Sitzung vom 19. Juni 1912 dieſe andern wichtigen Gegenſtände in allerſpäteſter Stunde erledigen, während es nach der Tagesordnung umgekehrt ſein ſollte, und widerſpreche einer Um⸗ ſtellung. Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Es bleibt alſo bei der Tagesordnung, wie ſie vorliegt. Wir kommen zu Punkt 11: Vorlage betr. Beteiligung an der Errichtung eines deutſchen Stadions. Druckſache 188. Berichterſtatter Stadtv. Neukranz: Meine Herren! Die Vorlage hat eine ziemlich lange Ge⸗ ſchichte. Seit dem Jahre 1907 wird bereits über die Anlage des Stadions verhandelt, ſeit der Anlage der Rennbahn im Grunewald. Der Gegenſtand hat ſehr viele Wandlungen durchgemacht. Es war urſprüng⸗ lich eine ſehr große Anlage projektiert, und Berlin und die Vororte ſollten dazu beitragen. Eine Zeit⸗ lang vertagte ſich dann die Sache. Unſer Herr Ober⸗ bürgermeiſter brachte wieder etwas Leben hinein und ſtellte Anfragen darüber; aber die einzelnen Ant⸗ worten liefen ſo ſpärlich ein, daß zwiſchen den ein⸗ zelnen Sitzungen ein halbes Jahr, ein Jahr verging, und ſchließlich wurde die Zahl der dafür intereſſierten Perſonen immer geringer. Nachdem nun ein gutes Projekt in Höhe von 3 Millionen für die ganze An⸗ lage ausgearbeitet war, zeigte ſich, daß ſich von den Teilnehmern noch mehr zurückzogen, und man ſah ſich ſchließlich veranlaßt, das Projekt ſo zuſammen⸗ zuſtreichen, wie es Ihnen jetzt vorliegt. Dieſe Vor⸗ lage iſt erſt im Juni dieſes Jahres zuſtande gekommen und daher ſo ſpät an uns Stadtverordnete gelangt. Es ſind weſentliche Teile weggelaſſen worden, und ich bedaure lebhaft, daß ſie herausgeſtrichen worden ſind. Es iſt z. B. die große Anlage einer Badeanſtalt zu beiden Seiten des großen Schwimm⸗ baſſins geſtrichen worden, in der den Benutzern des Stadions Gelegenheit zu allen möglichen Bädern ge⸗ geben werden ſollte. Es iſt möglich geworden, die Vorlage auf 2 Mil⸗ lionen Mark herunterzubringen. Von dieſen 2 Mil⸗ lionen hat der Unionklub ſich verpflichtet 800 000 ℳ a fonds perdu auf ſeine Kappe zu nehmen, und nur 1 200 000 ℳ ſind übrig geblieben, für die der Union⸗ klub eine gewiſſe Garantie von uns verlangt. Wäh⸗ rend der Magiſtrat früher gewillt war, einen feſten Zuſchuß von 5 bis 10 000 ℳ zu bewilligen, iſt er auf dieſen neuen Vorſchlag eingegangen und bittet uns, 15 000 ℳ zum Garantiefonds zu zeichnen. Es iſt eine neue Berechnung gemacht worden, und wenn ich auch der Angabe peſſimiſtiſch gegenüberſtehe, daß die 30 000 Plätze jemals beſetzt ſein werden, ſo glaube ich, da 50 bis 60 % von der Einnahme abgeſtrichen ſind, daß eine leidliche Einnahme zuſtande kommen wird. Dadurch, daß jetzt Charlottenburg allein be⸗ teiligt iſt, haben wir den großen Vorzug, daß wir, wenn die Bahn nicht benutzt wird, Herren derſelben ſind. Es ſind uns bereits in der Anlage 120 Tage garantiert, an denen wir den ganzen Tag über die Bahn benutzen dürfen. Ich glaube aber ſicherlich, daß eine größere Anzahl von Tagen herauskommt; wenn wir den März noch hinzuzählen, in dem keine ſportlichen Veranſtaltungen ſind, und noch bis in den de hinein rechnen, 0 kommen ſicherlich 150 Tage raus. 281 Nun könnte man ſagen, daß im Intereſſe der ſportlichen Vereine und der Schulen