* Sitzung vom zurückgezogen; dann bleibt der Gegenſtand auf un⸗ ſerer Tagesordnung. Wir kommen zu Punkt 14 der Tagesordnung: Vorlage betr. Vorentwurf zum Neubau der höheren Mädchenſchule IV. — Druckſache 191. Berichterſtatter Stadtv. Lehmann: Meine Her⸗ ren! Aus der Vorlage geht hervor, daß es ſich hier um ein Projekt handelt, für welches die Vorarbeiten bis zum Jahre 1908 zurückliegen. Ich habe mich veranlaßt geſehen, durch die Behandlung, welche die Vorlage betr. die Erxichtung der Sophie⸗Charlotte⸗ Schule erfahren hat, mich recht eingehend mit den Akten zu beſchäftigen, und die Akten haben mir mit überzeugender Deutlichkeit nachgewieſen, daß es ab⸗ ſolut notwendig iſt, ſobald wie möglich an den Bau der höheren Mädchenſchule IV heranzugehen. Die höhere Mädchenſchule IV wurde im Jahre 1909 mit vier Klaſſen gegründet und erhielt gaſt⸗ weiſe ihr Domizil in dem Schulhaus Danckelmann⸗ ſtraße 26/28. Durch Beſchluß des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung wurde die Schule 1910 nach der Sybelſtraße verlegt und dort in Räu⸗ men untergebracht, die in dem Schulhauſe nicht be⸗ legt waren. Im Laufe der Zeit iſt dieſe höhere Mädchenſchule von 4 auf 13 Klaſſen angewachſen, und es iſt abſolut keine Ausſicht vorhanden, daß ihr noch anderweit Räume zur Verfügung geſtellt werden können. Infolgedeſſen iſt der Bau abſolut notwendig. Dieſe Mädchenſchule war ſeinerzeit als eine Schule für den Süden gedacht worden. Damit wurde auch der Ankauf des Grundſtücks Sybelſtraße 2¼4 motiviert. Es wurde 1908 ein Vorentwurf für die Mädchenſchule IV ausgearbeitet, der aber nicht weiter gedieh, weil, wie die Vorlage beſagt, noch Erwägun⸗ gen über den Ausbau der beabſichtigten Schule anzu⸗ ſtellen waren. Infolgedeſſen wurde von einem Neu⸗ bau abgeſehen, und weitere Erwägungen fanden ſtatt. Damals hatte man die Koſten für die in Ausſicht genommene höhere Mädchenſchule auf 1 100 000 ℳ berechnet. Nachdem man aber nach längeren Er⸗ wägungen zu dem Reſultat gekommen war, daß mit dieſer Mädchenſchule zugleich eine Studienanſtalt ver⸗ bunden werden ſollte, haben ſich die Koſten auf 1 520 000 ℳ erhöht — alſo ein ganz erhebliches Plus. Bei dieſer Kalkulation lag aber noch kein be⸗ ſtimmtes Bauprogramm vor und auch noch kein be⸗ ſtimmter Bauplan. Erſt nach Ausarbeitung des Bauprogramms und des Bauplans ergab ſich, daß das Grundſtück für die höhere Mädchenſchule nebſt Aufbau einer Studienanſtalt zu klein war. Infolge⸗ deſſen wurde das Grundſtück Sybelſtraße 5 zugekauft, ſo daß jetzt, wie die Vorlage ſagt, eine Rechnung her⸗ auskommt, die ſich auf 1 205 000 ℳ und 780 000 ℳ für das Grundſtück ſtellt. Der errechnete umbaute Raum hat ſich jetzt um 12 323 chm erhöht, ſo daß die Mehrkoſten leicht erklärlich ſind. Dieſe Koſten ſind errechnet nach dem Preis von 23 % für das Kubikmeter umbauten Raumes. Es iſt aber aus⸗ drücklich darauf hingewieſen worden, daß man mög⸗ lichſt verſuchen will, dieſe Koſten auf 22 M herab⸗ zudrücken. Ob das möglich iſt, kann ich nicht ſagen; nachdem es aber in der Vorlage ausgeſprochen iſt, meine ich, braucht die Stadtverordnetenverſammlung keine großen Bedenken zu tragen, da es wahrſcheinlich iſt, daß das Bauamt es möglich machen wird, das Bauprogramm nach dieſem Satze aufzuſtellen. 