Sitzung vom 26. Juni 1912 es in Form einer Denkſchrift oder in irgendeiner Weiſe, die ſich mehr auf kommunalem Gebiet aus⸗ drücken läßt, zu bewilligen. Die Beteiligung an einem Feſtſpiele außerhalb Charlottenburgs aber ſcheint einem großen Teile meiner Freunde, für den ich nur ſpreche, doch nicht hierfür geeignet zu ſein. Eine Verpflichtung zur Teilnahme für uns daraus herzu⸗ leiten, daß es ſich um eine Feſtlichkeit handelt, die im engſten Zuſammenhange mit der hiſtoriſchen Ent⸗ wicklung unſeres Landesteils ſteht, beſteht meines Erachtens nicht. Meine Herren, zum Schluſſe noch einen Punkt, den ich bei dieſer Gelegenheit im Auftrag eines Teiles meiner Freunde erwähne. Dieſe Vorlagen, die, wenn ich ſo ſagen darf, repräſentativer Natur ſind, und zu denen ja die Stadtgemeinde wohl oft verpflichtet iſt, kehren mit einer gewiſſen Regelmäßigkeit wieder. Sie ſind ganz verſchiedenartigen Charakters, ganz ver⸗ ſchieden in ihrer finanziellen Bedeutung; aber ſie haben alle das gemeinſam, daß ſie keine direkten kommunalen Angelegenheiten ſind. Nun iſt es immer unangenehm, ſich einer derartigen Vorlage gegenüber ablehnend auszuſprechen, ſpeziell dann, wenn, wie im vorliegenden Falle, es ſich um eine ſo geringfügige Summe handelt. Da würde es uns ſehr freuen, wenn bei paſſender Gelegenheit vielleicht vom Magiſtrat ein⸗ mal erklärt würde, welches denn der grundſätzliche Standpunkt iſt, den der Magiſtrat einnimmt der⸗ artigen Wünſchen um Unterſtützung und Subventio⸗ nierung gegenüber, die wahrſcheinlich viel, viel zahl⸗ reicher an ihn gelangen als bis zu uns. Aus den Ihnen angeführten Gründen der Be⸗ deutungsloſigkeit und Intereſſeloſigkeit für die Kom⸗ mune Charlottenburg und wie ich mich perſönlich aus den Akten noch eben überzeugt habe — aus der Tatſache, daß die Stadt Berlin ſich ablehnend gegen die Beteiligung verhalten hat, empfehle ich Ihnen namens eines Teiles meiner Freunde die Ablehnung der Vorlage. (Bravo!) Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Es gereicht mir zur Freude, daß der Herr Vorredner erwähnt hat, ſeine Freunde würden wohl bereit ſein, den hiſtoiſchen Moment, um den es ſich bei dieſer Vorlage handelt, in der einen oder andern ihnen an⸗ gemeſſen erſcheinenden Weiſe zu feiern. Damit ge⸗ winnen wir, glaube ich, einen gleichen Boden. Ich bin von meiner Fraktion beauftragt, hier zu er⸗ klären, daß wir die Vorlage annehmen wollen. Wir ſtehen auf dem Standpunkte, daß dieſe Vorlage auch einen andern Charakter hätte tragen können, daß der hiſtoriſche Moment ebenſo in einer andern Weiſe hätte gefeiert werden können; aber der Magiſtrat hat uns den Vorſchlag gemacht, bei dieſer Art der Feier mitzuwirken, und wir ſehen keinen Grund ein, warum wir wegen dieſer geringfügigen Summe, die vielleicht nicht einmal in Anſpruch genommen werden wird, dieſen hiſtoriſchen Moment nicht in der vorgeſchlagenen Weiſe feiern ſollen. Es iſt ja richtig, daß wir nicht jedes nationale Unternehmen von ſeiten der Stadt unterſtützen können; das iſt klar, das wird keiner beſtreiten. Aber hier handelt es ſich doch um die Feier eines ſo weſentlichen Gedenktages, um die Feier eines Gedenktages, der nicht nur einen all⸗ gemeinen nationalen Charakter hat, 303 ſondern ganz