Sitzung vom 19. Juni 1912 nämlich dem, daß wir ein Intereſſe daran haben, nationale Aufgaben durch die Förderung von Spiel und Sport im Intereſſe der Kräftigung unſerer Jugend zu unterſtützen. Das alles erreichen Sie nebenbei, und Sie haben einen vollen Gegenwert für das, was Sie leiſten. Meine Herren! Sie mögen noch verſuchen, an dieſer oder jener Stelle die Abmachungen des Ma⸗ giſtrats zu kritiſieren, zu verbeſſern; aber die Vorlage radikal ablehnen können Sie nach meiner Meinung wirklich nicht. Ich bitte Sie deshalb, dem Antrage de⸗ Herrn Referenten zuzuſtimmen und die Vorlage an einen Ausſchuß zu verweiſen. Der Magiſtrat wird Ihnen jede Auskunft, die nur irgendwie von ihm verlangt werden kann, im Ausſchuß geben. (Bravo!) Stadtv. Dr Liepmann: Meine Herren! Aus der Anfrage, die in der Tagesordnung folgt und auf das Stadion Bezug hat, werden Sie erſehen haben, daß ich und meine Freunde einer Unterſtützung aus ſtädtiſchen Mitteln ſehr ſkeptiſch gegenüberſtehen. Ich darf nun, und zwar auch im Namen meiner Freunde ſagen, daß wir infolge der Vorlage unſern Stand⸗ punkt doch ſehr weſentlich geändert haben und be⸗ deutend wohlwollender dem Unternehmen gegenüber⸗ ſtehen als der Herr Redner für die liberale Fraktion für ſeinen Teil und einen Teil ſeiner Freunde. Wir ſind zwar durchaus keine Schwärmer für die Ueber⸗ nahme von Zinsgarantien; wir verkennen auch nicht, daß nicht nur hier und da, ſondern in weiten Kreiſen einer Uebertreibung des Sportes gehuldigt wird, die wir durchaus nicht für geſund halten, und die wir jedenfalls nicht aus allgemeinen Mitteln unterſtützen zu ſollen glauben; wir meinen vielmehr, daß nur der Sport aus ſtädtiſchen Mitteln unterſtützt werden ſollte, der dazu beiträgt, die Geſundheit unſerer Jugend zu feſtigen und zu kräftigen oder die Wehr⸗ fähigkeit der männlichen Bevölkerung zu erhöhen. Aber andererſeits betonen wir jedenfalls ſtärker als Herr Kollege Frentzel und ſeine Freunde die Wichtig⸗ keit der Aufgabe, die ich eben bezeichnet habe, für Kräftigung und Stärkung unſerer Jugend im Tur⸗ nen, im Spiel und in ähnlichen Sportübungen zu ſorgen. Wir finden, daß bei den vorhandenen Plätzen und Gelegenheiten, die in der Stadt Char⸗ lottenburg zu Gebote ſtehen, es in abſehbarer Zeit, wenn wir die Vorlage nicht annehmen, notwendig ſein würde, ſehr große Mittel aufzuwenden, um Ab⸗ hilfe zu ſchaffen. Hierbei kommt nicht nur im allge⸗ meinen die Vermehrung der Einwohnerzahl, die vor⸗ ausſichtlich ſtattfinden wird, ſondern die Vermehrung des Intereſſes der Eltern und der Jugend an der Sportbetätigung und der ſtets wachſende Anſchluß an ſportliche Vereine und Körperſchaften in Betracht. Zahlen aus Charlottenburg liegen mir nicht vor, aber Zahlen aus Berlin. