Sitzung vom 19. Juni 1912 rung, die denkbar ſind, hat ſich mir aus der Arbeit für die Schulen unſerer Stadt bisher nur eine als zuverläſſig herausgeſtellt, nämlich die Differenzierung von geſunden und kranken Kindern. Wir werden alſo durchaus mit den Aerzten Hand in Hand zu gehen haben. Die andere Frage iſt die pädagogiſche: unter welchen Umſtänden iſt der Nachhilfeunterricht nötig und wünſchenswert? — mit der zuſätzlichen: unter welchen wird er unnötig und überflüſſig? Die Ant⸗ wort auf dieſe letztere Frage bedeutet zugleich eine wirtſchaftliche Erſparnis aus pädagogiſchen Gründen und löſt das Problem: billig und gut! Stadtv. Rieſenberg: Ich hätte ſehr gern ge⸗ ſehen, wenn der Herr Stadtſchulrat auf meine Frage eingegangen wäre, ob die A⸗Klaſſen für Charlotten⸗ burg und unter welchen Modifikationen ſie genehmigt worden ſind. Das iſt eine Frage, die die ganze Bür⸗ gerſchaft und beſonders die Lehrerſchaft ſo intereſſiert, daß ich wohl wünſchte, daß ſie heute beantwortet würde. Stadtſchulrat Dr Neufert: Die A⸗Klaſſen ſind von dem Herrn Miniſter genehmigt worden, und zwar ich habe die Verfügung leider nicht hier — ſo⸗ viel ich mich erinnere, in der Form: der Herr Miniſter iſt damit einverſtanden, daß die Verſuche, welche die Stadt Charlottenburg zur Hebung ihrer Volksſchulen anſtellt, weiteren Fortgang nehmen, und er geht dann näher auf die A⸗Klaſſen ein. Ich werde die Ver⸗ fügung holen laſſen und werde ſie auf den Tiſch des Hauſes legen. Sie iſt mehrere Seiten lang und ent⸗ hält auch Einzelheiten, die vielleicht doch die Ver⸗ ſammlung nicht ſo intereſſteren würden. Dem Herrn Stadtv. Schwarz muß ich noch er⸗ widern, daß der Paſſus bezüglich der 4% beteiligter Schüler anders zu interpretieren iſt. Ich habe zu⸗ nächſt auseinandergeſetzt: 15 000 Kinder hätten im Bedarfsfalle des Nachhilfeunterrichts teilhaftig werden können. Von den 3775 Schülern, welche tat⸗ ſächlich am Nachhilfeunterricht teilgenommen haben, waren einige, welche nur vier Wochen lang, andere, welche längere Zeit Unterricht hatten und dann wieder entlaſſen wurden; „die übrigen 1596 Kinder“ — fahre ich dann fort — „genoſſen z. 3. der Umfrage im Februar 1911 noch Nachhilfeunterricht.“ Es ſind alſo die, Kinder mit ſchon abgeſchloſſenem Nachhilfe⸗ unterricht ſolchen mit noch fortdauerndem gegenüber geſtellt. „Von dieſen letzteren“ — das Fürwort be⸗ zieht ſich auf die im letzten Abſatz genannten Kinder, bei welchen der Nachhilfeunterricht noch fortdauerte — haben 631 Kinder damals ſchon ſeit längerer Zeit Unterricht genoſſen, und dieſe 631 bezeichne ich als 4% von denjenigen Schülern, welche überhaupt bei Erteilung des Unterrichts in Betracht kamen, das heißt: 4% von den drei Abſätze vorher angegebenen 15 000 Kindern. Die Unterſcheidung von geſunden und kranken Schülern wird auch von Herrn Stadtv. Schwarz an⸗ erkannt, und er möchte gewiß gern für die Kranken etwas tun. Nun, meine Herren, eine große Anzahl von kränklichen Kindern iſt in den B⸗Klaſſen ver⸗ einigt, und für dieſe kann gegenwärtig in der Wald⸗ ſchule noch nicht in der Weiſe geſorgt werden wie für die anderen, die in den normalen Klaſſen vereinigt ſind. Da erlaube ich mir der Verſammlung zu empfehlen, was ich auch anderweitig ſchon empfohlen habe: auch den Kindern der B⸗Klaſſen die Wohltat der Waldſchule zuteil werden zu laſſen. Das iſt ein Weg, auf dem wir uns vielleicht finden können. 