342 Sitzung vom 18. nehme keinen Anſtand, hier zu erklären, daß auch unſer Stadtoberhaupt, Herr Oberbürgermeiſter Schuſtehrus, ſich vor ein oder zwei Jahren einmal über die mangelnde Güte des Gaſes beklagt hat. Wir haben ihm den Nachweis erbringen können, daß ſeine Gaskrone nicht in Ordnung geweſen iſt. Nachdem er ſie hat in Ordnung bringen laſſen, brennt das Gas wieder gut. Inm Anfang dieſes Jahres ging eine Beſchwerde ein, die von 45 Bürgern unterſchrieben war. In einer gemeinſchaftlichen Petition wurden alle mög⸗ lichen Klagen über die ſchlechte Beſchaffenheit des Gaſes vorgebracht. Wir ſind der Sache ganz genau auf den Grund gegangen und haben durch einen Re⸗ vierinſpektor, der ſpeziell mit der Prüfung dieſer Be⸗ ſchwerden beſchäftigt wird, ſorgfältige Ermittlungen anſtellen laſſen. Und was war das Reſultat? Die Beſchwerden waren faſt durchweg grundlos, d. h. die Gasanſtalt traf keine Schuld. An 34 Leitungen ſind 141 Mängel gefunden worden, und dieſe Mängel haben ſich in folgender Weiſe verteilt: Die Düſe verſchmutzt 50 %, das macht auf die Anzahl der Mängel „21,5 , Glühkörperdefekt 45 %, das macht auf die Anzahl der Mängel. 19,00 %, die Privatleitungen zu ſchwach angelegt . 16,00 %. Meine Herren, die Elektrizitätswerke ſind in dieſer Beziehung weſentlich gün⸗ ſtiger geſtellt als die Gasanſtalten; eine Inſtallation im Innern eines Hauſes darf nicht jeder Inſtallateur machen, ſondern nur derjenige, der hierzu beſonders zuge⸗ laſſen wird. Eine Gasinſtallation kann jeder anlegen. Daß in Groß⸗Berlin die Bauten nicht immer mit allzu großer Sorgfalt ausgeführt werden, iſt wohl be⸗ kannt. Ein großer Teil der Bauunter⸗ nehmer ſucht möglichſt billig zu bauen; er vergibt die Verlegung der Leitung nicht an denjenigen, der ihm das beſte und zu⸗ verläſſigſte, ſondern an denjenigen, der ihm das billigſte Projekt vorlegt. Der Unternehmer, der den billigſten Preis macht, ſucht wieder dieſen Preis dadurch für ſich günſtig zu geſtalten, daß er an allen Ecken und Enden ſpart und ſo auch an der Dimenſionierung der Rohrleitun⸗ gen. So ergibt ſich denn, daß bei 16% der vorgenannten Bemängelungen zu ge⸗ ringe Leitungen ſich herausgeſtellt haben. Roſt in der Leitung hat ſich eben⸗ faus be.. 169 ergeben. Ich bin in der Lage, Ihnen hier einzelne Proben vorzuzeigen von den Un⸗ reinheiten, die ſich bei der Reviſion im Innern der Leitungen gefunden haben. Es war alles mögliche darin: Blei und Firnis, zurückzuführen auf ſchlechte, un⸗ ſaubere Inſtallation, Mennige, aus dem⸗ ſelben Grunde, dann wieder Firnis, koh⸗ lenſaurer Kalk und vieles andere mehr. Ich lege dieſe Gegenſtände auf den Tiſch des Hauſes und bitte, ſie kurſieren zu laſſen. — Weiter: Privatleitungen ohne Gefänte verleg. . 