258 Baracke auch nicht genügen. Dann müßten wir auf die Vorkehrungen zurückgreifen, die ſchon getroffen find. Es ſind ja mit dem Roten Kreuz Abmachungen getroffen, daß im Falle des Auftretens einer Epi⸗ demie ſofort Döckerſche Baracken aufgeſtellt werden können. Dieſe Baracke genügt nur für die erſten zwei, drei Tage; es iſt nur eine Sicherheit für die aller⸗ erſten Fälle; aber wir brauchen ſie unter allen Um⸗ ſtänden. Ich bitte Sie dringend, die Vorlage anzu⸗ nehmen. (Bravo!) Stadtv. Vogel: Meine Herren! Am 31. Ja⸗ nuar haben wir ſchon die Vorlage über die Errichtung von ſtändigen Baracken für Infektionskranke bekom⸗ men; ſie iſt damals mit 31 gegen 23 Stimmen ab⸗ gelehnt worden. Der Magiſtrat bringt heute eine ebenſolche Vorlage wieder. Sie haben aber gehört, daß man doch von der Notwendigkeit nicht nur im Magiſtrat, ſondern auch bei der Aufſichtsbehörde, dem Miniſterium für Medizinalangelegenheiten, überzeugt iſt. Das Miniſterium dringt eben — und man kann in dieſem Falle nur ſagen: mit Recht — darauf, daß beſſere Vorkehrungen für plötzlich vorkommende Fälle getroffen werden. Sparſamkeit iſt eine ſehr gute Sache. Wir möchten manchmal, daß noch viel mehr Geld geſpart werde. Aber in ſolchen Fällen iſt die Sparſamkeit ganz verkehrt. (Sehr richtig!) Dadurch, daß man vielleicht 1000 ℳ ſpart, kann man einen großen Schaden von 100 000 ℳ und noch mehr herbeiführen. (Sehr wahr!) Der Gegenſtand iſt ja eigentlich ſchon ausführ⸗ lich erörtert worden; ich brauche das nicht zu wieder⸗ holen. Ich möchte Ihnen nur noch einmal ans Herz legen: Sie wollen ſich wegen der Bedürfnisanſtalt nicht nur von der Sparſamkeit beſtimmen laſſen; in dieſem Falle iſt ſie aber noch viel weniger angebracht. Ich bitte Sie dringend, die Vorlage anzunehmen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Errichtung und Ausſtattung eines Ba⸗ rackenbaues auf dem Gelände des Kranken⸗ hauſes Weſtend, der zur Unterbringung von Cholerakranken und ſonſtigen beſonderen In⸗ fektionsfällen dienen ſoll, werden 30 000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Protokoll vollziehen heute die Stadtv. Scharnberg und Walther. Wir kommen zu Punkt 8 der Tagesordnung: Das Mann, Vorlage betr. Beſchaffung von Blumenſchalen für die Berliner Straße. — Druckſache 172. Berichterſtatter Stadtv. Zander: Meine Herren! Die Vorlage, die der Magiſtrat uns heute bringt, iſt höchſtwahrſcheinlich eine Antwort auf die Anfrage, die meine Fraktion in einer der vorigen Sitzungen geſtellt hat. (Zuruf vom Magiſtratstiſch: O nein!) Sitzung vom 5. Juni 1912 Ich bin zum Berichterſtatter ernannt worden, und⸗ man hat mir die Akten zugeſandt, wahrſcheinlich, da⸗ mit ich mich aus den Akten über die Angelegenheit näher informieren ſoll. Ich habe dies getan und da⸗ bei ganz merkwürdige Feſtſtellungen Sreace in welcher Art und Weiſe die Berliner Straße ſeit Jahren behandelt wird. (Hört, hört!) Im Jahre 1907 hat z. B. ein Anlieger der Berliner Straße an den Magiſtrat die Bitte gerichtet, da er ſeine Wohnungen abſolut nicht vermieten könne, weil die Bäume, die vor ſeinen Fenſtern ſtehen, die Stuben verdunkeln, die Bäume auszuſchneiden. Nachdem zwei Jahre lang nichts geſchehen war, trotzdem eine Antwort, unterzeichnet Matting, Bürgermeiſter, ein⸗ gegangen war, hat er ſich an ein Mitglied der Park⸗ deputation gewandt, und dieſes Mitglied der Park⸗ deputation hat ihm dann geſagt: ja, die große Leiter iſt entzwei, und deshalb konnte die Sache noch nicht gemacht werden. (Heiterkeit.) Ein halbes Jahr ſpäter hat er dann in der Berliner Straße eine Leiter geſehen, die ungefähr bis zum dritten Stockwerk reichte; er ſchreibt dann von neuem an den Magiſtrat und bittet ihn, dieſe Leiter doch zu benutzen, die höchſtwahrſcheinlich ſo weit reichen würde, oder, wenn das nicht ginge, wenn die große Leiter noch nicht fertig ſein ſollte, ſo erböte er ſich, auf ſeine Koſten die große Leiter machen zu laſſen. Daraufhin ſcheinen die ſtädtiſchen Behörden etwas Dampf hinter die Sache gemacht zu haben; man hat Herrn Garteninſpektor Neßler zugeſchrieben, daß er die nötigen Anſtalten machen ſolle. Nachdem 5 Mo⸗ nate in die Welt gegangen waren, befindet ſich in den Akten die Bemerkung: da zu ſchlechtes Wetter war, konnte die Sache noch nicht vorgenommen werden. Das iſt ſo eine Illuſtration, wie die Berliner Straße behandelt wird. Dann kam eine Petition von 1909, von ſämt⸗ lichen Hausbeſitzern der Berliner Straße und den meiſten Mietern. Ich füge hinzu, daß in der Ber⸗ liner Straße ja ſehr viel Wähler der erſten Klaſſe wohnen, z. B. Warſchauer, Siemens, Altgelt, Ge⸗ bauer und ſehr viele Leute, die hohe Steuern in Charlottenburg zahlen und wohl ein geringes An⸗ recht haben, daß man ſie in ihrer Straße nicht voll⸗ ſtändig vernachläſſigt. Auf dieſe Petition, die an⸗ führt, daß wir hinabgeſunken ſind auf eine Dorf⸗ ſtraße, und daß die Fremden ſich darüber luſtig machen, daß als einziger Zierat der Berliner Straße der Abort auf dem Wilhelmsplatz gelten könnte, (Rufe: Au, aul) iſt nichts weiter erfolgt. Herr Stadtrat Stendel hat dann kurze Zeit darauf, wie ich aus den Akten er⸗ ſehen, an Herrn Neßler das Erſuchen gerichtet, ihm ſchleunigſt eine Vorlage zu bringen, endlich einmal 0 der Berliner Straße etwas zu tun. Er ſagt arin: Die Berliner Straße, die alte Hauptſtraße von Charlottenburg, iſt in bezug der gärtneriſchen Ausſchmückung gegen die anderen Straßen weit zurück, und es erſcheint nötig, daß auch in dieſer alten, hiſtoriſchen Straße zur Verſchönerung