269 (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Dr Borchardt, Dr. Byk, Dr Damm, Klau, Dr Landsberger, Neu⸗ kranz, Neumann, Otto, IDr Perl, Rieſenberg, Schwarz, Dr. Stadthagen, Vogel, Wöllmer und Zietſch.) Veertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage betr. Schuppen zur Unterbringung gefallener Zugtiere. — Druckſache 181. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats wie folgt: 1. Auf dem ſtädtiſchen Grundſtück Charlotten⸗ burger Ufer 49 iſt ein Schuppen zur vor⸗ läufigen Unterbringung gefallener Zugtiere, die durch die Feuerwehr von der Straße fort⸗ geſchafft werden, zu errichten. 2. Die erforderlichen Mittel von rund 4000 ℳ werden aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beitrag zur Nationalflugſpende. Druckſache 182. Berichterſtatter Stadtv. Jachmann: Meine Herren! Die ſtetige Entwicklung der Luftfahrt, wie wir ſie heute beobachten können, und die bewunderns⸗ wert großartigen Erfolge auf dieſem Gebiete in den letzten Jahren, haben den Beweis erbracht, daß die Herrſchaft über die Luft, daß die Wege über der Erd⸗ oberfläche den Menſchen freigegeben ſind. Damit iſt aber zugleich auch ausgeſprochen, daß die Förderung des Flugweſens zu den dringenden Kulturaufgaben gehört, wie es in unſerer Vorlage ganz richtig heißt. Aber die Löſung dieſer Kulturaufgabe geht wohl allerdings über die Macht ſtaatlicher Verpflichtung und über die Kraft behördlicher Einwirkung hinaus. In dieſer Erkenntnis ſetzte jene, uns allen bekannte Bewegung ein, die ſchließlich unter Führung des⸗ Prinzen Heinrich von Preußen zur Gründung eines Reichskomitees führte zwecks Schaffung einer Nationalflugſpende. Dieſe Nationalflugſpende bzw. ihr Ergebnis ſoll Verwendung finden zur techniſchen und wiſſenſchaftlichen Durchdringung des Flugweſens, zur Vervollkommnung deutſcher Flugapparate, zur Veranſtaltung nationaler Wettbewerbe, zur Ausbil⸗ dung deutſcher Flieger und zur Fürſorge für ſie und ihre Familien. Meine Herren! Es iſt wohl keine Schwäche und verrät kein Geheimnis, wenn man offen ausſpricht, daß der deutſche Flugzeugmotor noch nicht vollinhalt⸗ lich leiſtungsfähig iſt. Andere Nationen ſind uns hier entſchieden voraus. Das mag verwunderlich klingen, wenn man bedenkt, daß Deutſchland auf allen Gebieten der Technik, und nicht zuletzt im Maſchinen⸗ bau, an erſter Stelle ſteht; aber es iſt nun einmal ſo. Anderſeits iſt ebenſo ſicher, daß es nur der geeig⸗ neten Mittel bedarf, um auch hier das Beſte zu ſchaf⸗ fen und das deutſche Flugweſen auf eine Höhe zu bringen, daß es allen Anforderungen, die im Kriege 1 Frieden daran zu ſtellen ſind, gerecht werden ann. Meine Herren! Wir können mit Stolz darauf hinweiſen, daß ſich todesmutige Flieger, und nicht zum mindeſten aus den Reihen der Offiziere und Unteroffiziere unſerer Armee, melden; auch die Aus⸗ bildung unſerer Mannſchaften wird ſchließlich keinen