4222 12,„5 % Wenn die Leitungen nicht ordnungsmäßig verlegt ſind, ſo bilden ſich Waſſerſäcke. Selbſtverſtändlich kann dann das Gas nicht genügend durchdringen, und dadur 85,00 % tungen; denn September 1912 Uebertrag entſtehen Störungen. Auch das iſt auf eine mangelhafte Inſtallation zurückzuführen. Druckmängel in der inneren Leitung Wenn die Innenleitungen mit all dieſem Zeug, das ich hier kurſieren laſſe, verſtopft ſind, dann iſt es ganz ſelbſtverſtändlich, daß kein Gas hindurchgehen kann. Waſ⸗ ſer in den Privatleitungen. auch auf ſchlechte Verlegung zurückzuführen. Gasmeſſer überlaſtet , , Meine Herren, der Konſument meldet bei uns, daß er einen Gasmeſſer aufge⸗ ſtellt haben will, und er gibt uns den unge⸗ fähren Konſum an. Im Laufe der Jahre werden weitere Kronen angeſchloſſen oder es wird mit Gas gekocht; eine Meldung nach dem Revier erfolgt nicht. Die Folge davon iſt, daß der Gasmeſſer überlaſtet iſt und natürlich nicht genügend funk⸗ tioniert. Würde eine Meldung erfolgen, würden wir ſofort den Gasmeſſer aus⸗ wechſeln und einen anderen hinſtellen. Kocher verſchmutztttt darauf zurückzuführen, daß die Kocher nicht in Ordnung gehalten werden-— und ſchließlich: In der Zuleitung Naphthalin⸗ ſatz . 85,00 % 8,5 % 2,5 , 2,00 % 1,25 % 0.22 100,00 % Das iſt ein Punkt, auf den der Herr Bericht⸗ erſtatter hingewieſen hat. Die Naphthalinbildung iſt ein ſehr mißliches Ding bei der Produktion von Gas. Wir ſuchen dem Uebelſtande, ſo gut es geht, beizu⸗ fommen. Ein gutes Mittel, um dieſe Bildung zu beſeitigen, iſt die Kühlung des Gaſes, und das wird ſo ſorgſam wie nur irgend möglich gemacht. Trotz alledem wird nicht immer der Zweck vollkommen er⸗ reicht, und Naphthalinausſcheidungen bilden ſich auch ſpäter in den Rohrleitungen. Wir haben im letzten Jahre einen Naphthalinwäſcher angeſchafft. Wir haben lange damit gezögert, ehe wir ihn anſchafften, weil die Anſichten der Gelehrten darüber auseinander⸗ gingen, ob man damit auch den Zweck erreichen würde. Wir ſind aber doch zu der Ueberzeugung gekommen, daß es gut ſein würde, wenn wir einen ſolchen Naphthalinwäſcher einrichteten. Das haben wir ge⸗ tan. Eine weſentliche Beſſerung iſt aber nicht einge⸗ treten. Wir können aber nicht behaupten, daß dieſe Naphthalinverſtopfungen etwa bei uns in einem er⸗ heblich größeren Maße auftreten als wo anders. Bei plötzlichen Veränderungen der Temperaturen werden ſich immer Naphthalinausſcheidungen ergeben. Natür⸗ lich wirken bei ſchlecht gelegten ungenügenden Leitun⸗ gen in den Häuſern dieſe Naphthalinverſtopfungen ungünſtiger als bei ordnungsmäßig angeleaten Lei⸗ ſchon die gerinaſte Verſtopfung bei einem ungenügend verlegten Rohr macht ſich ſtörend bemerkbar. In dieſer bildlichen Darſtellung hier können Sie die Anzahl der Mängel erkennen. Dieſer kleine rote Punkt auf dieſer Zeichnuna iſt auf das Konto der Gasanſtalt zu ſetzen, während für alle anderen Mängel die Gasanſtalt nicht zur Verantwortung gezogen wer⸗ den kann. Ich glaube alſo, meine Herren, daß Sie nach den Erklärungen, die ich Ihnen gegeben habe, beruhigt ſein können. Noch ein Umſtand mag vielleicht dazu beitragen, die Meinung aufkommen zu laſſen, daß das Gas un⸗ ruhig brennt und die Druckverhältniſſe nicht aus⸗ reichend ſind. Das hängt mit unſerer Fernzündung