Sitzung vom 19. Juni 1912 auf dem Grundſtück Sybelſtraße Nr. 2/ nach dem Vorentwurf vom 22. März 1912 wird vor⸗ behaltlich der Vorlage des Bauentwurfs und eines Koſtenanſchlages zugeſtimmt.) Vertreter des Vorſtehers Stadtv. Otto: Das Protokoll vollziehen heute die Stadtv. Dr Perl, Wilk und Wöllmer. Wir kommen zu Punkt 15: Vorlage betr. Bauentwurf für Schweſtern⸗ haus, Verwaltungsgebäude und Leichenhaus des geburtshilflichen Krankenhauſes. Druck⸗ ſache 192. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Sie wiſſen, daß die Erweiterung des Kran⸗ kenhauſes in der Sophie⸗Charlotte⸗Straße, das die geburtshilflichen Anſtalten umfaßt, uns ſehr eilig kam und uns im Hinblick auf die allerſchleunigſte Ausfüh⸗ rung vorgelegt wurde. Wenn Sie die Aktenmappen ſtudiert hätten, hätten Sie ſehr häufig am Rande mit Rot⸗ und Blauſtift die Bemerkung „Eilt“, „So⸗ fort“, „Dringend“ gefunden. Das hat natürlich zur Veranlaſſung gehabt, daß darauf eingegangen wurde und daß tatſächlich mit einer, man könnte beinahe ſagen, übergroßen Schnelligkeit die Projekte damals an die Stadtverordneten gebracht worden ſind, die Vorprojekte ſowohl wie die Projekte. Hierin liegt wieder der Grund, daß wir uns ſpäter mit dem Projekt zu beſchäftigen hatten, nämlich in der Haupt⸗ ſache dann, wenn ſich zeigte, daß die Mittel nicht reichten. Wir haben verſchiedentlich nachbewilligt und ſollen es auch heute tun und werden es künftig wieder tun müſſen. Meine Herren, wenn ſo ſchnell gearbeitet wird — es war ja unſer Wunſch, daß ſo ſchnell wie mög⸗ lich gebaut werden ſollte —, dann iſt es naturgemäß, daß nicht ſo gründlich gerechnet werden kann, daß leicht etwas überſehen wird. Mit den Folgen davon haben wir uns heute auch wieder zu beſchäftigen. Sie ſehen, daß die Magiſtratsvorlage in zwei Punkte ge⸗ gliedert iſt. Eigentlich könnte man noch einen dritten hinzufügen, der der ſchwerwiegendſte einmal werden wird; aber wir wollen uns erſt einmal mit den beiden Punkten beſchäftigen, von denen der erſte den Bau⸗ entwurf für das Schweſternhaus, das Verwaltungs⸗ gebäude und das Leichenhaus betrifft. Meine Herren, Sie ſehen da ſchon, daß wir wieder Nachbewilligungen oder Ueberſchreitungen, wie man es nennen will, von beinahe 30 000 ℳ haben. Die Ueberſchreitungen ſind jedoch nicht, ich möchte beinahe ſagen, ernſterer Natur. Die Gebäude ſind durch die Bank im Kubikinhalt vergrößert, ſo daß für die Unterkunft einer größeren Perſonenzahl Vorſorge getroffen iſt. Das wäre zwar vorläufig noch nicht nötig geweſen; da ſich aber natürlich die Ausführung jetzt billiger ſtellt, als es ſpäter der Fall ſein würde, ſo würde ſich ſchon aus dieſem Grunde empfehlen, jetzt die Mehrkoſten zu bewilligen. Für das Leichenhaus kommt ein mildernder Umſtand in⸗ ſofern in Betracht, als es mit dem Leichenhaus des Bürgerhauſes verbunden wird, das daneben liegt, daß außerdem Sezierräume, Obduktionsräume vorgeſehen ſind, ſo daß ſchon dadurch die an ſich recht erhebliche Mehrforderung von über 15 000 ℳ gerechtfertigt er⸗ ſcheint. Damit, um mich kurz zu faſſen ich kann 295 es tun, weil ich ſo wie ſo bitten werde, der Einſetzung eines Ausſchuſſes von15 Mitgliedern zuzuſtimmen möchte ich den Punkt 1 erledigt haben. Punkt 2 handelt von den Nachforderungen für :die übrigen