266 Charlottenburg, gefaßte Reſolution betr. Arbeits⸗ loſenverſicherung. Wir treten in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Mitteilung betr. Neupflaſterung von Straßen. — Druckſache 178. Stadtv. Jolenberg: Meine Herren! Nach dem Beſchluſſe der Gemeindekörperſchaften iſt der Ver⸗ waltungsüberſchuß für 1911, ſoweit er eine Million überſteigt, für Neupflaſterungen zu verwenden. Der Verwaltungsüberſchuß beträgt 1 361 000 ℳ, alſo ſind 361 000 %%ℳ für Neupflaſterungen verfügbar. Der Magiſtrat macht nun eine entſprechende Mitteilung unter Nr. 1 der Vorlagen unſerer Tagesordnung. Außer dieſen 361 000 ℳ ſind — und das möchte ich noch hervorheben — bereits in den Etat 345 400 %ℳ für Neupflaſterung der Sophie⸗Charlotte⸗Straße und der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße eingeſtellt, ſo daß alſo im ganzen in dieſem Jahre 706 000 ℳ für Neu⸗ pflaſterungen verwendet werden ſollen. Im Jahre 1911 wurden infolge des glänzenden Abſchluſſes von 1910 für dieſen Zweck 603 000 ℳ eingeſtellt, im Jahre 1910 im ganzen 78 300 ℳ und im Jahre 1909 141 000 ℳ. Sie ſehen daraus, daß für dieſes Jahr eine bei weitem höhere Summe eingeſtellt worden iſt als in den vergangenen Jahren. Trotzdem alſo der Steuerſatz nicht erhöht worden iſt, haben wir auch in dieſen Jahren ſogar in erhöhtem Maße die ſozialen Aufgaben unſerer Stadtgemeinde auf dieſem Gebiete vollauf erfüllen können. Bei dieſer Gelegenheit, meine Herren, glaube ich mit Genugtuung darauf hinweiſen zu dürfen, daß die optimiſtiſche Auffaſſung der Stadtverordneten⸗ verſammlung in bezug auf das Etatsjahr 1911 rich⸗ tig war, und daß die Befürchtungen, die der Magi⸗ ſtrat gelegentlich unſerer Etatsberatung inbezug auf das Ergebnis des vergangenen Jahres ausgeſprochen hat, glücklicherweiſe nicht eingetroffen ſind. — (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Punkt 2 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Rathausturmuhr. Druckſache 179. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 3 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Stand des Nachhilfeunterrichts. Druckſache 180. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Dieſe Sache hat uns ſchon im Etatsausſchuß beſchäftigt. Da wurde darauf hingedeutet, daß bereits im Etatsaus⸗ ſchuß des Jahres 1911 der Wunſch nach einer Statiſtik des Nachhilfeunterrichts laut geworden, aber noch nicht erfüllt worden ſei. Nun liegt uns heute ein Bericht über den Stand des Nachhilfeunterrichts vor. Ich darf im Namen meiner Freunde ſagen, daß wir nicht in allen Punkten, in denen wir es gewünſcht hätten, die nötige Aufklärung erhalten haben. So heißt es z. B. auf Seite 230 im Schlußſatz: „doch ſteht eine genauere Zahlenangabe nicht zur Ver⸗ fügung“. Von wem ſollen wir die genaue Zahlenangabe bekommen, wenn nicht vom Schuldezernat? An meh⸗ reren Stellen wird auf das Statiſtiſche Amt hinge⸗ wieſen. Wenn das Statiſtiſche Amt auch die Grund⸗ Sitzung vom 19. Juni 1912 lage für die Darſtellung der Schulverhältniſſe bietet, dann ſcheint es mir geboten, daß wir überhaupt das Statiſtiſche Amt dafür in Anſpruch nehmen; denn ſpezifiziert ſind die Angaben, die wir