Sitzung vom 26. Juni 1912 viel mehr erzielen würde als durch das Oberlicht. Aber auch hierfür müßte die Decke ja durchbrochen werden, es würde alſo ein vollſtändiger Um⸗ und Neubau der Decke ſowohl aus künſtleriſchen wie tech⸗ niſchen Rückſichten vorgenommen werden. Die Sorge des Herrn Kollegen Borchardt in bezug auf das Verſagen der Beleuchtung teile ich auch nicht. Fällt der Himmel ein, dann ſind eben alle Spatzen tot. Wenn hier für den Stadtverordnetenſaal die Be⸗ leuchtung vom Elektrizitätswerke verſagt, dann würde es auch in dem ganzen Stadtteil, alſo Berliner Straße und weiter, ſo ſein, und das wäre eine ſolche Kalamität und eine ſolche Störung, daß wir wahrſcheinlich ohne⸗ dies für kurze Zeit die Sitzung unterbrechen müßten. Ein derartiges Verſagen iſt auch ſchon in anderen Städten vorgekommen und an anderen Orten, und man hat ſich in ſolchem Notfalle auch ohne Akkumu⸗ latoren geholfen. Sie erinnern ſich, daß man vor kurzem in Paris gelegentlich eines Streiks, der von den Arbeitern inſzeniert worden war, ſogar wieder zur Kerzenbeleuchtung zurückgetehrt iſt. Ich ſehe alſo in dieſem Vorſchlage weder nach der einen noch nach der andern Seite die Löſung der geſtellten und er⸗ ſtrebten Aufgabe. (Bravo!) Stadtbaurat Seeling: Ich möchte nur auf die Worte des Herrn Vorredners kurz erwidern und be⸗ merken, daß es ſich hier nicht um Kathedral⸗, ſondern um Antikglas handelt. Das iſt weſentlich durchſich⸗ tiger als Kathedralglas. (Widerſpruch des Stadtv. Ur Frank.) — O ja, doch. — Wie geſagt, wir haben Verſuche mit der Beleuchtung gemacht, die Herren Reinhardt und Süßenguth, auch einzelne Mitglieder des Magi⸗ ſtrats haben es ſich angeſehen und waren davon ſehr befriedigt. Alſo nach dieſer Richtung kann ich Sie beruhigen. Sie werden entſchieden ein weſentlich milderes Licht haben, als es dieſe doch ſehr ſtark blen⸗ denden Beleuchtungskörper gewähren, wenn Sie von 6 Uhr bis Mitternacht ſitzen. Ich möchte noch daran erinnern, daß die frühere Beleuchtung nicht ſtark genug war, und daß man ſie verſtärkt hat, um den Anforderungen zu genügen. Nun iſt mir aber wiederholt von ſehr vielen Seiten geſagt worden, daß auf die Dauer das jetzige Licht zu grell und zu blendend ſei. Stadtv. Dr Liepmann: Meine Herren! Wenn uns auch der Herr Stadtbaurat die vorgeſchlagene Moorebeleuchtung vorgeführt hätte und wir die Wir⸗ kung als einen großen Fortſchritt anerkennen würden, ſo iſt doch die Wirkung, welche wir durch Ablehnung der Vorlage dabei erzielen, daß wir für unſere Be⸗ dürfniſſe beſcheiden ſind und aus dem Stadtſäckel nicht neue Aufwendungen für uns beanſpruchen, eine viel ſchönere. (Sehr richtig!) Um dieſe Auffaſſung zum klaren Ausdruck gelangen zu laſſen, möchte ich Sie bitten, wenn ich mir viel⸗ leicht auch dadurch den Zorn des Herrn Stadtv. Borchardt zuziehe, die Ausſchußberatung abzulehnen. Man ſoll in der Bürgerſchaft wiſſen, daß wir, wo es 317 geht, ſparen. Und hier können wir ſparen, hier können wir ſagen: no more Ausgaben!“ (Heiterkeit.) Was die Akkumulatorenanlage betrifft, ſo be⸗ deutet ſie eine Verſicherung — wir leben ja im Zeit⸗ alter der Verſicherungen —, aber eine Verſicherung gegen eine Gefahr, die ſehr gering iſt, und die, wie ſchon Herr Kollege Frank ausgeführt hat, wenn ſie eintritt, eine ſo allgemeine Kalamität bedeutet, daß wir wirklich nicht notwendig hätten, ſie einzugehen. Was iſt denn das für ein Unglück, meine Herren, wenn wir, wie die Schüler Hitzeferien bekommen, ſchlimmſtenfalls einmal Duſterkeitsferien eintreten laſſen und unſere Verhandlungen auf eine kurze Zeit ausſetzen müſſen! Was dann die Hitze betrifft — da ich eben von Hitzeferien geredet habe —, ſo bin ich der ſchon ge⸗ äußerten Anſicht, daß es viel wichtiger wäre, eine Ventilation einzuführen, die nur geringe Koſten be⸗ anſpruchen kann. Meine Herren, ſparen Sie alſo! Sparen Sie auch mit unſerer Zeit und lehnen Sie den Ausſchuß⸗ antrag ab! NRNur noch auf eine Beſonderheit in der Beratung möchte ich hinweiſen. Die Beſonderheit finde ich darin, daß ein Herr, der der ſozialdemokra⸗ tiſchen Fraktion angehört, Ihnen hier mit ſolcher Emphaſe empfohlen hat, Mehrausgaben für eine Batterie zu bewilligen! (Große Heiterkeit.) Stadtv. Vogel: Meine Herren! Einige Vor⸗ redner haben geglaubt, die vorgeſchlagenen Aende⸗ rungen damit befürworten zu können, daß ſie auf die Verbeſſerung der Luft hinwieſen, die dadurch hier im Saale erzielt werden würde. Es iſt darauf entgegnet worden, daß dieſe Luftverbeſſerung ſehr gering werden würde. Um reinere Luft zu erhalten und die Tem⸗ peratur, die große Hitze herabzuſetzen, dazu müſſen in der Tat andere Maßregeln ergriffen werden; da muß eine beſſere Ventilation durchgeführt werden. Wenn wir die Luft in dieſem Raume — heute iſt nur eine ſchwache Be⸗ ſetzung — bei ſtärkerem Beſuch mit der Luft vergleichen, die z. B. ſowohl im Hauptleſeſaal wie im Zeitſchriftenleſeſaal der Kgl. Bibliothek in Berlin iſt, ſo finden wir ſofort, daß dort die Luft viel beſſer, reiner und angenehmer iſt, obwohl jene Säle den ganzen Tag ſtark beſucht ſind, weil dort eine viel beſſere Ventilation vorhanden iſt. Ehe alſo die Ven⸗ tilation nicht gebeſſert wird, werden wir immer über die ſchlechte Luft zu klagen haben. Da Meinungs⸗ verſchiedenheit über die Wirkung des Moorelichtes beſteht, habe ich das noch hinzufügen wollen. Hof⸗ 4 bekommen wir auch in der Ventilation Ab⸗ hilfe. (Ein Schlußantrag wird genügend unterſtützt und darauf mit großer Mehrheit angenommen.) Berichterſtatter Stadtv. Harniſch (Schlußwort): Meine Herren! Wir können und werden ja wohl den Ausſchuß beſchließen; weshalb ſollen wir das nicht? Aber das möchte ich für diejenigen von uns, die gegen den Ausſchuß ſind, betonen: die Temperaturfrage hat nach meiner feſten Ueberzeugung wenig, ſehr