Sitzung vom 26. Juni 1912 313 Wir kommen zu Punkt 15 der Tagesordnung: daß wir ſparſam ſein können. In ſolchen, ich möchte Vorlage betr. Herſtellung einer Akkumulatoren⸗ batterie und einer Moorelichtbeleuchtung im Stadt⸗ verordnetenſitzungsſaal. — Druckſache 208. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Ich möchte Ihnen zunächſt kurz einmal an Ort und Stelle zeigen, was hier geplant wird. Aus der Vor⸗ lage geht das nicht ſo klar hervor, wenn man ſie zu Haus lieſt, wie wenn man es an Ort und Stelle ſieht. Alſo über dieſer Glasdecke iſt eine Moorelichtanlage geplant, die auf dem Prinzipe der Geislerſchen Röhren beruht, alſo eine Vakuumlichtanlagé, durch die eine ſtändige Helligkeit erzeugt wird. Dieſe An⸗ lage ſoll über der Glasdecke hängen, ſo, daß man von hier aus weder Schatten noch Licht an den einzelnen Stellen ſieht. Das heißt: das gunze Glasfeld über uns ſoll gleichmäßig beleuchtet ſein, und dieſe Hellig⸗ keit ſoll uns zugute kommen. In den Saal ſoll eine größere Lichtmenge herunterdringen, als jetzt die acht Pendel verurſachen. Dann ſoll für den Fall, daß irgend einmal etwas ſchief geht, was bei der Anlage viel leichter möglich iſt als jetzt, wenn 3z. B. ein Stück⸗ chen Glas herausgefallen iſt, und für den anderen Fall, daß das Elektrizitätswerk nicht ganz ſo arbeitet, wie wir es wünſchen, eine zweite Beleuchtung auto⸗ matiſch eintreten, die uns trotzdem Licht gibt. Dieſe neue Lichtquelle ſoll in dieſen ſechs Feldern unter den Baldachinen, wenn man ſie ſo bezeichnen will, ſitzen, und anſtelle der jetzigen Pendel, die fortgenommen und durch eine höher ſitzende Beleuchtungsquelle er⸗ ſetzt werden ſollen. Dazu ſind über 20 000 ℳ nötig. Ich bin nun perſönlich der Anſicht, daß das Licht, das wir hier haben, genügt. Mir wenigſtens hat es immer genügt. Ich habe nicht gefunden, daß wir darunter leiden. Ich habe auch nicht gefunden, we⸗ migſtens ſolange ich hier Stadtverordneter bin, daß es einmal ausgegangen iſt. Ich muß ſagen, ich habe an dem Licht nichts auszuſetzen. Ob die Pendel ſchön ſind, ob es beſſer wirkt, wenn dort andere ſitzen, das iſt eine Sache, über die ſich reden läßt. Ich will gern anerkennen, daß es netter ſein kann. Ob es beſſer iſt, wenn wir hier herum noch eine Lichtquelle haben, darüber läßt ſich auch ſtreiten. Ich würde perſönlich das ſchon negieren, wenn meine Anſicht für Sie vorgetragen werden ſoll. Der Saal iſt ſo übermäßig reich, es iſt kaum ein Fleckchen, das kein Ornament hat, ausgenommen das Sitzleder an den Stühlen; (Heiterkeit) wir haben überall, wo noch eine freie Fläche war, zum Teil aus praktiſchen Rückſichten, noch Ornamente an⸗ bringen müſſen. Die glatten Wände ſind rauh ge⸗ macht und gemuſtert worden, und Muſter haben auch die einſt glatten Holzflächen bekommen. Glücklicher⸗ weiſe werden die Stofflächen nach den neueſten Nach⸗ richten nicht noch für Bilder gebraucht; ſonſt hätten wir gar nichts mehr, was frei iſt. Nun ſollen aber die eben bezeichneten freien Plätze noch wieder reich dekoriert werden. Ich würde darin keine Verbeſſerung der Geſamtwirkung erblicken. Da wir Licht nach meiner Anſicht, wenn auch nicht in Hülle und Fülle, ſo doch jedenfalls vollſtändig ausreichend