Gebäude, die Sie in der Zuſammen⸗ ſtellung finden. Aus der ausführlichen Erläuterung erſehen Sie, wodurch ſich die einzelnen Poſten ſo bedeutend erhöhen. Da iſt vor allen Dingen die Gartenanlage, dann kommen zwei Poſten für Rohr⸗ leitungen. Von kleineren Poſten ſehe ich ab, weil wir darüber im Ausſchuß näheres hören werden. Die Gartenanlage kann man natürlich auch billiger machen, und ſo hat auch das Hochbauamt geurteilt; aber ob das zweckmäßig iſt, iſt eine andere Frage. Die Park⸗ deputation beſtreitet das ganz entſchieden, und in der Hochbaudeputation ſind wir derſelben Anſicht: wenn wir Anlagen ſchaffen, ſo wollen wir ſie, wenn auch nicht prächtig, aber doch ſo machen, daß ſie gut und ordnungmäßig ſind. Ein Hauptpoſten betrifft die Leitungen, wofür 47 700 ℳ. mehr gefordert werden. Es hört ſich auf den erſten Augenblick recht komiſch an, daß da ein Rechenfehler von 30 000 ℳ vorgekommen iſt, der dieſe hohe Summe verurſacht hat. Trotzdem iſt es zu erklären. Dieſe 30 000 ℳ Rohrleitung betreffen die Teile der Zentralheizung, die von dem einen Grundſtück in das andere geführt iſt. Dieſe 30 000 ℳ ſind einmal aus den Koſten der Zentralheizung ausgeſchieden und der Leitungs⸗ rohranlage überwieſen worden. An der Stelle, wo nun die ganzen Leitungen addiert worden ſind, hat man geglaubt, dieſe Leitung liege noch bei der Zen⸗ tralheizung. Das iſt ein Malheur, das nicht paſſieren durfte, aber das doch zu entſchuldigen iſt, eben wegen der Schnelligkeit, mit der gearbeitet werden mußte. Für uns liegt die Sache ſo, daß, wenn der Fehler nicht paſſiert wäre, der Bau weder einen Pfennig mehr noch weniger gekoſtet hätte als jetzt. Es iſt tatſächlich keine Mehrforderung, ſondern nur ein überſehener Poſten. Wie geſagt, das Verſehen hätte nicht paſſieren ſollen, aber es iſt nun einmal geſchehen, und es iſt für uns inſofern kein Nachtiel, als keine Mehrforderung da iſt. Dann kommen noch für eine Gleichſtromanlage, die im urſprünglichen Projekt nicht vorgeſehen war und die erforderlich iſt, 10 000 ℳ in Frage. Jedenfalls ſetzen ſich alle die Ausgaben aus notwendigen Dingen zuſammen, die wir wer⸗ den bewilligen müſſen. Ich kann Sie ſchon jetzt darüber beruhigen, daß es ſich nicht etwa um Poſten handelt, die irgendwie auf bedenklichem Fundament ſtänden. Es iſt alles in Ordnung. In der Hauptſache ſchlage ich Ihnen aber den Ausſchuß deshalb vor, weil wir uns im Ausſchuß wahrſcheinlich auch über das Finale unterhalten müſſen, das uns noch blüht. Das iſt nämlich „die innere Einrichtung“. Da klappt es nun allerdings ganz und gar nicht. Das bittere Ende kommt nach, und das iſt ſechsſtellig. Nachdem die erſten An⸗ ſchläge für die innere Einrichtung damals vorlagen, die ſehr teuer waren, hieß es: wir müſſen ſparen. Es wurde ein beſonderer Ausſchuß von der Kranken⸗ hausdeputation eingeſetzt, der ſich mit der Frage zu beſchäftigen hatte: wie hoch wird die innere Ein⸗ richtung pro Bett zu veranſchlagen ſein? Zuerſt war es bedeutend mehr, ſchließlich hat man ſich dahin ge⸗ einigt, 1000 ℳ anzunehmen; dafür wird die Ein⸗ richtung pro Bett zu machen ſein. Das Hochbau⸗ amt hat angenommen, wenn ihm das von einer De⸗ putation, von einem Ausſchuß, den die Krankenhaus⸗ deputation für dieſe Frage eingeſetzt hat, geſagt wird,