308 ſo ausfallen, daß ſie nicht ſo ſtiefmütterlich bedacht ſind. Es ſoll da nicht etwa geprotzt werden, es ſollen dort keine Palmen und ſonſtige exotiſche Gewächſe blühen, ſondern es ſollen wirklich nur etwas über⸗ normal ſtarke Bäume gepflanzt werden. Ich bitte Sie nochmals: bewilligen Sie uns ſtatt der 24 000 die 31 000 ℳ. Stadtv. Dr. Liepmann: Meine Herren! Ich kann mich dem Ausſchußantrage nicht anſchließen und möchte Sie bitten, die 7000 ℳ zu ſtreichen. Wenn die Bäume bei der Eröffnung des Kranken⸗ hauſes noch jung ſind, ſo iſt das ein Fehler, der doch mit jedem Tage geringer wird. Aus den Prinzipien, die wir ja ziemlich einmütig bei der Etatsberatung betont haben, daß wir ſparen müſſen und unnötige Ausgaben nicht bewilligen dürfen, folgt doch, daß es nicht richtig iſt, hier über die Forderung der ur⸗ ſprünglichen Vorlage hinauszugehen. Mitbeſtimmend iſt für mich, daß ich den Grund nicht anerkennen kann, den der Herr Referent für die Mehrausgabe angeführt hat. Er leitete dies daraus her, daß es herzerfriſchend für die Patienten ſei, wenn ſie nach langem Krankenlager, oft, wie der Redner es ſchilderte, an Krücken, das erſte Mal wieder das Zimmer verlaſſen und in den Garten ſich begeben dürften, dort wirklich Schönes und Grünes vorfinden. Hier handelt es ſich doch nicht um ſolche Kranke, ſondern um Wöchnerinnen, die nach kurzer Zeit das Haus wieder verlaſſen und dann die grünen Bäume und die ſchöne Natur außerhalb der Mauern des Krankenhauſes bewundern werden. Ferner veranlaßt mich zu meiner Stellung⸗ nahme der Ausblick auf die großen Koſten, die noch in einer beſonderen Vorlage kommen werden, und die, ſoweit ich es im Kopf habe, über 330 000 % betragen werden. Meine Herren, wo ſollen wir denn ſparen, wenn wir es hier nicht tun? Deshalb bitte ich Sie, die 7000 %ℳ zu ſtreichen. Stadtv. Zietſch: Ich muß mich wundern, daß der Sparſamkeitstrieb des Herrn Kollegen Liep⸗ mann ſich immer bei ſolchen Gelegenheiten äußert (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten und Libe⸗ ralen — Stadtv. Dr Liepmann: Wo ſoll er es dann?) — ja, Herr Kollege Liepmann, es gibt andere Ge⸗ legenheiten, bei denen Sie ſparen können. Aber wenn Sie, wo unſer jährlicher Etat 42 bis 45 Millionen Mark beträgt, bei einer Ausgabe für ein Objekt von 7000 ℳ ſparen wollen, dann werden Sie mit der Gefahr rechnen müſſen, daß Ihnen andere Leute ſagen: Ihre Sparſamkeitseigenſchaften ſcheinen ſich nicht auf beſonders ſolidem Boden aufzubauen, namentlich, wenn Sie anfangen wollen, zu ſparen, bei ſolchen Gelegenheiten, wo es ſich um den Ausbau und die Verſchönerung von Krankenhäuſern handelt. Sie ſagen, es iſt bei einem Krankenhauſe wie dem Wöchnerinnenheim nicht für eine ſchöne gärtneriſche Anlage zu ſorgen, weil die Patientinnen nicht dauernd dort liegen bleiben werden. Es fragt ſich freilich noch, wie lange die Kranken in einem ſolchen Wöchnerinnenheim oder in einer Entbindungsanſtalt untergebracht werden; es kann aber in einzelnen Fällen wochen⸗, es kann auch monatelang dauern; ſchwer erkrankte Wöch⸗ abſolut notwendig, Sitzung vom 26. Iuni 1912 nerinnen können lange Zeit