Sitzung vom 5. Juni 1912 dern Mal wegen der abſoluten Unſymmetrie der Bäume. Die Bäume ſtehen ſo außerordentlich ver⸗ ſchieden von einander entfernt, daß es keinen ſchönen Anblick gewähren würde, wenn ſie mit Ranken ver⸗ ſehen würden. Was den Kies betrifft, ſo iſt die Wegeunter⸗ haltung nicht eine Angelegenheit der Parkverwaltung. Nun handelt es ſich noch darum, ob wir die linke Seite bepflanzen ſollen. Ja, meine Herren, um die linke Seite — oder die ſüdweſtliche Seite — der Berliner Straße bepflanzen zu können, dazu wäre in erſter Linie erforderlich, daß die Raſenflächen, die wir in früheren Jahren auf der nordöſtlichen Seite bis zur Bordſchwelle erweitert haben, zunächſt auch verbreitert würden. Denn auf den ganz ſchmalen Raſenflächen, die jetzt auf der ſüdweſtlichen Seite ſind, können wir ſchon aus äſthetiſchen Gründen unmöglich dieſe vorgeſchlagenen Kunſtſteinvaſen bzw. Schalen aufſtellen. Die Blumen in dieſen Vaſen oder Schalen würden aber auch ſehr wahrſcheinlich nicht beſonders gedeihen; denn gerade die ſüdweſtliche Seite liegt faſt den ganzen Tag im Schatten. Nun könnte ja ſpäter da auch ein Verſuch gemacht werden. Ob aber überhaupt dieſe Schalen eine ſolche gute Wirkung erzielen werden, wie wir es hoffen, meine Herren, das iſt doch noch ſehr die Frage; da muß zu⸗ nächſt doch einmal ein Verſuch gemacht werden. Ich erinnere Sie daran, — und gerade diejenigen Herren, welche die Berliner Straße genau kennen, wiſſen es — daß die Berliner Straße eine unzählige Anzahl von Maſten hat. Gerade dieſe elektriſchen Maſten er⸗ ſchweren es ſo überaus, die Schalen ſymmetriſch oder doch wenigſtens in einer gewiſſen Symmetrie anzu⸗ bringen. Ich möchte Sie alſo bitten: laſſen Sie es ruhig einmal bei den 1500 ℳ. Wir wollen ja in dieſem Jahre nur einen Verſuch machen. Gelingt der Ver⸗ ſuch, ſo wird die Parkdeputation und der Magiſtrat mit einer erneuten Vorlage kommen. Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Ich möchte mich nur gegen die Aeußerungen wenden, die Herr Kollege Zander in vorwurfsvoller Weiſe gegen die Parkdeputation gerichtet hat. Er begründete ſie mit den Behauptungen, die ja von dem Herrn Stadtrat, dem Vorſitzenden der Parkdeputation, ſchon wider⸗ legt ſind. Daraus, daß Herr Kollege Zander nicht wußte, daß tatſächlich die Verſuche ſchon zwei Jahre ſtattgefunden haben, macht er der Parkdeputation den Vorwurf, daß ſie nachläſſig in der Sache vorgehe. Im übrigen ſagt Herr Kollege Zander, daß die Park⸗ deputation auch geſagt hat, das wäre in der Berliner Straße nicht nötig. Im Anſchluß daran gibt er allerdings bekannt, was die Parkdeputation be⸗ ſchloſſen hat, nämlich daß ſie den Magiſtrat erſucht, ihr 2500 ℳ für die Berliner Straße zu bewilligen. Das iſt doch zweifellos ein Widerſpruch, den ich mir nicht ohne weiteres erklären kann. Wenn jemand ſagt: das iſt nicht nötig, und gleichzeitig 2500 % bewilligt verlangt, dann kann doch eins nicht ſtimmen. Da poſitiv von der Parkdeputation 2500 ℳ. ver⸗ langt ſind, ſo kann ſie eben nicht auf dem Stand⸗ punkt geſtanden haben, den Herr Kollege Zander charakteriſiert. Im Gegenteil, die Mitglieder der Parkdeputation werden mir beſtätigen, daß wir uns mit dem größten Intereſſe mit dieſer Frage beſchäftigt haben, und daß die allerweitgehendſten Vorſchläge gemacht worden ſind. Alſo da iſt Herr Kollege Zander ganz entſchieden auf dem Holzwege. 