haben, ſo komme ich zu einem Standpunkt, den Herr Kollege Liepmann mit mir teilen wird, (Stadtv. Dr Liepmann: Freue mich ſehr darüber!) wirklich ſagen, Aeußerlichkeiten brauchen wir nicht ſo anſpruchsvoll zu ſein. Wir ſollen uns das verkneifen können, und ich glaube, wir tun es auch. Meine Herren, es wird geſagt, das Glas hier ſoll mehr wirken. Wir ſtehen — häufig ſehen wir es nicht — „sub umbra alarum tuarum“ —, der Schatten wird uns ſo wie ſo nicht genommen werden. Der Magiſtrat war ja ſo liebenswürdig, an die Stadtverordneten zu denken und uns für unſern Saal Vorſchläge zu machen. Das müßte ich dankbar anerkennen. Ich komme aber trotzdem zu dem Stand⸗ punkt, daß wir mit dieſen Mitteln für die Stadt Beſſeres ſchaffen können. (Stadtv. Dr Liepmann: Sehr richtig!) Auf die Vorlage komme ich nicht zurück; ich billige ja die Sache an ſich, aber gerade für uns hier iſt das, was da iſt, vollſtändig genügend. Weiter wird geſagt: eine zweite elektriſche Ein⸗ richtung brauchen wir auf alle Fälle, wenn nämlich die eine verſagte. Meine Herren, brauchen wir die wirklich? Ich glaube, wir können mit jenem alten Griechen, dem einſt bange gemacht wurde, daß die Pfeile ſo dicht fliegen würden, daß ſie das Sonnen⸗ licht verfinſtern würden, ſagen: ooch gut — er hat das natürlich auf Griechiſch geſagt —, dann werden wir im Schatten kämpfen. Alſo die Sache iſt nicht ſo ängſtlich. Ich würde Ihnen empfehlen, ohne Aus⸗ ſchußberatung die Magiſtratsvorlage abzulehnen. (Sehr richtig!) Ich ſehe wirklich keine Notwendigkeit, für uns per⸗ ſönlich ſo in die Tauſendmarkſcheine zu greifen. Ich bitte Sie, die ganze Vorlage ruhig abzulehnen. (Bravol) Stadtbaurat Seeling: Meine Herren! Es ſind hier zufällig drei Sachen zuſammengekommen, die in einer Vorlage auftreten. Das hat, glaube ich, der Herr Referent nicht ganz klar hervorgehoben. Es handelt ſich einmal um die Notbeleuchtung für die Rathauskorridore; es ſollen da für die Nacht einige helle Punkte, und zwar durch Gasglühlichtbeleuchtung auf den Treppen, geſchaffen werden. Zweitens handelt es ſich um die Schaffung einer Akkumulatorenanlage als Notbeleuchtung für den Sitzungsſaal für den Fall, daß wir einmal in Verlegenheit kommen. Und drittens ſchließt ſich daran noch eine Beleuchtung, die nicht mehr ſo, wie jetzt, ſondern als Oberlichtbeleuch⸗ tung ausgeführt werden ſoll. Meine Herren, jetzt geht ja die Sache; aber während des ganzen Winters haben Sie nicht das Bild, das ich jetzt ſehe, ſondern Sie haben den Eindruck einer ſchwarzen Schiefertafel. Da außerdem die jetzige Beleuchtung im allgemeinen als etwas ſehr blendend empfunden wird und wir durch Proben feſtgeſtellt haben, daß wir eine weſent⸗ lich günſtigere Beleuchtung ſchaffen können, ſo haben wir Ihnen gleichzeitig dieſen Vorſchlag mitgemacht. Ich möchte Sie bitten, im Intereſſe der Sache die Vorlage einem Ausſchuſſe zu überweiſen, damit wir Gelegenheit haben, dem Ausſchuß einmal die Be⸗ leuchtung vorzuführen. Wir würden ſie gern der Stadtverordnetenverſammlung vorgeführt haben, wenn es ſich hätte ſo leicht machen laſſen. Aber es war zu gefährlich, wir konnten es nicht in der Abend⸗ ſitzung vorführen, und infolgedeſſen haben wir es ge⸗