288 offen gehalten wird, ſoweit einmal das Verfügungs⸗ recht des Reichsausſchuſſes, zum andern das des Ma⸗ giſtrats dabei in Frage kommt. Ich weiß, im Reichs⸗ ausſchuß, der die olympiſchen Spiele veranſtalten wird, ſind große Teile von Sportvereinigungen in Deutſchland nicht vertreten, die ſich auf Grund irgend welcher Anſchauungen dieſem Reichsausſchuß nicht an⸗ gegliedert haben und auch nicht angliedern werden. Wir wollen aber dieſen Leuten, namentlich ſoweit ſie Charlottenburger Bürger ſind, auch ein Mitbe⸗ nutzungsrecht des Stadions ſichern, und deswegen wollen wir vom Magiſtrat darüber Garantieerklä⸗ rungen haben, damit wir wiſſen, ob der Reichsaus⸗ ſchuß auch den Vereinen und Veranſtaltungen, die nicht zu ihm gehören, das Stadion offen halten wird, und zweitens, ob der Magiſtrat, ſofern er ein Verfügungsrecht über die Einrichtungen hat, ohne Unterſchied der Anſchauungen und der Tendenz den Sport⸗ und Turnvereinen Charlottenburgs den Platz einräumen wird. Dann müſſen wir ſelbſtverſtändlich auch noch beim § 5, der von der Ueberlaſſung des Stadions an 120 Tagen an die Stadt ſpricht, eine klarere, präziſere Faſſung des letzten Abſatzes verlangen. Es iſt ganz richtig im Privatgeſpräch ſchon geäußert wor⸗ den, daß dieſer Abſatz recht wenig rechtsverbindlich für die Gegenpartei iſt. In dem letzten Abſatz heißt es: Die Parteien ſind ſich darüber einig, daß hiernach das Stadion in den Monaten April bis Oktober mindeſtens an 120 vollen Tagen der Stadtgemeinde zur Ver⸗ fügung ſteht. Mir würde eine präziſere, juriſtiſch einwandfreie, den Unionklub oder den Reichsausſchuß verpflichtende Faſſung lieber ſein. (Stadtv. Dr Liepmann: Sehr richtig!) Man könnte ſtatt der vorgeſchlagenen Beſtimmung einfach ſagen: der Reichsausſchuß oder der Union⸗ klub verpflichtet ſich, an mindeſtens 120 Tagen im Sommer das Stadion der Stadtgemeinde zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Aber darüber und über den tref⸗ fenden Wortlaut dieſer Veränderung können wir im Ausſchuß noch ſprechen. Für meine Freunde kommt bei der Beurteilung dieſer Vorlage als Hauptgeſichts⸗ punkt in Frage: wie erwerben wir einen großen im Verhältnis zu unſeren Aufwendungen billigen Spiel⸗ platz für Charlottenburg, der der körperlichen und geſundheitlichen Ausbildung unſerer Mitbürger zu⸗ qute kommen ſoll. (Bravo!) 7 (Auf Antrag des Stadtv. Mann wird die Be⸗ ratung geſchloſſen.) BVerichterſtatter Stadtv. Neukranz (Schlußwort): Nur einige Bemerkungen! Herrn Kollegen Frentzel möchte ich ſagen: die Turnvereine, die Schulen, alle würden ungeheuer erfreut ſein, wenn er uns im Zentrum von Charlottenburg für 15 000 ℳ jährlich ein Grundſtück nachweiſen könnte, wo wir einen ſolchen Spielplatz gewönnen, wie er uns dort geboten wird. Das Schwimmbaſſin iſt mit Ankleideräumen verſehen; in den Nebenräumen ſind Auskleideräume und Brauſen eingerichtet. nationale Einrichtung charakteriſiert hätte. Sitzung vom 19. Juni 1912 Ich habe vorhin noch vergeſſen zu ſagen, daß. unter der Zuſchauertribüne 111 auch noch größere Räume für ſportliche Betätigung vorgeſehen ſind, nur daß keine Zentralheizung eingerichtet wird. Ich ziehe meinen Antrag auf Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern zugunſten des An⸗ trages auf 15 Mitglieder zurück. Stadtv. Dr Frentzel (perſönliche Bemerkung): Herr Stadtv. Zietſch hat unter Hervorhebung meines Namens und meiner Perſönlichkeit behauptet, ich hätte für die Vorlage betreffend die Nationalflug⸗ ſpende geſtimmt, nachdem ich ſie als eine lediglich Er muß. entweder nicht anweſend geweſen ſein, als ich ge⸗ ſprochen habe, oder nicht zugehört haben; ſonſt würde er wiſſen, daß ich dafür geſtimmt habe, trotzdem ich ſie als ſolche charakteriſtert habe. Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Wir kommen zur Abſtimmung. Es iſt der Antrag ge⸗ ſtellt worden, die Vorlage einem Ausſchuß von 15, Mitgliedern zu überweiſen. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Das iſt mit großer Mehrheit — es iſt ſogar ein⸗ ſtimmig ſo beſchloſſen. (Heiterkeit.) Mir iſt die Ausſchußliſte noch nicht ganz klar. Herr Kollege Dr Flatau wünſcht nicht in den Aus⸗ ſchuß zu gehen und ſchlägt an ſeiner Stelle den Kol⸗ legen Meyer vor. Iſt Herr Kollege Meyer an⸗ weſend, dann würde ich vorläufig ihn in die Liſte aufnehmen, und die Liſte würde folgendermaßen lauten: Bollmann, Dr Frentzel, Gredy, Kern, Las⸗ kau, Dr Liepmann, Meyer, Neukranz, Otto, Richter, Rieſenberg, Schwarz, Dr Stadthagen, Wilk und Zietſch. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Wir kommen zu Punkt 12 der Tagesordnung: Anfrage der Stadtv. Dr. Liepmann und Gen. betr. Stadion. Druckſache 189. Frageſteller Stadtv. Dr. Liepmann: Meine Herren! Wenn die Anfrage nur wegen des Stadions ergangen wäre, würde ich ſie als erledigt betrachten. Meine Anfrage richtet ſich aber nicht nur auf das Stadion, ſondern auch auf die Unterſtützung der pro⸗ jektierten Automobilſtraße durch den Grunewald. In dieſer Beziehung, glaube ich — allerdings bin ich der Belehrung immer zugänglich —, werde ich und werden ebenſo meine Freunde nicht aus einem Saulus ein Paulus werden. Wir ſind der Anſicht, daß der Auto⸗ mobilſport der Sport für eine kleine, ſehr begüterte Klaſſe iſt, und daß es Aufgabe dieſer Klaſſe iſt, die Erleichterungen, die ſie für den Sport und für das ſchnelle, raſende Fahren haben will, ſich aus eigenen Mitteln zu verſchaffen. Man ſage nicht, daß durch eine ſolche Straße durch den Grunewald auch die Allgemeinheit inſofern einen Vorteil haben würde, als die Straßen der Stadt und insbeſondere ihre großen Verkehrsadern entlaſtet würden von dem