über den Nach⸗ hilfeunterricht hier erhalten, nicht in jeder wünſchens⸗ werten Beziehung. Außerdem läßt ſich im vorliegen⸗ den Berichte die geübte Hand des Amtsſtatiſtikers ver⸗ miſſen; ich hätte gewünſcht, daß uns in ganz anderer Weiſe Aufklärung gegeben wäre. Es wird hier die Verwunderung ausgeſprochen, daß die Größe der Zahl derer, die längere Zeit am Nachhilfeunterricht teilgenommen haben, überraſcht habe. Uns hat das ſchon viel früher überraſcht; da⸗ her unſere Interpellationen! Dann aber wird auf die günſtige Einwirkung des Nachhilfeunterrichts auf das Reſultat der Ver⸗ ſetzungen hingewieſen. Ueberſehen iſt dabei, daß den Grundklaſſen außer der Einwirkung des Nachhilfe⸗ unterrichts auch noch die Entlaſtung durch die Kin⸗ dergärten zugute kommt, ganz zu ſchweigen von der eventuellen Ueberweiſung von Jahresrepetenten in die B⸗Klaſſen. Es heißt dann auf Seite 231, Abſatz 1, daß ſeit Oſtern oder Michaelis 1910 an einer — von uns unbeabſichtigten — Dauer des Nachhilfeunterrichts 4 % der Kinder teilgenommen haben. Das iſt ein böſer Druckfehler an der entſcheidenden Stelle. Es muß nämlich heißen: 40 %. Wir erfahren ferner, daß 164 Kinder länger als fünf Vierteljahre Nachhilfeunterricht gehabt haben. Wir erfahren nicht, wie es mit dem Nachhilfeunterricht in den B⸗Klaſſen ſteht. Es heißt, es wäre ſchwer, dieſen von dem in den N⸗Klaſſen im Berichte zu trennen. Ich hatte im Anſchluß an die Etatsverhandlungen in der Sitzung vom 6. März dieſes Jahres eine ſpezi⸗ fizierte Nachweiſung gerade über den Nachhilfeunter⸗ richt in den B⸗Klaſſen gewünſcht unter Angabe ſeiner Dauer bei den einzelnen Kindern und mit Nennung der Namen der betreffenden Kinder und Beifügung der Ergebniſſe ihrer Unterſuchungen durch die Schul⸗ ärzte. Das vermiſſe ich in dieſen Ausführungen. Auf die Schulärzte iſt ſo gut wie gar nicht hin⸗ gewieſen; dagegen ſind die Aeußerungen der Ge⸗ meindeſchulleiter, Lehrer und Lehrerinnen erwähnt worden. Ich muß ſagen, gerade die Schulärzte ſcheinen hier doch zweifellos objektive Urteiler ſein zu können, während man die gleiche Objektivität nicht von denen erwarten und denen zumuten dürfte, deren Arbeit nicht nur in pädagogiſcher, ſondern auch in wirtſchaftlicher Beziehung belohnt wird. Das ſind alſo eine ganze Reihe von Punkten, die meine Freunde geklärt wünſchen. Wir ſchlagen des⸗ halb vor, einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern ein⸗ zuſetzen, und möchten uns dabei der Hoffnung hin⸗ geben, daß der Magiſtrat einem Wunſche von uns willfahrt, nämlich dem, daß zu den Arbeiten dieſes Ausſchuſſes Herr Stadtrat Dr. Gottſtein als Ver⸗ treter der Schulärzte und der Leiter unſeres Stati⸗ ſtiſchen Amtes hinzugezogen werden. Ich bitte Sie, meine Herren, für dieſen Ausſchuß von 15 Mitglie⸗ dern zu ſtimmen. Stadtv. Rieſenberg: Ich habe im Namen meiner Freunde ganz kurze Ausführungen zu machen. Auch meine Freunde ſind der Meinung, daß für dieſe ſchwierige und verantwortungsvolle Materie ein Aus⸗ ſchuß unbedingt notwendig ſei. Uns leiten dabei in der Hauptſache drei Gründe. 4 Erſtens haben wir dabei an eine Miniſterialver⸗ fügung gedacht, die allerdings nur für die höheren