341 Sitzung vom 18. September 1912 war angenommen, daß an Steinkohlengas 51 130 000 ehm und an Waſſergas 6 970 000 cbm, zuſammen 58 100 000 ehm herzuſtellen wären. Die tatſächliche Erzeugung betrug je⸗ doch 48 917 028 ebm Steinkohlengas und 8 847 460 ehm Waſſergas, zuſammen 57 764 488 ebm. Bei einer hinter dem An⸗ ſchlage um 335 512 ehm Gaserzeugung ſind mithin 2 212 972 ehm Steinkohlengas weniger und 1 877 460 ehm Waſſergas mehr hergeſtellt worden. Ich benutze dieſe Gelegenheit, um den Magiſtrat darauf aufmerkſam zu machen, daß einer großen An⸗ zahl Kollegen und mir wiederholt Klagen zu Ohren gekommen ſind über die jetzt minderwertige Beſchaffenheit unſeres Gaſes. Es wird auch darüber geklagt, daß das Gas erhebliche Niederſchläge in den Röhren hinterläßt, Naphta oder Naphtalin. Ich möchte den Magiſtrat doch bitten, ſich darüber ein⸗ gehend zu äußern, ob dieſe beſtimmt vorgebrachten Klagen irgendwelche Berechtigung haben. Ferner wird auch darüber geklagt, daß bei Beſchwerden ſei⸗ tens der Konſumenten die Gasanſtalt nicht das Ent⸗ gegenkommen zeige, das man glaubt erwarten zu können. Meine Herren, der Druck der Nachweiſung der Ueberſchreitungen iſt wie in früheren Jahren wegen der hohen Koſten unterlaſſen worden. Ich habe die ſehr eingehenden Begründungen ſorgfältig nachge⸗ prüft und zu Beanſtandungen nicht die geringſte Ver⸗ anlaſſung gefunden, ſo daß ich Ihnen die Annahme der Magiſtratsvorlage empfehlen kann. Stadv. Dr Bauer: Meine Herren! Ich habe im Auftrage meiner Fraktion die Ueberweiſung dieſer Poſition an einen Ausſchuß zu beantragen. Wir ſind vor allen Dingen nicht im klaren darüber, wie es mit der Ueberſchreitung bei der Gasanſtalt ſteht. Es ſcheint uns hier ein Widerſpruch vorzuliegen. Auf Seite 313 heißt es in der Vorlage in der erſten Kolumne unten: „Dieſe erheblichen Ueberſchreitungen ſind in der Hauptſache auf die Mehrerzeugung von Waſſergas zurückzuführen.“ Weiter unten heißt es dann: „Bei einer hinter dem Anſchlage von 335 512 bm zurückgebliebenen Gaserzeugung ſind mithin 2 Millionen und ſo und ſo viel Kubikmeter Steinkohlengas weniger und 1 877 460 cbm Waſſer⸗ gas mehr hergeſtellt worden. Dies führte . zu Ueberſchreitungen bei dem Abſchnitt „Waſſergasan⸗ lage.“ Wir ſind der Meinung, daß es eigentlich weni⸗ ger betragen müßte, und erwarten eine Aufklärung darüber. Wir glauben, daß dieſe am beſten in der Kommiſſion geſchieht, da hierbei doch erhebliche Zah⸗ len als Unterlagen gegeben werden müſſen. Stadtrat Caſſirer: Meine Herren! Wenn Sie die Angelegenheit in den Ausſchuß nur deshalb ver⸗ weiſen wollen, weil Sie eine Aufklärung über die Ueberſchreitungen wünſchen, die durch die Waſſergas⸗ anlage entſtanden ſind, ſo meine ich, daß ſich die Ueberweiſung erübrigen wird; denn ſämtliche Ueber⸗ ſchreitungen bei der Waſſergasanlage ſind rein for⸗ meller Natur und haben mit dem wirtſchaftlichen Er⸗ gebnis eigentlich gar nichts zu tun. Die Verhältniſſe liegen folgendermaßen: Bei der Aufſtellung des Etats ſetzen wir feſt, wie groß die Produktion an Kohlengas und wie groß ſie an Waſſergas ſein ſoll, und zwar haben wir für dieſen Etat 12 % Waſſergas und 88 % Kohlengas zugrunde gelegt. Die Einrichtung der Waſſergasan⸗ zurückgebliebenen lage hat den großen Vorteil, daß wir die Konjunktur und die Situation vollſtändig ausnutzen können. Wenn alſo die Verhältniſſe auf dem Koksmarkt der⸗ artig liegen, daß Koks