Sitzung vom 19. Juni 1912 dieſe ideale Seite der Sache begeiſtern, es ſollen auch praktiſche Reſultate für uns herausſchauen. Es iſt darauf hingewieſen worden, daß durch die Veran⸗ ſtaltung der Wettſpiele eine große Menge von Menſchen hier in die Gegend von Charlottenburg — nicht nach Charlottenburg ſelber, denn der Platz liegr nicht auf Charlottenburger Gebiet — zuſammenſtrömen werden, und daß dieſer confluxus hominum ſich auch in einem metalliſchen Vorteil für unſere Einwohner äußern wird. In dieſer Beziehung bin ich außer⸗ ordentlich ſkeptiſch. Wenn ſich wirklich im Jahre 1916 ſtatt auf Korinthos Landesenge die Völker froh ver⸗ eint in dem Grunewald zuſammenfinden werden, und wenn dann die ſportlichen Wettkämpfe zu Ende ſind und ſich über die Kiefern des Grunewalds die Abend⸗ dämmerung herunterſenkt und der ideale Diskus⸗ werfer in grauem Cheviotanzug genau ſo ausſieht wie andere Menſchen, dann wird er ſeinen Weg nicht nach Charlottenburg in ſein Hotel lenken, ſondern wird etwas weiter nach Berlin gehen und ſein Heim dorr aufſchlagen, und Berlin reſp. Großberlin werden die⸗ jenigen ſein, die den wirtſchaftlichen Vorteil von den Veranſtaltungen haben werden. Und wo iſt Berlin, und wo iſt Großberlin? Wir haben aus der Vorlage nur geleſen, daß dieſe Inſtanzen im Jahre 1908 eine Beteiligung in jeglicher Form abgelehnt haben. Alſo auch aus dieſem Geſichtspunkt muß der erſte Gedanke, der nur auf die Hebung der olympiſchen Spiele allein hingeht, als nicht unſerer Aufgabe entſprechend ver⸗ worfen werden. Nun kommt der zweite Punkt, der eigentlich wohl lediglich Objekt unſerer Betrachtung und unſerer Prüfung ſein ſoll, und mit dem ſich im weſent⸗ lichen auch der Herr Referent beſchäftigt hat, nämlich der Punkt, daß uns hier ſcheinbar gratis oder für ſehr wenig Geld ein ausgezeichneter Spielplatz ge⸗ boten wird. Auch in dieſem Punkte bin ich anderer Anſicht als der Herr Referent und der Magiſtrat. Wir wollen Spielplätze haben, gewiß; aber wir wollen doch möglichſt Spielplätze haben, auf denen wir ſelber Herr ſind, auf denen wir ſchalten und walten können, wie es uns der Sache nach richtig und gut erſcheint. Hier ſind wir doch nur die Gäſte, und die Wirte ſind andere Leute. In erſter Linie kommt als Wirt der Unionklub in Betracht. Ich weiß von dieſem Klub nicht viel; ich weiß nur, daß er eine Vereinigung von Herren iſt, die im allgemeinen. der erkluſivſten A riſtokratie und den vornehmſten Kavallerte⸗ regimentern angehören, die ſich zu einem Klub zu⸗ ſammengefunden haben lediglich, um das Vollblut⸗ zuchtweſen in Deutſchland zu heben, die zu dieſem Zwecke Rennen veranſtalten und Preiſe ausſetzen. Ich verſtehe von dieſen Dingen viel zu wenig, um mir irgendwie eine Kritik erlauben zu können. Aber ich möchte mir doch wenigſtens die Frage erlauben, ob dieſe Herren eigentlich durch ihre bisherige, wie ich höre, ſeit Jahren erfolgreich ausgeübte Tätigkeit das Zeugnis der Qualifikation dafür beigebracht haben, daß ſie auch gute Wirte ſein werden für volkstümliche Spiele und für Unternehmungen, die im weſentlichen doch für die niederen oder mittleren Schichten der Be⸗ völkerung gedacht und geplant ſind. Etwas mehr Zu⸗ trauen habe ich in dieſer Beziehung ſchon zu dem Reichsausſchuß. Aber dieſem Reichsausſchuß gehören Herren aus allen Teilen Deutſchlands, aus den ver⸗ ſchiedenſten Berufsarten an, ſo daß ich doch nicht weiß, ob auch die für unſere ſpeziellen Charlotten burger Wünſche und Schmerzen das richtige Verſtändnis haben werden. Doch ich laſſe das dahingeſtellt. 