326 Sitzung vom 4. Ferner ſtelle ich den Antrag, zu beſchließen, daß die Stelle ausgeſchrieben wird, und zwar mit den⸗ ſelben Bedingungen, die ſchon im Jahre 1889 bei der Neuſchaffung der Stelle feſtgelegt worden ſind und die in der Vorlage mit abgedruckt ſind, daß der Betreffende die Fähigkeit zum höheren Juſtiz⸗ oder Verwaltungsdienſt haben müſſe, daß er ferner Nebenämter nur mit Genehmigung der ſtädtiſchen Körperſchaften übernehmen dürfe, und endlich, daß er bei ſeinem etwaigen Scheiden aus dem Dienſt an eine dreimonatige Kündigung ge⸗ bunden ſein ſoll. Zum Schluß ſtelle ich den Antrag, einen Aus⸗ ſchuß von 15 Mitgliedern zur Vorbereitung der Wahl einzuſetzen. (Bravo!) Bürgermeiſter Matting: Meine ſehr verehrten Herren! Ich muß annehmen, daß ſich die Ge⸗ legenheit, von Ihnen Abſchied zu nehmen, nach den ſoeben gehörten Worten des Herrn Stellvertreters des Stadtverordnetenvorſtehers für mich nicht mehr finden wird. Wenn ich auch noch vorausſichtlich eine Sitzung in Ihrer Mitte erleben werde, ſo würde es mir doch ganz unmöglich ſein, es mir heute zu ver⸗ ſagen, auf die ſo ehrenvollen, liebenswürdigen Worte des Herrn ſtellvertretenden Stadtverordnetenvor⸗ ſtehers etwas zu erwidern. Meine Herren, ich bin durch die Ausführungen, die hier gemacht worden ſind, überraſcht worden, aber überraſcht nur in erfreulicher, in höchſt erfreulicher Weiſe. Sie müſſen meine Erwiderung als den ſpontanen Ausdruck der Empfindungen entgegen⸗ nehmen, die mich in dieſem Augenblick überkommen. Meine Herren, dieſe Empfindungen bei einem Rück⸗ blick auf eine 18jährige Tätigkeit ſind ja ſchon oft durch meine Seele gegangen, wenn ich mir die Frage vorlegen mußte: tue ich recht, dasjenige, was ich hier erworben habe, dasjenige, was Sie mir bisher ent⸗ gegengebracht haben, nämlich dieſes große Vertrauen aufzugeben, um einem anderen Ziele zuzuſtreben? Meine Herren, aber auch in meiner neuen Ver⸗ waltung muß es ja mein Beſtreben ſein, auf dem⸗ ſelben Gebiete und mit denſelben Mitteln zu ar⸗ beiten, die mir hier meine Arbeit ſo erleichtert haben, nämlich mit dem Vertrauen der Stadtverordneten⸗ verſammlung, der Beamtenſchaft und der Bürger⸗ ſchaft. Sie dürfen mir glauben, daß ich dieſes Ver⸗ trauen ganz außerordentlich zu ſchätzen weiß, umſo⸗ mehr als es in einer 18jährigen Tätigkeit nur all⸗ mählich aufgebaut worden iſt, und daß ich mit Stolz auf dieſen Erfolg meiner Tätigkeit zurückblicke. Ich weiß nicht, ob ein gütiges Geſchick mir in meiner neuen Tätigkeit auch nur eine annähernd gleiche Dauer meines Amtes ſchenken wird; aber ich gehe in mein neues Amt mit der Hoffnung, mit der feſten Zuverſicht, das Vertrauen, das ich hier gewonnen habe, mir auch dort zu erwerben. Ich bin überzeugt, daß mich der Ausdruck dieſes Vertrauens, der ſoeben aus dem Munde des Herrn ſtellvertretenden Stadt⸗ verordnetenvorſtehers in dieſem Saale ausgeſprochen worden iſt, auch in meinen neuen Wirkungskreis hin⸗ überbegleiten und auch dort mir die Herzen öffnen wird, die mir ja bisher noch verſchloſſen ſein müſſen, weil ich in einen vollſtändig unbekannten Perſonen⸗ kreis und in ganz unbekannte Verhältniſſe komme. Meine Herren, wenn der Herr ſtellvertretende Stadtverordnetenvorſteher im übrigen von den Erfol⸗ September 1912 gen meiner Arbeit geſprochen hat, ſo weiß ich ganz ge⸗ nau, daß ich — das kann ich betonen — zwar ſtets den ernſten Willen gehabt habe, für die Stadt Charlotten⸗ burg das Beſte zu erreichen und auch an Wider⸗ ſtänden, Schwierigkeiten und gelegentlich an einer hohen Arbeitslaſt nicht zu ſcheitern. Aber, meine Herren, das höchſte Ziel und die höchſte Ehre und die Grundlage meiner Arbeit iſt doch eben das Ver⸗ trauen, das ich gottſeidank überall gewonnen habe, in jedem Kreiſe, bei jeder Gelegenheit, von Unter⸗ gebenen und Mitarbeitern, und an dieſer Stelle hier in der Stadtverordnetenverſammlung, Ihnen hoch⸗ verehrten Herren, dafür zu danken, iſt mir ein Herzensbedürfnis. Ich bitte Sie, dieſen meinen tiefgefühlten, unwandelbaren Dank anzunehmen. (Lebhafter Beifall.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren! Nach⸗ dem Herr Bürgermeiſter Matting in ſeinen Ein⸗ gangsworten geſagt hat, daß dies wohl die letzte Ge⸗ legenheit wäre, ſich offiziell von uns zu verabſchieden, und nachdem der Herr Stadtverordnetenvorſteher⸗ ſtellvertreter für ſeine Perſon eine uns allen aus dem Herzen geſprochene Dankrede gehalten hat, halte ich es für meine Pflicht, ſeine Rede als die meinige gelten zu laſſen und namens der Stadtverordneten⸗ verſammlung all dem mit Ausdruck verliehen zu haben, was der Herr Stadtverordnetenvorſteher⸗ ſtellvertreter hier geäußert hat. (Lebhafter Beifall.) Stadtv. Hirſch: Meine Herren! Meine 44 ½ ſchließen ſich dem lebhaften Bedauern des errn Berichterſtatters über das Ausſcheiden des Herrn Bürgermeiſters Matting und der Anerkennung ſeiner Tätigkeit in vollem Umfange an. Was die Vorlage ſelbſt betrifft, ſo ſind wir damit einverſtanden, daß die Stelle ausgeſchrieben und daß zur Prüfung der Geſuche ein beſonderer Ausſchuß eingeſetzt wird. Wir halten auch feſt an dem Gemeindebeſchluß von 1889. Wir weichen nur inſoweit von dem Herrn Berichterſtatter ab, als wir der Anſicht ſind, daß das Anfangsgehalt von 16 000 ℳ nicht erhöht zu werden braucht; wir werden deshalb gegen den Antrag des Herrn Bericht⸗ erſtatters auf Feſtſetzung des Anfangsgehalts auf 18 000 ℳ ſtimmen. Da wir aber der Meinung ſind, daß es notwendig iſt, die Stelle ſobald als möglich zu beſetzen, ſo beſtehen wir nicht darauf, daß die Ge⸗ haltsfrage erſt beſonders in einem Ausſchuß geprüft wird, wir erheben vielmehr keinen Widerſpruch, wenn Rarr ſofort die Entſcheidung darüber herbeigeführt wird. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Berichterſtatters Stadtv. Dr Hubatſch, wie folgt: a) Das Gehalt der Stelle des beſoldeten Bei⸗ geordneten (zweiten Bürgermeiſters) wird auf 18 000 ℳ jährlich feſtgeſetzt. b) Die Stelle iſt auszuſchreiben. c) Zur Vorbereitung der Neuwahl wird ein Ausſchuß eingeſetzt, beſtehend aus den Stadtv. Dr Crüger, Dr Frentzel, Gebert, Hirſch, Dr Hubatſch, Kaufmann, Dr Liep⸗ mann, Meyer, Otto, Dr Rothholz, Ruß, Dr Stadthagen, Wöllmer, Zander und Zietſch.)