zurückbehalten werden. Und gerade bei dieſen Frauen, die doch als Mütter in Frage tommen, wirtt es auf den ſeeliſchen Zu⸗ ſtand ungeheuer ein, wenn ſie, hinausblickend, ins Grüne ſehen können, wenn ſie aus der gewöhnlichen Umgebung der Mietskaſernen herausgezogen ſind und nicht unausgeſetzt das ewige Einerlei grauer Häuſerwände vor ſich haben. Dann kommt noch ein anderes Moment hin zu. Nicht nur die ſeeliſche Einwirkung auf die Kranken ſollte uns veranlaſſen, die geforderte Mehrſumme zu bewilligen, ſondern auch die Wirkung, die die Geſamtanlage als ſtädtiſches Unternehmen haben ſoll. Es handelt ſich um ein Projekt, das mehrere Millionen Mark koſtet, und da wouen Sie, nur dieſem Projekt nicht das würdige Bild einer voll⸗ endeten Gartenanlage zu geben, 7000 ℳV ſtreichen? Ich wundere mich darüber umſomehr, als dieſer Aus⸗ ſchußantrag aus dem Kreiſe Ihrer Fraktionsfreunde hervorgegangen iſt. Und ich glaube, die Mehrheit Ihrer Freunde wird auch für dieſen Antrag ſtimmen, ſo, wie meine Freunde einmütig dafür eintreten werden. 14 Stadtv. Dr Frentzel: Ich möchte Sie auch bitten, ſich den Gründen des Herrn Referenten in allen Punkten anſchließen zu wollen und dieſe 7000 % zu bewilligen. Ich kann aus meiner Erfahrung nur die Richtigkeit alles deſſen beſtätigen, was er hier vor⸗ getragen hat, und was Herr Kollege Zietſch hier wie⸗ derholt hat. Es iſt tatſächlich der Fall, daß bei der Heilung von Krankheiten und namentlich bei der Rekonvaleszenz auch die äußeren Umſtände, die auf den Kranken einwirken, von Bedeutung ſind. Und wenn darauf hingewieſen worden iſt, daß hier Patientinnen ſind, die nach verhältnismäßig kurzer Zeit das Krankenhaus verlaſſen, ſo möchte ich Herrn Kollegen Liepmann erwidern, daß er ja nicht weiß, wer in das Krankenhaus kommt, daß vielleicht auch auf längere Zeit Wöchnerinnen es als Aſyl, als Zu⸗ fluchtsſtätte aufſuchen müſſen. Weiter weiſe ich dar⸗ auf hin, daß es nicht zweckmäßig und auch der Stadt nicht würdig iſt, durch eine ſolche — meiner Anſicht nach in dieſem Falle übertriebene — Sparſamkeit das ganze große Werk dadurch zu beeinträchtigen, daß man ihm eine kleine Spitze abſtreicht, deren Fehlen ſich aber mit Rückſicht auf das große Ganze ſehr fühlbar machen würde. Stadtv. Ir Liepmann: Aber nach drei Jahren ſind doch die Spitzen wieder dal) Stadtv. Panſchow: Aus rein praktiſchen Grün⸗ den ſieht ſich die große Mehrzahl meiner Fraktions⸗ genoſſen veranlaßt, für den Ausſchußantrag zu ſtimmen aus der Erwägung heraus, daß wir für die Ausgeſtaltung des Krankenhauſes nach außen hin doch eigentlich eine ganze Menge Geld ausgeben. Wir geſtalten die Faſſade, die Türen reich aus und machen dafür große Ausgaben. Wenn man den Sparſam⸗ keitstrieb betätigen will, ſo iſt an dieſer Stelle viel⸗ leicht viel mehr Gelegenheit dazu: es könnte einfach ein viereckiger Kaſten hingeſetzt werden, und es wäre erheblich geſpart. Aber um dem Ganzen einen ver⸗ nünftigen und paſſenden Rahmen zu geben, haben wir uns entſchloſſen, für die geforderten 31 000 ℳ zu ſtimmen. Wir ſind dazu auch durch die Erwägung gekommen, daß es der Gartenbauverwaltung gar nicht