262 heutigen Wohnbedürfnis genügen. Ich kenne die Berliner Straße, bin ſelbſt, als ich vor 13 Jahren hierher kam, bemüht geweſen, dort eine paſſende Wohnung zu finden, aber vergebens. Dazu reichten meine Mittel nicht, um mir eine Villa zu mieten. Die Miethäuſer aber ſind alt und entſprechen nicht dem heutigen Bedürfnis. Jetzt, ſcheint es mir, fängt die Sache bereits an ſich zu ändern, man fängt an, Neubauten in der Berliner Straße zu errichten, und ich hoffe, daß wir bereits am Anfang einer günſtigen Entwicklung der Berliner Straße ſind. Aber, wie geſagt, dieſe Entwicklung wird erſt voll einſetzen, wenn die Berliner Straße ein günſtiges Hinter⸗ land hat. Nun ſagt Herr Stadtv. Zander, wir täten nichts für die Berliner Straße. Das iſt unrichtig. Die Berliner Straße iſt heute keine Dorfſtraß e mehr, wie Herr Zander ſie bezeichnet hat, ſondern eine ſehr ſchöne Großſtadtſtraße, ſie iſt eine der ſchönſten Straßen, die wir haben, mit breitem Fahr⸗ damm, mit ſchönen Promenaden und vierzeiligen Alleen und mit einem Baumſchmuck, wie wir ihn kaum am Kurfürſtendamm haben. Das iſt ein großer Schmuck der Berliner Straße. Wir können ſtolz auf ſie ſein. Sie iſt weit entfernt, eine Dorfſtraße zu ſein; ich möchte das Wort Prachtſtraße nicht gerne ausſprechen; ſie iſt aber jedenfalls eine hervorragende Straße in dem Städtebilde mit ihrer langen Zeile, mit der ausgezeichneten Beleuchtung, die ſie hat — ſie iſt eine der erſten, wenn nicht die erſte Straße in Charlottenburg mit elektriſcher Beleuchtung — ſie hat einen wunderhübſchen Ausblick auf das Königliche Schloß; das Kaiſer⸗Friedrich⸗Denkmal ſteht an der Straße. Kurz, es iſt nicht richtig, daß wir nichts für die Berliner Straße getan haben. Im Gegenteil, wir haben ſie wie unſer Schoßkind ge⸗ päppelt, möchte ich ſagen. Nun, meine Herren, die Blumen! Als ich hier⸗ her lam und die Anregung gab, daß wir auf die grünen Raſenſtreifen der Straßen Blumen pflanzen ſollten, in der Tauentzienſtraße, in der Kleiſtſtraße, und als die Anregung zur Tat wurde, hat der da⸗ malige Gartendirektor Mächtig in Berlin ein ab⸗ fälliges urteil über die Blumen gefällt und hat, wie mir berichtet iſt, geſagt: Blumen gehören nicht auf die Straße. Ich habe mich nicht dadurch beirren laſſen. Wir ſind weiter fortgeſchritten in dieſer Richtung, und wir haben geſehen, daß die Abſicht, Farbe in das Straßenbild hineinzubringen, gerecht⸗ fertigt war. Wir ſind den Weg weiter gegangen; wir haben geſagt: Blumen gehören überall hin, wo ſie des Menſchen Auge und Herz erfreuen. Nur dürfen ſie auf der Straße den Verkehr nicht hindern. Heute wandeln die Berliner dieſelben Wege und pflanzen auf ihren Straßen auch Blumen. Aber, meine Herren, eine Blume gehört nur dahin, wo ſie gedeihen kann; (Sehr richtig!) ſie gehört nicht in den Schatten; ohne Sonne kann eine Blume nicht leben. Es wäre falſch, im Schatten dichter Bäume Blumen zu pflanzen; ſie gedeihen dort nicht. Der beſte Beweis dafür iſt, daß wir auf dem Kurfürſtendamm keine Blumen haben. Auf dem Kurfürſtendamm gedeihen unter dem immer⸗ währenden Schatten nicht einmal die Liguſterhecken, die wir dort