261 Ich ſtimme ihm in einem anderen Punkte da⸗ gegen ſehr zu, nämlich darin, was das Ende ſeiner Rede war, die 1500 ℳ zu erhöhen. Das hat ja die Parkdeputation auch gewünſcht. Wir wären viel lieber mit noch höheren Anträgen an ſie herange⸗ gangen. Da es ſich aber um Verſuche handelt, haben wir uns mit den 2500 ℳ beſchieden. Die Park⸗ deputation wäre auch ſehr dankbar, wenn ſie be⸗ willigt worden wären. Mir perſönlich — und ich glaube, auch im Namen der übrigen Mitglieder der Parkdeputation zu ſprechen — wäre es viel lieber, wenn die 1000 ℳ von den 2500 ℳ nicht geſtrichen wären. Wenn die Verſuche überhaupt zu einem Ziele führen, ſo wäre es ſicher richtig, daß nicht nur die eine Seite die Käſten erhält, ſondern daß auch die andere Seite bedacht wird. Das iſt ein Punkt, der ſo klar iſt, daß ſich Herr Kollege Zander dar⸗ über beruhigen kann: man wird nicht auf der einen Seite es machen und auf der anderen Seite nicht. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren! Ich möchte nicht, daß die ſtark übertriebene Schilde⸗ rung über die Minderwertigkeit der Berliner Straße aus dieſem Saale hinausgeht, ohne daß ihr ein nach⸗ drücklicher Widerſpruch vom Magiſtratstiſch aus entgegengehalten wird. Die Berliner Straße ſtammt aus dem alten Charlottenburg; ſie iſt ſeiner⸗ zeit als Dorfſtraße angelegt und als Dorfſtraße über ein Jahrhundert hindurch gepflegt worden, und zwar als eine ſchöne Dorfſtraße, die mit breiten und ſchönen Alleen angelegt iſt. Nun hat ſich ſeit dem Jahre 1870/71 Charlottenburg entwickelt, und zwar ganz anders entwickelt, als die Anlage der alten Stadt Charlottenburg mit der Dorfſtraße Berliner Straße gedacht war. Die Entwicklung iſt ganz andere Wege gegangen: ſie iſt nach dem Grunewald ge⸗ gangen; ſie iſt von Berlin aus von Oſten gekommen und nach Weſten gegangen, und hat den Kurfürſten⸗ damm geſchaffen und die Kantſtraße und die Bis⸗ marckſtraße. Wir haben naturgemäß der Entwick⸗ lung des Verkehrs folgen müſſen, wie er ſich von Berlin aus durch Charlottenburg fort bewegte. Wir wären töricht geweſen, wenn wir uns dagegen ge⸗ ſtemmt hätten und wenn wir verſucht hätten, die Berliner Straße zu einem Mittelpunkt des großen ſtrömenden Verkehrs zu machen. Wir wären nicht ſtark genug dazu geweſen. Wir mußten erfaſſen, was die natürliche Entwicklung verlangte. Die Ber⸗ liner Straße hat ſich alſo infolge ihrer Lage nicht ſo entwickelt, wie wir es wünſchen. Ich bin der An⸗ ſicht, daß ſie ſich überhaupt erſt entwickeln wird, wenn der Stadtteil nördlich der Spree aufgeſchloſſen wird, wenn erſt ein Hinterland geſchaffen wird, das kauf⸗ kräftige Bewohner hat. (Sehr richtig!) Der Magiſtrat kann das nur fördern, und daß er es fördert, erſehen Sie daraus, daß er jenſeits der Spree für 3½2 Millionen einen Teil der Jungfern⸗ heide gekauft hat und Vorſorge getroffen hat, daß ſich der Stadtteil nördlich der Spree entwickelt. Sehen Sie ſich bei der regen Bautätigkeit in Char⸗ lottenburg die Berliner Straße an: ſie ſtockt; in den 13 Jahren, die ich hier bin, iſt kaum ein neues Haus dort gebaut. Die Wähler der erſten Klaſſe wohnen in den alten Villen. Daß die Leute nicht hierher ſ ziehen, liegt daran, daß die Wohnungen nicht dem