Sitzung vom 18. Es wird empfohlen, einen oberen Heizwert von 5200 als normal anzunehmen. Der Heiz⸗ wert ſoll möglichſt geringe Schwankungen zeigen und 5000 Wärmeeinhenten nicht unterſchreiten. Herr Geheimrat Frank, der die Berichte zur Prüfung bekommen hat, wird mir beſtätigen müſſen, daß dieſer Beſtimmung nach jeder Richtung entſprochen worden iſt. Wir haben uns alſo an dasjenige gehalten, was der Verein der Gaschemiker als Norm feſtgeſtellt hat. Wir haben ferner eine Umfrage an eine große Anzahl von Städten, beſonders an alle Hauptſtädte, die hier in Betracht kommen können, dahin ergehen laſſen, welcher Wert jetzt noch der Leuchtkraft beizu⸗ meſſen ſei, und faſt alle haben erklärt, daß der Leucht⸗ traft jetzt keine große Bedeutung mehr beizumeſſen ſei. Wenn Herr Geheimrat Frank meint, daß noch eine große Anzahl von Konſumenten in Charlotten⸗ burg exiſtiere, die keine Glühkörper verwenden, ſo möchte ich Herrn Geheimrat Frank zunächſt bitten, mir dieſen Prozentſatz näher anzugeben. Aber ander⸗ ſeits brauchen wir mit Konſumenten in der Stadt, die ſo unwirtſchaftlich arbeiten, wirklich nicht mehr zu rechnen. Denn es iſt eine vollkommene Verkennung der heutigen Verhältniſſe, wenn jemand jetzt noch Schnittbrenner verwendet. Dieſe Konſumenten ſind ſo rückſtändig, daß wir unſere Einrichtungen nicht auf derartige Verbraucher einſtellen können. (Sehr richtig!) Alſo in dieſer Beziehung verdienen dieſe Konſumenten keine Rückſichenahme. Ich möchte nicht, daß durch die Ausführungen des Herrn Geheimrat Frank hier in der Oeffentlich⸗ keit etwa eine falſche Meinung über die Güte unſeres Gaſes entſteht. Die Deputation hat ſich eingehend mit dieſer Frage beſchäftigt und den Standpunkt des Herrn Geheimrat Frank nicht teilen können. Der Deputationsbeſchluß lautet: Die Deputation hat ſich durch eingehende Be⸗ ſprechung der Laboratoriumsberichte davon überzeugt, daß die Verwaltung dem Beſchluſſe vom 17. Juni 1910, betreffend die Norm für die Beſchaffenheit des Leuchtgaſes der hieſigen Gaswerke, in vollem Umfange entſprochen hat. Ich möchte weiter den Ausführungen des Herrn Geheimrat Frank auch nach der Richtung widerſprechen, als wenn wir uns jemals in früheren Jahren kontraktmäßig verpflichtet hätten, unſerer Bürgerſchaft ein Gas von 16 Hefnerkerzen zu liefern. Das iſt niemals der Fall geweſen. Ebenſowenig ſind wir jemals eine Verpflichtung in bezug auf die Heizkraft eingegangen. Dieſe Angaben beruhen auf einem Irrtum des Herrn Geheimrat Frank. Ich möchte nochmals dringend bitten, keine falſchen Schlüſſe aus ſeinen Ausführungen zu ziehen. Stadtv. Wagner: Wenn Herr Stadtrat Caſſirer davon ſpricht, daß er nicht gern in der Oeffentlichkeit eine falſche Meinung über die Gasanſtalt entſtehen laſſen möchte, ſo halte ich es auch für eine Pflicht der Loyalität, hier zu erklären, daß ich innerhalb der Deputation mit Herrn Geheimrat Frank zuſammen⸗ geſtanden habe. Selbſtverſtändlich ſteht hier beiden Parteien ein mehr ſachverſtändiges Urteil zu, als das meinige iſt. Aber ich habe doch etwas aus den Wor⸗ ten des Herrn Geheimrat Frank entnehmen und be⸗ urteilen können, nämlich das: wenn wir einen ſo koloſſalen Ueberſchuß während eines Jahres aus der Gasanſtalt herauswirtſchaften, ſo iſt Charlottenburg September 1912 345 meiner Anſicht nach