer unterirdiſchen Anſtalt den Vorzug geben, denen ge⸗ genüber wieder eine Reihe anderer Argumente ſtehen, die für die oberirdiſche ſprechen. Es läßt ſich gar nicht von der Hand weiſen, daß es z. B. für ältere Leute entſchieden unbequem iſt, eine unterirdiſche Bedürf⸗ Sitzung vom 5. Juni 1912 nisanſtalt aufzuſuchen. Auch läßt ſich zweifellos nicht von der Hand weiſen, daß die unterirdiſchen Anſtalten im allgemeinen teurer ſind als die oberirdiſchen, und daß es vielleicht erwünſcht wäre, in der Flucht der Heerſtraße anſtelle einer einzigen unterirdiſchen viel⸗ gan zwei oder drei oberirdiſche Anſtalten zu er⸗ auen. (Sehr richtig!) Aber das ſind Fragen, die doch immer nur an der Hand eines beſtimmten Projektes geprüft werden können. Wenn nun eine Bedürfnisanſtalt jetzt für den Reichskanzlerplatz in Ausſicht genommen iſt, ſo muß eben an der Hand des Projektes für den Reichs⸗ kanzlerplatz die Frage von neuem geprüft werden: empfiehlt es ſich, hier eine unterirdiſche oder eine oberirdiſche Anſtalt hinzubauen? Da ſpielen eben eine ganze Reihe von Fragen mit hinein, die zu be⸗ achten ſind, nicht nur das Moment, daß die ober⸗ irdiſche Anſtalt billiger würde. Sie würde, wie der Herr Oberbürgermeiſter ausgeführt hat, vielleicht an dieſem Platze beſonders teuer werden; denn wenn der Herr Oberbürgermeiſter meinte: ſo, wie der Platz ausſieht, würde die Anſtalt geradezu den kulminie⸗ renden Punkt des Platzes bilden — ſo ſcheint mir daraus hervorzugehen, daß, wenn die Anſtalt erſt einige Zeit ſteht, Projekte auftauchen werden, nun⸗ mehr den Platz irgendwie auszubauen, um eine an⸗ dere Kulmination, einen andern architektoniſchen Abſchluß zu gewinnen, was uns vielleicht ſehr viel teurer werden würde. Aber das ſind Einzelfragen, die an Hand der Prüfung der ganzen Frage erledigt werden müſſen, und das kann natürlich nur in einem Ausſchuſſe geſchehen. Deshalb halte ich es nicht für angebracht, von vornherein ohne nähere Prüfung zu erklären: auf den Reichskanzlerplatz darf keine unterirdiſche Anſtalt hin⸗ kommen, ſondern genau ſo, wie alle anderen Fragen, die mit dieſer Anſtalt im Zuſammenhang ſtehen, in einem Ausſchuß zu prüfen ſind, genau ſo muß auch die Frage des unterirdiſchen oder ober⸗ irdiſchen Baues in einem Ausſchuß geprüft werden. Stadtv. Gredy: Meine Herren! Ich glaube, daß wir nach dem, was wir gehört haben, dem Magiſtrat den Gefallen tun können, auch die Frage der unter⸗ irdiſchen Bedürfnisanſtalt im Ausſchuß in Erwägung zu ziehen. Ich habe hauptſächlich das Wort erbeten, um die Anregung zu geben, die bereits Herr Kollege Borchardt ſoeben gab, ob es nicht möglich iſt, die Anſtalt vollſtändig von dem Reichskanzlerplatz fern zu halten. Es wird keiner extra dieſen Platz beſuchen wollen, um eine derartige Anſtalt zu benutzen. Ich glaube, es wird eine ſehr lohnende Aufgabe für den Ausſchuß ſein, darüber nachzudenken, ob man nicht in den Seitenſtraßen mehrere oberirdiſche, dem Zweck entſprechende Anlagen errichten ſoll. Stadtv. Jolenberg: Herr Kollege Borchardt ſagte, ich hätte behauptet, daß von uns der Beſchluß gefaßt worden ſei, keine unterirdiſchen Anſtalten mehr zu bauen. Ich glaube nicht, daß ich das behauptet habe. Ich habe aber eben den Herrn Stenographen gebeten, meine Worte feſtzuſtellen. Jedenfalls habe ich ſagen wollen, daß im Jahre 1909 von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung der Beſchluß gefaßt worden