282 Sitzung vom überlaſtet, daß nicht eine einzige Stunde am Nach⸗ mittag frei iſt. Unſere Schulen haben ſich zu ihrem Leidweſen auf die Zeit von 4 bis 6 Uhr nachmittags beſchränken müſſen; ſelbſt im heißen Juli iſt es nicht möglich, erſt um 5 Uhr anzufangen, weil die Vereine auf dieſem Platz von 6 Uhr an tätig ſein wollen. Aus dieſen Gründen bitte ich, der Vorlage zu⸗ zuſtimmen. Wir bekommen einen bedeutenden Platz, und zwar für den nur 15 000 ℳ betragenden Zu⸗ ſchuß. Nun iſt ein großes Badebaſſin vorgeſehen, das 115 m lang und 26 m breit iſt. Ich hatte allerdings ge⸗ hofft, daß dieſes Badebaſſin zu einem täglichen Bade benutzt werden könnte; aber jede Füllung koſtet 1000 %ℳ, und da das Bad doch mindeſtens alle drei Tage neu gefüllt werden müßte, würde das eine be⸗ deutende Verteuerung ſein. Immerhin bekommt das Bad täglich friſchen Zufluß, und es iſt für alle Sport⸗ vereine und alle Anhänger dieſer Vereine — es iſt ja ſehr leicht, Anhänger zu werden — frei, dort zu baden, nur, daß es nicht zur allgemeinen Benutzung ſteht. Ich bitte aber, die Sache in einen Ausſchuß zu verweiſen, und zwar aus den Gründen, daß in dem Vertrage doch manches iſt, was der Klärung bedarf. Erſtens iſt der Vertrag nicht ganz klar. In der Vor⸗ lage ſteht, de Länge der Laufbahn ſei 400 m, auf dem Plan ſind 600 m angegeben. Dann hätte ich § 3 noch gern geändert, in den noch eine Bemerkung hineinmüßte, daß wir auch berechtigt ſind, falls die Amortiſatron bereits vor den 30 Jahren geſchehen iſt, wir alſo den Zuſchuß nicht mehr zu zahlen brauchen, doch die 30 Jahre hindurch den Platz für uns in Anſpruch zu nehmen. Zweitens möchte ich in § 7 eingefügt haben, daß neben einem Mitgliede des Magiſtrats noch ein Mitglied der Stadtwerordneten⸗ verſammlung in den Finanzausſchuß hineinkommt. Ich bitte Sie, lehnen Sie dieſe Vorlage nicht direkt ab, ſondern ſetzen Sie einen Ausſchuß von 11 Mit⸗ gliedern ein, der vielleicht noch vor den Ferien ſeinen Entſchluß treffen kann. Es eilt inſofern, meine Herren, als gegenwärtig die Olympiſchen Spiele in Stockholm ſtattfinden und bei dieſer Gelegenheit Deutſchland gern die Einladung für 1916 ergehen laſſen wollte. Das kann der Reichsausſchuß nur tun, wenn er eine gewiſſe Garantie hat, daß das Stadion zuſtande kommt. Ich möchte das Ihrer Erwägung anheim ſtellen und Sie bitten, es zu er⸗ möglichen, daß die Vorlage noch vor den Ferien er⸗ ledigt wird. Stadtv. Dr Frentzel: Meine Herren, ich kann der Vorlage nicht ſo freundlich gegenüberſtehen, wie es der Herr Referent getan hat, und muß Sie bitten, ſie nicht in einen Ausſchuß zu verweiſen, ſondern ſie abzulehnen. Es iſt richtig, daß unſere Stadtver⸗ waltung ſich, ich will nicht ſagen: ſeit jeher, jedenfalls aber ſeit einer Reihe von Jahren in erſter Linie hat angelegen ſein laſſen, alle Spiel⸗, Sport⸗ und Leibes⸗ übungen dahin zu unterſtützen, daß ſie Plätze und Gelegenheiten zur Verfügung geſtellt hat, wo dieſe Dinge ausgeübt werden konnten. Es mag die Frage ſein, ob dies jederzeit in dem Maße geſchehen iſt, wie es wünſchenswert iſt; dieſe Frage intereſſiert uns im gegenwärtigen Augenblick nicht. Sicher iſt jeden⸗ falls eins — und dem wird in dieſem Saale kaum widerſprochen werden —, daß wir in dieſer Beziehung noch nicht von einem „Genug“, geſchweige denn von einem „Zuviel“ ſprechen dürfen. 