verpflichtet, wie es in allen Din⸗ gen vorangeht, auch hier, in bezug auf die Leucht⸗ rraft, zuerſt von allen Städten weiter in die Höhe zu gehen. Wenn man ſich den Unterſchied von 16 und 9 Heſnerkerzen überhaupt nur überlegt, ſo muß man ſagen, daß das ein ganz koloſſaler Rückgang iſt, der der Bürgerſchaft bis jetzt noch nicht aufgefallen iſt und für den dieſelbe doch ein Aequivalent verlangen kann. Wir haben ſeit mehreren Jahren Waſſergas eingefuührt. Wenn auch keiner behaupten kann, daß Waſſergas ein an ſich ſehr viel ſchlechteres Produkt iſt, und ſich mit ihm nicht annähernd dasſelbe er⸗ reichen läßt wie mit dem anderen, vorausgeſetzt, daß es richtig behandelt wird, ſo muß man ſich doch klar ſein, daß das Waſſergas Eigenſchaften hat, die nicht vorteilhaft ſind, z. B. für die Geſundheit. Es iſt giftiger als das Kohlengas. Wir haben es verwendet, ohne unſerer Bürgerſchaft im Laufe der Jahre dafür anderweitig pekuniäre Vorteile zu gewähren oder wenigſtens dem Gas doch eine ertra gute Qualität zu geben. — Ich habe hauptſächlich das Wort ergriffen, um Herrn Geheimrat Frank in dem Kreiſe der Gas⸗ deputation nicht allein ſtehen zu laſſen. Ich hatte nicht Gelegenheit, der Sitzung damals beizuwohnen; ich hätte aber dieſes Urteil der anderen Herren, von dem der Herr Dezernent geſprochen hat, im großen und ganzen nicht unterſchrieben. Stadtrat Caſſirer: Ich möchte zunächſt Herrn Stadtv. Wagner erwidern, daß ſeine Annahme, wir wären von 16 auf 9 Hefnerkerzen zurückgegangen, falſch iſt. Ich möchte ihm empfehlen, wenn er es aus den Verhandlungen der Deputation noch nicht wiſſen ſollte, ſich den Bericht über den Betrieb der ſtädtiſchen Gaswerke durchzuſehen, woraus er entnehmen wird, daß das Jahresmittel 13,8 beträgt. Ich habe nur ge⸗ ſagt, daß andere Städte auf 9 heruntergegangen ſind; bei uns iſt der Durchſchnitt 13,8, alſo ein durch⸗ aus angemeſſener. Wenn Herr Stadtv. Wagner meint, wir könnten, weil wir ſo viel Geld verdienen, dem Gaſe doch mehr Leuchtkraft geben, ſo möchte ich ihn fragen, welchen Zweck er damit verfolgt; denn für alle diejenigen, die Glühſtrümpfe verwenden, iſt es vollkommen gleich⸗ gültig, ob Sie 13,8 oder 15 oder 16 geben, und für diejenigen, die keine Glühkörper verwenden, trete ich nicht ein. Wenn Herr Stadtv. Wagner hier über die Ver⸗ wendung des Waſſergaſes ſpricht, ſo glaube ich, daß er gerade damit demjenigen Herrn, dem er jetzt bei⸗ ſpringen wollte, nämlich Herrn Geheimrat Frank, keinen beſonderen Gefallen getan hat. Denn Herr Geheimrat Frank iſt die Seele der Gründung der Waſſergasanſtalt geweſen, und wir können ihm nur ſehr dankbar dafür ſein. Gerade durch die Errichtung der Waſſergasanſtalt ſind wir in der Lage, uns zu allen Zeiten helfen zu können. Das haben die Ver⸗ hältniſſe der letzten Jahre gezeigt, wo wir durch Kohlenmangel, durch Streiks und Waſſermangel in große Verlegenheiten gekommen wären, wenn wir dieſe Einrichtung nicht gehabt hätten. Alſo ich glaube, in dieſer Beziehung haben Sie Herrn Geheimrat Frank keinen großen Dienſt geleiſtet. Stadtv. Dr Frank: Ich möchte zunächſt noch er⸗ gänzen, daß neben Herrn Wagner auch Herr Geheim⸗ rat Profeſſor Kammerer von der Techniſchen Hoch⸗ ſchule, der als Bürgerdeputierter Mitglied der Gas⸗ deputation iſt, mit mir gegangen iſt. (Hört! hört!)