eine Feſtlegung der Tage nötig iſt. Das wird aber auch geſchehen. Denn die ſportlichen Veranſtaltungen werden ſchon im Winter feſtgelegt, die Tage werden beſtimmt, ſo daß den Schulen dieſe Tage vollkommen bekannt ſind; ebenſo werden auch die Renntage bereits in den Win⸗ termonaten feſtgeſetzt. Sie treffen meiſtens auf den Sonntag, und es ſteht uns der Sonntagvor⸗ mittag, der für unſere Sportvereine auch ſehr wichtig iſt, bis nachmittags 2 Uhr zu Verfügung. Ich will gleich bemerken, daß ich den Wunſch habe, die Vorlage in einen Ausſchuß zu ſchicken; ich will mich deshalb kurz faſſen und nur noch wenige Wünſche äußern. Ich habe den Wunſch geäußert, daß an den Renntagen die Bahn auch nach 7 Uhr abends zur Verfügung ſteht, ſo daß auch dann noch viele Leute ſich ſportlich betätigen können. Ich komme zu der finanziellen Seite. Es klingt hoch, wenn wir einen Zuſchuß von 15 000 ℳ geben ſollen. Meine Herren, es ſind zunächſt auf Wunſch des Magiſtrats der Preußiſche Staat und das Reich veranlaßt worden, größere Summen zu geben. Sie haben ſich verpflichtet, der Staat, 25 000 ℳ, und das Reich, 10 000 ℳ zu geben, und nicht wie wir, daß dieſe Summen ratenweiſe verteilt werden, ſondern ſie zahlen feſte Summen.“ Nur das Defizit, das nach den feſten Einnahmen übrig bleibt, ſoll von Char⸗ lottenburg garantiert werden bis zum Maximalbe⸗ trage von 15 000 ℳ. (Zuruf: 30 mal 15 000 %ℳ) — Das wird ſich nicht ſo ſchlimm geſtalten, ſoviel ich überſehen kann. In den erſten Jahren werden wir die 15 000 ℳ vielleicht bezahlen müſſen. Schon im Jahre 1916 ſollen dann eventuell die Olympiſchen Spiele bei uns gefeiert werden, und ich erwarte von ihnen eine ziemlich große Einnahme, ſo daß viel⸗ leicht in ſpätereen Jahren eine bedeutend geringere mar il ch und Nachſchlagszahlung eintreten wird. Faſſen wir die Koſten für die Anlage eines Spielplatzes ins Auge — und wir dürfen nicht ver⸗ kennen, daß Spielplätze uns noch ſehr nötig ſind, wie es von allen Seiten des Hauſes anerkannt worden, da wir hauptſächlich nur kleinere Spielplätze be⸗ ſitzen —, ſo koſtet ein ſolcher Spielplatz ¼ bis 1 Mil⸗ lion ℳ, das ſind an Zinſen jährlich 40 000 ℳ. Wir bekommen hier einen Spielplatz, der uns alles bietet, und zahlen für 30 Jahre allerdings 15 000 ℳ, haben aber keine Anlagekoſten, haben keine Koſten für die Verwaltung — denn das liegt alles in den 15 000 ℳ mit drin —, während, wenn wir einen Spielplatz an⸗ legen, für uns die erheblichen Unterhaltungskoſten hinzukommen. Alſo ich glaube, auch finanziell iſt die Sache von einer ſehr großen Zukunft für uns. Denn ob wir jetzt gerade in der Lage ſind, einen großen Spielplatz irgendwo im Grunewald anzulegen, iſt fraglich. Ein Teil unſerer Schulen geht bereits auf andere Spielplätze, z. B. nach Eichkamp; ich glaube, die Entfernung iſt ebenſo weit wie nach dem Grunewald⸗ ſpielplatz. Außerdem haben wir in der nächſten Zeit Verkehrsverbindungen nach Pichelsdorf hinüber, ſo daß der Platz uns immer näher rückt. Die Plätze, auf denen wir Gäſte ſind, ſind bereits überlaſtet, ſo daß unſere Schulen ſich bald davon zurückziehen müſſen und ſchon jetzt bitten, andere Spielplätze angewieſen zu erhalten. Unſer Weſtender Spielplatz iſt bereits ſo