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß in Berlin von den jungen Leuten zwiſchen 15 und 19 Jahren, von denen im ganzen 92 000 zu zählen waren, 31 000 ſportlichen Vereinigungen beigetreten ſind reſp. angehören. Bei dem Geiſte, der in unſerer Charlottenburger Jugend obwaltet, werden die Ver⸗ hältniszahlen hier noch größer ſein. Deswegen wer⸗ den wir unſer Augenmerk auf Vermehrung der Sportplätze richten müſſen, da, wie ſchon erwähnt worden iſt, der Sportplatz in Weſtend vollkommen ausgenutzt iſt, und da der Sportplatz in Eichkamp 285 nur bis zum Jahre 1918 gepachtet iſt, wir alſo abge⸗ ſehen von ſeiner bereits beſtehenden vollkommenen Ausnutzung nicht auf eine längere Gebrauchsdauer rechnen können. Wir würden alſo bald genötigt ſein, aus eigenen Mitteln Sportplätze zu errichten. Wie viel teurer uns das kommen würde, als wenn wir auf das Angebot des Reichsausſchuſſes eingehen und da⸗ für eine jährliche Summe von 15 000 %ℳ aufzuwenden haben, hat der Herr Bürgermeiſter zwar ſchon aus⸗ geführt, aber noch nicht genügend in Zahlen veran⸗ ſchaulicht. Meine Herren, es iſt dagegen geltend gemacht worden: man bietet uns nicht viel, nur 120 Tage werden uns garantiert. Das iſt doch die Mindeſtzahl. Der Reichsausſchuß rechnet in ſeiner Rentabilitäts⸗ berechnung nur mit 22 Tagen, an denen das Stadion für Wettſpiele benutzt werden ſoll. Es würden alſo viel mehr Tage übrig bleiben. (Stadtv. Dr. Frentzel: Die Renntage!) — Ich bip auf dem Turf nicht ſo bewandert, aber ſoviel Renntage ſind es nicht, daß ſie in Betracht kämen. (Stadtv. Dr Frentzel: Doch!) — 14 Renntage vielleicht, viel mehr jedenfalls nicht. — Dann kommt der ganze Winter, wo, abgeſehen von den Uebungen auf dem Spielplatz, das Baſſin zum Schlittſchuhlaufen benutzt werden kann. Eine Frage, die ich für ſehr ſchwerwiegend halte und die mir nicht genügend aufgeklärt zu ſein ſcheint, iſt die Benutzung des Schwimmbaſſins. Es iſt geſagt worden, daß Ankleideräume nicht vorgeſehen werden. (Berichterſtatter Stadtv. Neukranz: Sie ſind dal) Ich halte das Schwimmbaſſin für ſehr groß, für enorm groß. Wenn ich bedenke, daß für die Bade⸗ anſtalt in der Nürnberger Straße das größte Schwimmbaſſin nur in Dimenſionen von 33:15 vor⸗ geſehen war und hier 26:117 zur Verfügung geſtellt werden, ſo muß ich ſagen: das Baſſin iſt außerordent⸗ lich groß für die Betätigung unſerer Jugend. Nur möchte ich gern wiſſen — dazu ſoll ja der Ausſchuß da ſein —, ob und wie wir dort unſerer Jugend die Möglichkeit ſchaffen können, im Sommer im Freien zu ſchwimmen. Abgeſehen von dieſem für mich allerdings aus⸗ ſchlaggebenden Punkt, daß wir unſerer Einwohner⸗ ſchaft und insbeſondere unſerer Jugend Plätze ſchaffen müſſen, um ſich ſportlich auszubilden, kommt noch die zweite Seite, die Bedeutung des Stadions für den Sport von ganz Deutſchland, für mich etwas mehr in Betracht, als der Herr Redner der liberalen Fraktion eben ausgeführt hat. Zunächſt bitte ich die Kritiker zu bedenken, daß, wenn ſich auch an den olympiſchen Spielen vor allem Herren beteiligen, die in der Ausübung des Sports eine Hauptaufgabe ſehen, doch auch der großen Maſſe des Volkes dadurch genutzt wird, daß ſolche Wettſpiele belebend und an⸗ regend auf die allgemeine körperliche Betätigung und Ausbildung wirken. Ferner kommt hinzu, daß nach⸗ dem die olympiſchen Spiele nun einmal eingeführt worden ſind und die anderen Kulturnationen bereits dafür geſorgt haben, daß die Wettkämpfe bei ihnen alterierend ſtattfinden, ſich Deutſchland nicht aus⸗