haben. Es wäre alſo direkt falſch, wollte — Sitzung vom 5. Juni 1912 man an eine Stelle Blumen hinſetzen, wo ſie nicht gedeihen, wollte man alſo im Schatten Blumen pflanzen. Man kann ſich vielleicht denken, daß die Blumen trotzdem auf der einen Seite, auf der die Sonne ſcheint, gedeihen, und wir haben nach dieſer Richtung den Wünſchen der Anwohner der Berliner Straße, die durchaus Blumen wünſchten, Rechnung getragen. Wir haben nicht, wie Herr Zander ſagte, nicht den Willen, die Blumen dahin zu ſetzen, ſon⸗ dern wir haben im Gegenteil bewieſen, daß wir den Willen haben, den Wünſchen der Anwohner der Ber⸗ liner Straße nachzukommen, und haben gegen unſere beſte Ueberzeugung Blumen gepflanzt, und wir haben geſehen, daß ſich das nicht bewährt, daß die Blumen nicht vorwärts kommen; ſie gehen ein, ſehen unan⸗ ſehnlich aus. (Berichterſtatter Stadtv. Zander: Ich beweiſe das Gegenteil!) — Ja, die Anſichten ſind verſchieden. Das, was ich ſage, ſind die Anſichten der Sachverſtändigen. Herr Zander will zwar Sachverſtändiger ſein; (Berichterſtatter Stadtv. Zander: Darin beſtimmt!) aber ich traue dem Urteil der Sachverſtändigen mehr! Ich habe ſelber geſehen, daß die Blumen einen unanſehnlichen Eindruck machen, und das dient dann nicht zur Zierde der Straße, wenn Blumen unanſehnlich ausſehen; ſie müſſen kräftig und friſch ausſehen. Nachdem dieſer Verſuch mißlungen iſt, haben wir verſucht, auf andere Weiſe den Wünſchen der An⸗ wohner nachzukommen. Wir wollen den Verſuch mit Vaſen machen. Gegen die Vaſen haben ſich im Ma⸗ giſtrat ſehr lebhafte Bedenken geltend gemacht. Es iſt ſehr zweifelhaft, ob eine lange Reihe von Vaſen neben den, wie Herr Stadtrat de Gruyter ſchon erwähnte, vielen Stangen, Laternenpfählen überhaupt das Straßenbild ruhiger und freundlicher geſtaltet. Ich habe lebhafte Bedenken dagegen; ich glaube, man wird nur an einzelnen Punkten Vaſen aufſtellen können. Aber wenn die Parkdeputation wünſcht, Verſuche zu machen, nun gut, ſo wollen wir ihr die Mittel be⸗ willigen. Wir haben aber nicht die 2500 rℳ bewilligt, ſondern meinen, die Verſuche werden für 1500 % reichlich zur Zufriedenheit angeſtellt werden können. Die Vaſen ſollen nach dem Urteil der Parkdeputation nicht aus Hausſteinen, ſondern aus Zement hergeſtellt werden. 3000 ℳ wollen wir nicht ausgeben, wenn ſie bewilligt werden ſollten; wir werden, glaube ich, die 1500 ℳ nicht einmal ausgeben. Aber wir werden den Verſuch machen; dann werden wir den Erfolg be⸗ urteilen können und danach uns entſchließen, ob wir die Ausſchmückung der Straße in der Weiſe aus⸗ führen werden oder nicht. Ich habe vor allen Dingen das Wort ergriffen, um der Anſicht des Herrn Stadtv. Zander, daß wir die Berliner Straße wie ein Stiefkind behandeln, daß wir nicht den Willen hätten, etwas für die Berliner Straße zu tun, energiſch zu bekämpfen, um das Ge⸗ genteil nachzuweiſen. Was nun die Vorlage des Magiſtrats betrifft, ſo glaube ich, daß es genügen wird, 1500 ℳ für die Ver⸗ ſuche zu bewilligen. Wir werden, wie Herr Kollege de Gruyter ſchon ſagte, wenn die Verſuche günſtig ausfallen, Ihnen im nächſten Jahre eine Vorlage