19. Juni 1912 293 Ueber den ganzen Bau und ſeine Ausgeſtaltung will ich nicht viele Worte machen, weil ja in dem Er⸗ läuterungsbericht alles feſtgelegt iſt, was in die Schule hineinkommen ſoll. Ich würde ſchließlich nur das fa . können, was in dem Erläuterungsbericht eht. Wenn ich zu der Frage noch etwas ſagen ſoll, ſo will ich bemerken, daß die Pläne, die vorliegen, viel⸗ leicht noch nicht ganz reif ſind, z. B. in bezug auf die Faſſade oder auch in bezug auf die Verteilung der Räume. Aber das zu klären, würde ja auch in einem Ausſchuß nicht möglich ſein, da die Hoch⸗ bauverwaltung ſchließlich die Inſtanz iſt, die dem Ausſchuß und uns andere Vorſchläge machen müßte. Deswegen würde ich mich, wenn aus den Reihen der Verſammlung heraus keine grundſätzlichen oder ſonſtigen Bedenken gegen die Errichtung der Schule auftauchen, damit begnügen, daß wir die Vorlage, zudem es nur ein Vorentwurf iſt, annehmen und erſt abwarten, wie der endgültige Bauentwurf aus⸗ fallen wird. Ich will noch berichten, daß man, dem Zuge der Zeit folgend, auch die Errichtung eines Dachgartens vorgeſehen hat. Es iſt meines Wiſſens bei unſeren Schulen der dritte und wird damit begründet, daß ſich in der engen und ſchmalen Sybelſtraße kein hohes Dach empfiehlt. Ich begrüße meinerſeits mit Freude, daß dies geſchehen ſoll, und möchte Sie bitten, die Vorlage anzunehmen, ohne ſie erſt einem Ausſchuß zu überweiſen. (Bravo!) Stadtv. Brode: Meine Herren! Dieſe Vorlage hat eine ſehr lange Vorgeſchichte. Wie bereits aus dem Erläuterungsbericht hervorgeht, und wie der Herr Referent auch ausgeführt hat, iſt ſchon im Jahre 1906 der Wunſch ausgeſprochen worden, daß eine höhere Mädchenſchule im Süden der Stadt errichtet werden möge, da dafür eine Notwendigkeit vorliege. Heute im Jahre 1912 liegt uns — Gott ſei Dank, kann ich wohl ſagen — endlich der Entwurf für die Errichtung der Schule vor, und wir werden in zwei oder anderthalb Jahren hoffentlich das Vergnügen haben, dieſe Schule, die ſo ſehr notwendig iſt, fertig zu ſehen. Ich will dem Magiſtrat allerdings keinen Vorwurf machen, da die Erwägungen gerade in einer Zeit gepflogen worden ſind, wo über die Reform des Mädchenſchulweſens von der Regierung Beratungen angeſtellt wurden und erſt abgewartet werden mußte, wie dieſe Beratungen ausfallen und zu welcher Ent⸗ ſchließung die Regierung kommen würde. Ferner iſt lange hin und her darüber beraten worden, ob und welche Studienanſtalt, ob eine Studienanſtalt als Realgymnaſtium oder eine Frauenſchule oder was ſonſt für eine Anſtalt, an dieſe Mädchenſchule noch angegliedert werden ſollte. Alle dieſe Beratungen und Erwägungen haben die Sache außerordentlich lange verzögert. Deswegen möchte ich im Namen meiner Freunde erklären, daß wir von der Gepflo⸗ genheit, die wir ſonſt üben, ſo große Vorlagen nicht ohne Ausſchuß zu bewilligen, diesmal abgehen wollen und vorſchlagen, die Vorlage anzunehmen, ohne weiter einen Ausſchuß mit der Beratung zu betrauen. Ich möchte allerdings bei dieſer Gelegenheit an den Magiſtrat und namentlich an das Hochbauamt die Bitte richten, nun aber mit Volldampf zu ar⸗ beiten, damit wir ſo ſchnell wie möglich die endgül⸗