283 Die Hauptſache liegt für mich darin: wie ſieht denn das Haus aus, in das hinein uns dieſe Herren als Gaſt laden, und wann laden ſie uns ein? Der Herr Referent hat ſchon ausgeführt — allerdings mit der Miene der Befriedigung —, daß uns 120 ganze Tage zu dieſen Spielen frei ſtänden. (Berichterſtatter Stadtv. Neukranz: Und im Winterl) Meine Herren, es regnet manchmal auch im Sommer, (Heiterkeit.) und von dieſen 120 Tagen werden eine ganze Reihe durch die Ungunſt der Witterung nicht zu benutzen ſein. (Zuruf vom Magiſtratstiſch.) —— Das paſſiert auf anderen Spielplätzen auch, Herr Bürgermeiſter — oder vielmehr Herr Oberbürger⸗ meiſter —, daß weiß ich; denn es regnet nicht nur im Grunewald allein. Aber es iſt doppelt peinlich, wenn dann gerade an den ſchönen Tagen entweder Rennen ſind oder andere ſportliche Veranſtaltungen, auf die wir keinen Einfluß haben. Beſonders muß ich Sie darauf auf⸗ merkſam machen, daß gerade die Sonntage fortfallen. Wenn der Herr Referent meinte, daß die Rennen erſt um 2 Uhr anfangen, ſo weiſe ich Sie darauf hin, daß im Herbſt die Rennen bereits um 1 Uhr beginnen, der Anmarſch der Rennbeſucher jedoch, namentlich auf den billigeren Plätzen, erfahrungsgemäß ſehr viel früher erfolgt, ſo daß auch der Sonntag vormittag im weſentlichen verloren ſein wird, und des Abends dehnen ſich die Veranſtaltungen durch die Verzöge⸗ rungen, die beim Rennbetriebe unvermeidlich ſind, ge⸗ wöhnlich bis zum Sonnenuntergang aus. Was iſt denn nun eigentlich dieſer ſo viel ge⸗ rühmte Spielplatz? Die Beſchreibungen in der Ma⸗ giſtratsvorlage ſind reichlich unklar, und aus den Plänen kann man auch nur mit einiger Mühe heraus⸗ leſen, welches Areal denn wirklich für die Spiele frei⸗ ſteht. Ein in Bauangelegenheiten ſehr bewanderter Freund hat mir ausgerechnet, daß es eine Fläche von ca. 260 m Länge und etwa 96 m Breite wäre. Das iſt wirklich kein ſo großes Areal, daß man glauben könnte, daß auf dieſem ſehr viel geleiſtet werden kann. Ganz abgeſehen von der Schwierigkeit des Zu⸗ ganges können hier, glaube ich, wirklich große Maſſen nicht ſpielen. Aber nun habe ich beinahe ganz vergeſſen, das Waſſerbaſſin zu erwähnen. Das iſt 117 m lang und ſo und ſo viel Meter breit. Es ſoll dem Waſſerſport dienen. Ich möchte wiſſen, welche Art von Waſſer⸗ ſport auf dieſer kleinen Fläche getrieben werden kann. Ein Sportachter iſt mit wenigen Ruderſchlägen am Ende. Es bleibt alſo nur das Schwimmen übria in einem kleinen Baſſin, deſſen Waſſer zu erneuern uns auf eigene Koſten wieder die gütige Erlaubnis erteilt wird. Daß das etwas beſonders Hervorragendes iſt — etwas, was man ſich nicht an anderer Stelle für verhältnismäßig billiges Geld ſchaffen kann, noch dazu ſo weit abliegend von der Stadt — da⸗ von bin ich abſolut nicht überzeugt. Etwas ganz anderes wäre es, wenn dieſer Platz ganz dicht oder womöglich in der Stadt läge. Dann wäre auch die aufzuwendende Summe entſchieden nicht zu hoch. Aber ſo iſt ſie viel zu hoch. 2 Damit komme ich zur finanziellen Angelegenheit. Es heißt immer nur: es wird eine Zinsgarantie von