beſonders einen pro⸗ vinziellen, brandenburgiſchen Cha⸗ rakrer — das möchte ich hier in den Vorder⸗ grund ſtellen. Es handelt ſich darum, daß die Hohenzollern vor 500 Jahren in die Mark Branden⸗ burg gekommen ſind, und ſelbſt die größten Gegner der Monarchie, möchte ich ſagen, werden, wenn ſie geſchichtskundig ſind, nicht leugnen wollen, daß da⸗ mit erſt eine Entwicklung in der Mark, dann nach⸗ her in Preußen und in Deutſchland eingeſetzt hat, die doch von ganz ungeheurem Werte iſt. Und da meinen wir, daß doch die Städte in Brandenburg alle ſo ſehr daran intereſſiert ſind, daß wir ohne weiteres einer ſolchen Vorlage zuſtimmen ſollten. Der Herr Vorredner hat nun auf Berlin exem⸗ plifiziert. Meine Herren, Sie werden ſich erinnern, daß ich gerade in der vorigen Sitzung den Magiſtrat gebeten habe, nicht immer bei ähnlichen Gelegen⸗ heiten ſich unbedingt in erſte Linie zu ſtellen, ſon⸗ dern auch mal unſere große Schweſter Berlin und andere Orte vorangehen zu laſſen. Wenn aber Berlin nicht vorangehen will, dann ſind wir natür⸗ lich dadurch nicht gebunden, auch Nein zu ſagen, namentlich nicht dann, wenn ſo und ſo viele andere große Kommunen den Weg gehen wollen, der uns hier vorgeſchlagen iſt. Ich habe mich beſonders dar⸗ über gefreut, daß der Magiſtrat uns mitgeteilt hat, daß bereits andere Städte ſich dem Unternehmen freundlich gegenübergeſtellt haben. Ich meine, wenn die Stadt Schöneberg 500 ℳ Garantie gezeichnet hat, die Stadt Nauen 1000 ℳ, die Stadt Spandau 5000 ℳ, und wenn auch die beiden Kreiſe Teltow und Oſthavelland mit mehreren tauſend Mark ein⸗ ſpringen wollen, dann ſollte doch Charlottenburg, das ſo eng mit der ganzen Entwicklung der Mark Brandenburg verbunden iſt, auch eintreten. Sie müſſen noch eins dabei bedenken. Char⸗ lottenburg iſt nicht immer Vorort von Berlin ge⸗ weſen. Gerade wenn man auf die 500 Jahre zurück⸗ blickt, ſo muß man ſich erinnern, daß Charlotten⸗ burg eine Stadt in der Mark Brandenburg war, erſt in neueſter Zeit iſt Charlottenburg ein Vorort von Berlin geworden. Als Stadt von Brandenburg, das eine ſolche Entwicklung genommen hat, ſind wir doch verpflichtet, hier mitzuwirken. Der Herr Vorredner hat ſelber geſagt, daß der Koſtenpunkt ſo gering⸗ fügig iſt — eventuell wird der Betrag gar nicht in Anſpruch genommen —, daß nach der finanziellen Seite keine Bedenken vorliegen. Ich möchte Sie alle bitten, meine Herren, dieſer Vorlage mit möglichſt großer Majorität zuzuſtimmen und dem Magiſtrat zu folgen. Stadtv. Zietſch: Meine Freunde werden gegen die Vorlage ſtimmen, und zwar aus dem Grunde, weil es unſerer Auffaſſung nach nicht zu den Auf⸗ gaben der Stadt Charlottenburg gehört, derartige Feſtſpiele durch Garantiezeichnungen zu unterſtützen. Hinzu kommt auch noch, daß zweifellos die Garantie⸗ ſumme nicht nur formell, ſondern auch tatſächlich in Anſpruch genommen werden wird, da ja bekannter⸗ maßen derartige vaterländiſche Feſtſpiele ſich in den letzten Jahren überſtürzt und auch ſchon überlebt haben. Das letztere rührt in erſter Linie wohl da⸗ her, daß dieſe Feſtſpiele litterariſch und künſtleriſch von ſo minimalem Werte ſind, daß es wahrhaft ig ein Stück Aufopferung iſt für die Leute, die dort hingehen, ſich das Zeug anzuſehen.