19. Juni 1912 Von dieſer allgemeinen Prämiſſe ausgehend, müßren Sie eigentlich erwarren, daß ich Sie im Sinne des Vorredners bitte, die Vorlage anzu⸗ nehmen reſp. ſie, aber mit dem größten Wohlwollen, in bezug auf ihre Einzelheiten in einem Ausſchuß zu prüfen. Trotzdem kann ich das nicht; denn auch bei allem Wohlwollen, ſelbſt wenn man glaubt, daß worüber wohl kein Zweifel iſt die Hebung der Volksgeſundheit durch Veranſtaltungen von Sportübungen und Spielen eine der erſten Aufgaben der Kommune iſt, ſelbſt wenn man feſt von dieſer Anſicht durch⸗ drungen iſt, wird man ſich doch immer ſagen müſſen, daß man auch in dieſer Beziehung nur dasjenige unternehmen ſoll, wobei man für ſein Geld, für ſeine Leiſtung auch einen richtigen und wirklichen Gegen⸗ wert bekommt. Man kann nicht jeden Platz, jedes Terrain kaufen, bloß weil ihm der Name Spielplatz oder Spielplätzchen umgehängt wird, ſondern man muß auch prüfen, ob das, was man damit erwirbt, für die Zwecke, die man im Auge hat, geeignet und tüchtig erſcheint. Wenn ich nun die Magiſtratsvorlage auf die denkbar einfachſte Formel bringe, dann zerfällt ſie meiner Meinung nach in zwei Teile, die vonein⸗ ander wenigſtens für uns gedanklich ziemlich unab⸗ hängig daſtehen. Wir ſollen alſo — das wünſcht der Magiſtrat — durch die Gewährung einer Zinsga⸗ rantie den Bau eines Stadions ermöglichen, damit der Gedanke der alten olympiſchen Wettkämpfe weiter gefördert wird und namentlich auch die Mög⸗ lichkeit, ſolche Wettkämpfe in Deutſchland, insbe⸗ ſondere hier in der Nähe von Charlotenburg abzu⸗ halten, gewährt werden kann. Der zweite Gedanke, er für uns eigentlich der wichtigſte iſt, iſt der: wir ſollen uns auf dieſem Wege einen — wie der Ma⸗ giſtrat annimmt und wie der Herr Referent beſtätigt — guten und brauchbaren Spielplatz für unſere Jugend, für unſere ſporttreibenden Vereine ſichern. Gehe ich zu dem erſten Gedanken über, ſo ſollen wir den Reichsausſchuß für die olympiſchen Wett⸗ kämpfe in ſeinem Beſtreben unterſtützen, einmal weil die Wiederauflebung dieſer antiken Wettkämpfe an und für ſich eine ideale, ſchöne und gute Sache iſt, die das ſportliche Intereſſe auch in weiteren Kreiſen wach und lebendig erhält. Ich möchte mich in dieſem Punkte einer beſondern Kritik nicht befleißigen. Ich glaube, daß man ſich im allgemeinen dieſem Stand⸗ punkt anſchließen kann, obgleich es noch die Frage iſt, ob die Entwicklung, die Sport und ſportliche Spiele bei uns in Deutſchland in den letzten De⸗ zennien unter der Einwirkung des vorbildlichen Muſters von England genommen haben, nicht in eine etwas andere Bahn gedrängt worden iſt, als ſie gerade die Wiedergabe dieſer antiken Wettkämpfe bildet. (Sehr richtig!) Wir brauchen, glaube ich, über dieſen Punkt hier nicht viel zu diskutieren; denn in einem werden Sie mit mir übereinſtimmen: handelte es ſich lediglich darum, heute in irgend einer Form die Idee der antiken Wettkämpfe durch die olympiſchen Spiele wieder zu beleben und zu unterſtützen, ſo würden wir alle der Anſicht ſein, daß das eine kommunale Aufgabe nur in einem ſehr geringen Maße iſt, und daß wir uns dafür nur mit einem ganz geringen Jahresbeitrage engagieren könnten, keineswegs in der Form einer Zinsgarantie. Wir ſollen uns aber nicht blos für