314 laſſen. Ich bitte Sie dringend: verweiſen Sie die Sache in den Ausſchuß. Ablehnen können Sie die Vorlage immer noch. Ich glaube, Sie werden dazu gelangen — nicht, wie es jetzt beantragt iſt, alle drei Beleuchtungen abzulehnen, ſondern mindeſtens eine oder zwei davon beizubehalten. Stadtv. Zietſch: Wenn es ſich bei dieſer Vorlage nur darum handelte, perſönlichen Rückſichten auf die Stadtverordneten nachzukommen, dann würden meine Freunde auch für die glatte Ablehnung der Vorlage zu haben ſein. Aber ich ſehe doch eine größere Bedeutung in der Begründung und in der Vorlage ſelbſt, als ſie Herr Kollege Harniſch herausgeleſen zu haben ſcheint. Die Angelegenheit der Ausgeſtaltung des Stadtverordnetenſitzungsſaals iſt meinem Emp⸗ finden nach immer noch ein Proviſorium; es iſt nichts Endgültiges, Abgeſchloſſenes, ebenſo wie verſchiedene Räumlichkeiten im Rathauſe noch nicht fix und fertig ausgeſtaltet ſind, ſondern noch der Vollendung harren. Für dieſe Zwecke ſind ja auch gewiſſe Mittel in einem Fonds angeſammelt worden, die nach und nach dafür ausgegeben werden ſollen. Wenn nun für den Stadt⸗ verordnetenſitzungsſaal die obere Deckenbeleuchtung geplant worden iſt, ſo iſt das, wie der Herr Baurat ſchon hervorgehoben hat, infolge verſchiedener anderer Aenderungen, die in dem Sitzungsſaal vorgenommen werden ſollen, geſchehen. Man kann, wie mir von künſtleriſch veranlagten Leuten geſagt worden iſt, darüber zweifelhaft ſein, ob es einen beſonders gün⸗ ſtigen Eindruck machen würde, wenn über der Glas⸗ decke die Beleuchtung angebracht würde. Daß die Glas⸗ decke da oben eine Ausgeburt von Geſchmack und Stil⸗ reinheit iſt, das möchte ich wenigſtens nicht behaupten. Darüber können die Anſichten aber — ich gebe das zu — auseinandergehen. Nun will ich aber durchaus nicht befürworten, daß wir, wenn die Oberdecken⸗ beleuchtung eingeführt würde, noch ein anderes Glas⸗ gemälde an der Decke bekommen. 1 (Heiterkeit.) Das würde die Sache noch teurer machen. Was mich veranlaßt, für die Oberdeckenbeleuch⸗ tung einzutreten, ſind vor allen Dingen ſanitäre, hygieniſche Rückſichten. Wir klagen häufig genug, wenn die Sitzungen bis 12 Uhr, %21 Uhr in der Nacht dauern, über die unerträgliche Temperatur, die im Saale herrſcht. Namentlich die älteren Herren haben darunter ſtark zu leiden. (Widerſpruch bei der vereinigten alten Fraktion.) Wir haben auch Fraktionsmitglieder, welche die lange Zeit hindurch hier nicht aushalten können. Es iſt wiederholt verſucht worden, eine beſſere Temperatur in den Sitzungsſaal hineinzubringen. Ich glaube, wenn wir das offene Licht aus dem Saal heraus⸗ bekommen würden und die Beleuchtung über der Decke läge, daß dann zum Teil die Ventilation gründ⸗ licher vorgenommen und die Luft verbeſſert werden könnte. (Widerſpruch.) Es kommt noch ein anderes Moment hinzu, das mich veranlaßt, für die Oberbeleuchtung einzutreten. Die Flächen, die jetzt mit rotem Sackleinen beſpannt Sitzung vom 26. Juni 1912 ſind, ſollen doch mit der Zeit etwas anders aus⸗ geſtaltet werden. (Stadtv. Harniſch: Hoffentlich nicht!) — Man kann darüber ſtreiten. (Stadtv. Dr Liepmann: Das iſt beſſer als ſchlechte Bilder!) — Die Flächen, wie ſie jetzt ſind, wirken auch nicht gut. Man hat an Gobelinmuſter gedacht, nicht allzu bunte, nicht zu lebhafte, die ſich in die auch meiner Anſicht nach zu reiche Ornamentik des ganzen Saales einigermaßen einfügen. Ich habe das Empfinden, daß die künſtleriſche Ausgeſtaltung des Raumes, ſo⸗ weit die Holzflächen in Frage kommen, ganz über⸗ trieben iſt. (Sehr richtig!) Es iſt ungeheuer ſchwer, etwas Paſſendes noch in den Saal hineinzubringen, (Sehr richtig!) wenn man nicht von Grund auf die ganzen Schnitze⸗ reien herausnehmen will. Daran wird die Stadt⸗ verordnetenverſammlung aber nicht denken wollen. Deswegen muß verſucht werden, nach Möglichkeit ein klein wenig mehr Leben und Stimmung zu ſchaffen, die jetzt meiner Anſicht nach in der Dekoration des Saales fehlen. In Verbindung mit dieſen Gobelins hat man ſich nun die Oberdeckenbeleuchtung gedacht, die dann harmoniſch wirken wird. Damit würde ich alſo auch einverſtanden ſein. Dagegen verſpreche ich mir nicht allzu viel von der Anbringung der Be⸗ leuchtungskörper an den Seitenflächen des Saales. Aber das iſt eine Frage, die näher geprüft werden kann. Die Vorlage iſt doch jedenfalls ſo ernſt zu nehmen, daß man ſie auch ernſtlich prüfen ſoll, und wenn das im Plenum nicht möglich iſt, ſo ſollte man die Prüfung in einem Ausſchuß vornehmen, (Widerſpruch) um den Herren vom Magiſtrat Gelegenheit zu geben, uns eingehend die Vorſchläge zu begründen. Meine Freunde werden jedenfalls für die Ausſchußberatung ſtimmen. Stadtv. Ruß: Meine Herren! Namens meiner Freunde kann ich erklären, daß wir nach den Aus⸗ ſührungen des Herrn Baurats ſeinem Antrage auf Ausſchußberatung ſelbſtverſtändlich zuſtimmen werden. (Widerſpruch bei den Liberalen, Zurufe und Heiterkeit.) — Ich kann ſogar hinzufügen, daß, für den Fall ein Ausſchuß eingeſetzt werden ſollte, bereits in der Fraktionsſitzung am Montag unſere Kandidaten für einen ſolchen nominiert worden ſind. Ferner möchte ich mir geſtatten, wenngleich die Sache in einen Ausſchuß kommen und dort genauer geprüft werden wird, einige Wünſche, die ich auf dem Herzen habe, auszuſprechen. Ich glaube, wir