306 ſichtsbehörde in einer wichtigen, nicht rein lokalen Frage in ernſte Differenzen geraten iſt, den anderen Srädten davon Mitteilung machen und event. an⸗ fragen, wie es dort gehalten iſt; ſie wird dann um ſo ſicherer und entſchloſſener auftreten, wenn ſie hört, daß in anderen Städten ſchon entſprechende Erfahrungen geſammelt worden und z. B. Sachen nicht bean⸗ ſtandet ſind, die bei ihnen beanſtandet werden. Aus⸗ gegangen iſt die ganze Anregung von den rheiniſchen Oberbürgermeiſtern, die vor einigen Jahren wieder⸗ holt lebhaft Klage darüber geführt haben, daß das Recht der Srädte, auch an der Ausgeſtaltung ihrer höheren Lehranſtalten und bei der Art der Beſchäfti⸗ gung der Lehrperſonen mitzuwirken, außerordentlich gering wäre und noch weiter verkümmert zu werden drohe. Sie hoffen, durch ein Zuſammengehen der Städte mit größerem Nachdruck die gemeinſamen Intereſſen der Städte an ihren höheren Schulen ver⸗ treten zu können. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Die Auskunft, die uns der Herr Magiſtratsvertreter ge⸗ geben hat, kann meine Freunde nicht befriedigen. Es iſt auch kein Wunder, daß keine eingehendere Aus⸗ kunft gegeben worden iſt; denn der Magiſtrat hat von der Auskunftsſtelle, wie ich aus den Akten erſehen habe, auch keine eingehende Auskunft bekommen. Es handelt ſich alſo um eine Sache, von der man nicht recht weiß, was daraus wird. Die Herren, die die Auskunftsſtelle leiten, haben deshalb auch den Brief, den der Magiſtrat an ſie gerichtet hat, nicht beant⸗ wortet. Unter dieſen Umſtänden haben wir, glaube ich, gar keine Veranlaſſung, ſo ſchleunig der Aus⸗ kunftsſtelle beizutreten. Ich möchte beantragen, daß wir die Vorlage ablehnen. Dem Magiſtrat bleibt es ja unbenommen, wenn ſich die Sache weiter entwickelt, ſpäter auf die Angelegenheit zurückzukommen. Ich beantrage alſo Ablehnung. — (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Stadt tritt der Auskunftsſtelle preußi⸗ ſcher Städte in Angelegenheiten des höheren Schulweſens bei und bewilligt als einmaligen Beitrag zur Beſtreitung der erſten Koſten für dieſe Einrichtung 300 ℳ. Der Betrag iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bewilligung der Mittel zu einer Dienſt⸗ reiſe. Druckſache 206. Stadtv. Zander: Meine Herren! Meine Freunde ſind ſelbſtverſtändlich nicht gegen dieſe Dienſtreiſe, da ſie glauben, daß etwas Gutes für unſere Stadt dabei herauskommen wird. Wir möchten aber doch dabei dem Magiſtrat die Bitte mit auf den Weg geben, daß, wenn es ſich einmal um Reiſen von Stadtverord⸗ neten handelt, die auch im Intereſſe der Fortbildungs⸗ ſchule uſw. gemacht werden ſollen, er in derartigen Fällen auch Mittel bereitſtelle. Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Was der Herr Kollege ſagte, iſt nicht eine Empfehlung der Ab⸗ lehnung, ſondern er ſtimmt der Vorlage zu. (Stadtv. Zander: Jawohl!) Sitzung vom 26. Juni 1912 Es iſt alſo kein Widerſpruch laut geworden. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Koſten der Dienſtreiſe eines Beamten zur Teilnahme an der Studienreiſe der Deut⸗ ſchen Geſellſchaft für Gartenkunſt nach Paris vom 13.—23. Juli 1912 im Betrage von 500 %u werden aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Punkt 11 der Tagesordnung: Vorlage betr. Muſikalien⸗ und Bücherausleiheſtell⸗ der Volksbibliothek. — Druckſache 207. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Am 26. April 1911 hatte ich mit Unter⸗ ſtützung meiner Freunde den Antrag geſtellt, die Ein⸗ richtung weiterer Zweigſtellen der ſtädtiſchen Volks⸗ bibliothek ins Auge zu faſſen und zu erwägen, ob nicht an der einen oder anderen ſtädtiſchen Volks⸗ bibliothek auch Ausleiheſtellen für Muſikalien ein⸗ gerichtet werden könnten. Die Stadtverordneten⸗ verſammlung iſt dieſem Antrage am 24. Mai 1911 beigetreten, und der Magiſtrat hat uns jetzt ent⸗ ſprechende Vorlagen gemacht. Die eine Vorlage be⸗ treffend eine neue Zweigſtelle der ſtädtiſchen Volks⸗ bibliothek hat Sie bereits in voriger Sitzung be⸗ ſchäftigt. Hier handelt es ſich ebenfalls um eine weitere Zweigſtelle am Savignyplatz 1. Dieſe ſoll mit einer Muſikalienhandlung verbunden werden. Der Magi⸗ ſtrat hat in der Vorlage darauf hingewieſen, daß er zu ſeinem Bedauern erſt jetzt in der Lage wäre, die entſprechende Vorläge zu machen. Ich muß ſagen: ich habe mich eigentlich gefreut, daß der Magiſtrat hier immerhin relativ ſchnell gearbeitet hat, und ich würde mich freuen, wenn er bei anderen, vielleicht noch wichtigeren Angelegenheiten in ähnlichem Tempo arbeiten würde. Ich kann dem Herrn Dezernenten nur den Dank dafür ausſprechen, daß jetzt nach einem Jahre etwas Poſitives aus der Anregung gewor⸗ den iſt. Auf die Einzelheiten der Vorlage brauche ich, glaube ich, nicht einzugehen; Sie werden wohl die Vorlage geleſen haben. Ich möchte nur meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß mit einem ſo angeſehenen Verein wie dem Tonkünſtlerverein eine Vereinbarung hat zuſtande kommen können, wodurch den Mit⸗ gliedern von Charlottenburg eine ſehr weitgehende Benutzung der großen Bibliothek dieſes Vereins er⸗ möglicht wird. Die Zeiten, zu welchen die Muſikalienausleihe⸗ ſtelle geöffnet ſein ſoll, ſind noch nicht feſtgelegt. Soviel ich aus der Vorlage und aus den Akten erſehen habe, iſt in Ausſicht genommen die Zeit von 3 bis 6 Uhr. Das iſt aber noch nicht feſtgeſetzt. Ich möchte die Anregung geben — das wird ja weiter zu über⸗ legen ſein —, ob es ſich nicht empfiehlt, lieber die Zeit von 1 bis 4 oder von 2 bis 5 Uhr zu nehmen, damit die Ge⸗ ſchäftsleute uſw., die in Berlin oder anderswo zu tun haben und in der Mittagszeit nach Charlotten⸗ burg zurückkommen oder wieder herausfahren, bei dieſer Gelegenheit die Bibliothek benutzen können. Das würde in der Zeit nach 3 Uhr kaum möglich ſein. Wählen wir die Zeit von 2 bis 5 Uhr, würde das erleichtert werden. Ich wollte das nur hier an⸗ regen; der Magiſtrat wird ſich das näher überlegen müſſen.