Sitzung vom 292 Kritik erörtert worden iſt. Der Magiſtrat hat ſich damit nicht begnügt und hat nach be⸗ ſtimmten Direktiven die Armendirektion ange⸗ wieſen, die Frage noch einmal zu prüfen und dem Magiſtrat neue Vorſchläge zu machen. Ob es bei dieſem Sachverhalt zweckmäßig iſt, jetzt die Vorlage an einen Ausſchuß zu verweiſen, ſtelle ich anheim. Selbſtverſtändlich kann der Magiſtrat dem Ausſchuß⸗ antrage nicht widerſprechen — wenigſtens ich für meine Perſon habe nie gegen einen Ausſchußantrag geſprochen, wenn Sie einen Ausſchuß gewünſcht haben, und wenn die Sache es verträgt. Dieſe Sache verträgt es ja zweifellos. Für die Vergangenheit, für das Jahr 1911, werden Sie und wird weder der Magiſtrat noch die Armendirektion, ſelbſt wenn ſie neue Grundſätze einer ſtrengeren Einziehung finden ſollte, nichts mehr ändern können; es könnte ſich alſo höchſtens um die Zukunft handeln. Wenn Sie alſo im Anſchluß an dieſe Vorlage an den Magiſtrat das Erſuchen richten würden, er möge Ihnen die aus den Verhandlungen der Armendirektion ſich ergebenden Beſchlüſſe mitteilen, ſo würden Sie vielleicht zu dem⸗ ſelben Ergebnis kommen wie durch dieſe Ausſchuß⸗ beratung. Sie würden aller Wahrſcheinlichkeit nach ſogar die Ausſchußberatung gar nicht früher mit Er⸗ folg vornehmen können, als bis die Armendirektion ſich ihrerſeits mit dieſer Sache beſchäftigt haben wird, ſo daß der Dezernent Ihnen nachher das Ergebnis dieſer Beratung in dem Ausſchuß mitteilen könnte. Welchen Weg Sie vorziehen, ſtelle ich anheim. Ich bedaure es ſehr, daß der Dezernent nicht hier iſt, er iſt dienſtlich abweſend; um ſo weniger kann ich gegen den Ausſchuß ſprechen. Daß Sie ſachliche Aufklä⸗ rung von dem Dezernenten wünſchen, iſt an ſich recht und billig. Ich wollte nur die beiden Auffaſſungen des Herrn Referenten, die ſich in den beiden von ihm gebrauchten Bildern als irrtümlich erweiſen, richtig ſtellen. Im übrigen ſtelle ich die Beſchlußfaſſung anheim. Stadtv. Dr Liepmann: Ich würde doch glauben, daß uns im Ausſchuß mehr Belehrung zuteil werden kann als durch eine Auskunft, die der Herr Bürger⸗ meiſter uns eben in Ausſicht geſtellt hat, und daß dort vielleicht auch die Möglichkeit gegeben wäre, etwas auf die Anſichten und die Verwaltungspraris des Magiſtrats einzuwirken. Zunächſt kommt es uns auf eine Statiſtik an, die angibt, was für Arten von Kranken es waren, deren Verpflegungskoſten nicht beigetrieben werden konnten, welchen Ständen und welchen Kategorien von Krankheiten ſie zuzuzählen waren. Sodann intereſſiert uns, zu hören, ob ver⸗ ſucht worden iſt, die Koſten beizutreiben, und aus welchem Grunde ſie nicht beigetrieben ſind. Nehmen wir einmal an, der Grund beſtand darin, daß das Geſchäft der Frau verſchrieben war oder der⸗ gleichen, ſo würde die Abgabe einer Verpflichtungs⸗ erklärung ſeitens der Frau in Frage kommen. Jeden⸗ falls werden wir vielleicht — vielleicht! — aus einer ſolchen Statiſtik Mittel und Wege entnehmen können, wie wir es dahin bringen, daß die ſehr große Anzahl von nicht beitreibbaren Koſten wenigſtens etwas ver⸗ mindert wird, und daß zum mindeſten Koſten von ſolchen Kranken, die ihr Vermögen „verſchoben“ haben, aber in Wahrheit in der Lage, etwas für die Heilung ihrer Krankheit zu zahlen, eingehen. Dem Herrn Bürgermeiſter möchte ich erwidern, daß, wenn der Herr Referent ſich vielleicht nicht 19. Juni 1912 ganz klar ausdrückte, er doch nur für unſeren Ueber⸗ ſchuß den Eingang derjenigen Koſten vermißt, die wir nicht beitreiben und deswegen nicht als Akmvum. buchen konnten, obwohl ihre Vorausbezahlung ohne Verletzung humaner Geſichtspunkte hätte verlangt werden dürfen. Ich möchte Sie bitten, dem Antrage auf Aus⸗ ſchußberatung beizutreten. Berichterſtatter Stadtv. Dr Byk (Schlußwort):. Ich möchte nur noch betonen, daß auch mir die ſtarke Inanſpruchnahme des Krankenhauſes erwünſcht iſt, daß ich ſehr oft Gelegenheit habe, auf Patienten, die nicht ins Krankenhaus gehen wollen, einzuwirken, daß ſie es aufſuchen, und daß ich ſehr erfreut bin, daß heute ein viel geringerer Widerſtand gegen das Krankenhaus iſt als in früheren Jahren. Aber ich habe doch nur als auffallend hervorgehoben, daß die Zahl der Fälle, wo die Verpflegung auf ſtädtiſche Koſten geweſen iſt, von Jahr zu Jahr ſo ſehr erheblich geſtiegen iſt, und daß doch eine ſo erhebliche Ueber⸗ ſchreitung des Armenetats an dieſer Stelle eingetreten iſt. Wenn einmal eine Ueberſchreitung um 60 pCr. bei einem kleinen Betrage, ſagen wir mal bei 100 ℳ, eintritt, wenn ſtatt 100 ℳ 160 %ℳ. heraus⸗ kommen, ſo kann das nicht weiter auffällig ſein; wenn ein Betrag von 250 000 ℳ ſich um 146 000 ℳ er⸗ höht, ſo hat man doch wohl die Pflicht, nachzuprüfen, woran das liegt. Wenn der Herr Bürgermeiſter ſagt, daß hier im Krankenhauſe auch Vorſchuß gezahlt werden muß, ſo kann ich nur erwidern, daß Herr Stadtrat Samter mir geſagt hat, da hier die Aufnahme von einem Vorſchuß nicht abhängig gemacht wird. Und Herr Stadtrat Samter hat mir auch geſagt, daß es hier anders iſt als in den anderen Krankenhäuſern, als in Berlin und den Vororten. Ich habe ſelber mich teilweiſe erkundigt und habe das gleiche gehört. Ich kann darum nur nochmals bitten, daß die angeregten Fragen in einem Ausſchuß beſprochen werden; wir werden da Gelegenheit haben, dazu Stellung zu nehmen. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Ahrens, Baumann, Dr Byk, Haack, Hirſch, Imberg, Dr Mommſen, Mottek, Panſchow, Dr. Rothholz, Dr Stadthagen.) Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Herr Kollege Vogel ſpricht die Bitte aus, den Punkt 16 von der heutigen Tagesordnung abzuſetzen, und knüpft daran den Wunſch, daß dieſer Punkt auf der Tagesordnung heute über acht Tage einer der erſten ſein möge. Die Aufſtellung der Tagesordnung iſt ja Sache des Vorſtehers. Sollte ich in der Lage ſein, die Tagesordnung noch aufzuſtellen, ſo würde ich dem Wunſche gern entſprechen; im andern Fall will ich den Herrn, der die Tagesordnung aufſtellt, von dieſem Wunſche in Kenntnis ſetzen. Allerdings werde ich darauf aufmerkſam gemacht, daß heute über acht Tage Herr Bürgermeiſter nicht mehr anweſend iſt. Ich bitte Sie, das bei Ihrer Beſchlußfaſſung zu berück⸗ ſichtigen. (Stadtv. Vogel: Dann möchte ich lieber den Wunſch zurückziehen!) 4 — Alſo der Vorſchlag des Herrn Kollegen Vogel iſt