knapp iſt, dann ſchränken wir die Waſſergasanlage ein, oder wir machen es umge⸗ kehrt. In demſelben Augenblick aber, wo eine Ver⸗ ſchiebung zwiſchen der Erzeugung von Kohlengas oder Waſſergas gegen den Anſchlag eintritt, tritt auch ſo⸗ fort eine ganz weſentliche Verſchiebung in den ein⸗ zelnen Poſitionen des Etats ein. Das bedeutet ſo⸗ fort eine vollkommene Umwälzung des Etats, aber nur ziffernmäßig; auf den wirtſchaftlichen Effekt hat dies nur geringen Einfluß. Aus dieſem Grunde meine ich, daß Sie ſich mit dieſer Erklärung begnügen ſollten, ſtelle jedoch im übrigen alles weitere anheim. Der Herr Berichterſtatter hat dann ganz allge⸗ mein Klagen über die Qualität unſeres Gaſes vor⸗ gebracht. Meine Herren, ich kann darauf Ihnen nur das eine erwidern, daß die Qualität unſeres Gaſes, ſowohl was die Wärmeeinheiten als auch was die Leuchtkraft betrifft, allen den Anforderungen ent⸗ ſpricht, die man an eine gute Beſchaffenheit des Gaſes ſtellen kann. Es beſtehen in dieſer Beziehung Vor⸗ ſchriften, welche bei uns ganz genau und ſtreng beob⸗ achtet werden. Unſere Gasdeputation wacht über dieſe Fragen mit großer Energie. Wir haben, wie Sie wiſſen, den großen Vorzug, einen Herrn in unſerer Gasdeputation zu haben, der Autorität auf dieſem Gebiete iſt und der ſich ſeit Jahren die Prüfung ge⸗ rade der Laboratoriumsverſuche zur Aufgabe gemacht hat. Ich möchte aber trotzdem nicht unterlaſſen, hier zu erklären, daß in letzter Zeit eine kleine Meinungs⸗ verſchiedenheit zwiſchen der Deputation und dieſem ſchätzenswerten Mitgliede der Deputation einge⸗ treten iſt. Es iſt vielleicht möglich, — weil man mit Recht der Anſicht dieſes Mitgliedes große Bedeutung beilegt, — daß dadurch eine gewiſſe Beunruhigung in die Bürgerſchaft gekommen iſt. Dieſe Meinungsver⸗ ſchiedenheit iſt jedoch nicht ſo groß, daß ſie irgendwie Sie oder die Bürgerſchaft zu beunruhigen brauchte. Auch dieſes Mitglied der Deputation iſt der Anſicht, daß das, wus wir liefern, den Anſprüchen vollkommen gerecht wird, die nicht nur bei uns, ſondern auch in anderen Städten an das Gas geſtellt werden. Das Mitglied iſt aber weiter der Anſicht, daß gerade in bezug auf die Leuchtkraft ſeit einer Reihe von Jahren, ſeitdem die Glühſtrumpfbeleuchtung mehr um ſich gegriffen hat, die Leiſtungen aller Gasanſtalten zu gering ſind, und es wünſcht, daß in dieſer Beziehung gerade Charlottenburg eine Ausnahme machen möge, daß Charlottenburg ſeinen Bürgern mehr liefern ſolle, als der Durchſchnitt aller anderen Städte es tut. Ueber dieſe Frage beſteht zurzeit zwiſchen der Depu⸗ tation und dieſem Mitgliede der Deputation noch keine Klarheit. Wir hoffen indes, daß ſich auch in dieſer Frage in Kürze eine befriedigende Löſung fin⸗ den wird. Wenn ich von dieſem einen Geſichtspunkt Ab⸗ ſtand nehme, dann kann ich ſagen, meine Herren, daß nicht der geringſte Anlaß zu einer berechtigten Klage hier in Charlottenburg vorliegt. Daß bei einer An⸗ zahl von 50 000 Konſumenten von Zeit zu Zeit von der einen oder andern Seite eine Klage kommt, das iſt nicht zu verwundern. Wo die eigentlichen Urſachen liegen, müßte dann in jedem einzelnen Falle ermittelt werden. Derartige Klagen ſind mir nicht nur aus der Bürgerſchaft, ſondern aus dieſem Kreiſe wiederholt zu Ohren gekommen. Wir ſind dann der Sache nach⸗ gegangen, und nicht in einem einzigen Falle hat man der Gasanſtalt die Schuld beimeſſen können. Ja, ich