346 So ganz allein habe ich alſo mit meiner Anſchauung doch nicht geſtanden. Herr Stadtrat Caſſirer hat weiter geſagt, von 16 Kerzen wäre bei uns nie die Rede geweſen. Gewiß war das der Fall, allerdings zu einer Zeit es war im Jahre 1878 —, wo Herr Stadtrat Caſſirer noch nicht in Charlottenburg, wohl auch noch nicht in der Gasinduſtrie tätig war. Der damalige Verwalter der Gasanſtalt — es war das kurz, nachdem ich eingetreten war — hielt auch ſchon das Photometrieren für über⸗ flüſſig, doch wurde es auf meinen Antrag eingeführt, und ebenſo wie in Berlin wurde auch von Charlotten⸗ burg 16 kerziges Gas als normal feſtgeſetzt; wenn Sie auch noch die ſpäteren Verſuchsberichte von Berlin durchleſen, die lange Jahre von Prof. Rüsdorf publi⸗ ziert wurden, ſo werden Sie finden, daß immer 16 Kerzen als Standard angenommen worden ſind. Aber es kommt noch etwas anderes hinzu. Ich bitte um Entſchuldigung, wenn ich etwas in De⸗ tails eingehe; aber da die Sache einmal angeſchnitten iſt, möchte ich meinen Standpunkt vertreten, ſoweit das nötig iſt. — Es iſt geſagt worden, ob mehr oder weniger Leuchtkraft, ſei egal. Das trifft nicht zu. Ein Leuchtgas von 16 Kerzen hat immer über 5200 Wärmeeinheiten Heizwert, und für den Konſumenten iſt das eine Beruhigung. Es iſt ferner geſagt worden, daß die übrigen Städte jetzt nicht mehr Gas von ſo hoher Leuchtkraft lieferten. Aber Gas von ſo niedriger Leuchtkraft, wie wir es im vorigen Winter gehabt haben, haben die anderen Städte nicht gehabt. Wir haben ander⸗ ſeits eine ganze Reihe von Städten, unter dieſen z. B. Leipzig, die über 16 Kerzen liefern. Was den Wärmewert anbetrifft, ſo habe ich ja gar nicht beſtritten, daß ich mich dem Beſchluſſe, der auf 5200 geht, angeſchloſſen habe. Freilich habe ich das ſehr widerwillig getan. Wir ſind aber auch häufig unter 5200 geblieben. Hohe Durchſchnitte ſind ja ganz angenehm; aber wenn man an einem Abend nur 9 Kerzen und an einem anderen 17 hat, ſo gibt das noch keinen Durchſchnitt von 13 Kerzen, ſondern man ſitzt an dem einen Abend im Dunkeln und am an⸗ dern im Hellen, und das iſt kein Troſt für den Kon⸗ ſumenten. (Sehr richtig!) Aber trotz alledem ſche ich nicht ein und das iſt ja auch ſonſt hier in der Stadt betont worden, und ich habe das auch bei einer anderen Gelegenheit, die ich hier nicht zur Erörterung bringen möchte, wo es ſich um einen andern Teil der Fabrikation in der Gasanſtalt handelte, zur Geltung gebracht „ warum wir nicht ebenſo gut, wie wir in anderen Füllen darauf halten, auch hier führend daſtehen können, zu⸗ mal das finanzielle Ergebnis der Gasanſtalt trotzdem ein gutes bleibt. Wir haben den Preis des Gaſes nicht ermäßigt, werden ihn auch kaum ermäßigen, weil die Gasanſtalt ja für uns eine ſehr wichtige und wertvolle Finanzquelle iſt und eine Herabſetzung des Gaspreiſes um nur einen Pfennig pro Kubikmeter bei jetzt rund 60 Millionen Kubikmeter Gasabgabe fur unſeren Etat einen Einnahmeausfall von 600 000 Mark bedeuten würde, den wir durch andere Steuern ſchwer erſetzen könnten. Aber in etwas müſſen und können wir den Konſumenten doch entgegenkommen, und zwar eben darin, daß wir ihnen für den Preis möglichſt gutes Gas liefern. Und wenn 5200 als Grenzwert für die Heizkraft des Gaſes feſtgeſetzt iſt, ſo iſt damit durchaus nicht geſagt, daß wir den Konſu⸗ Sitzung vom 18. September 1912 menten nicht ein beſſeres Gas liefern dürften, und zwar um ſo mehr, als wir es mit ſehr mäßiger Er⸗ höhung der Selbſtkoſten liefern können; denn die Ge⸗ neralkoſten bleiben in beiden Fällen dieſelben. Ich bleibe durchaus dabei, daß im vorigen Winter die Verhältniſſe der Gasanſtalt nicht normal waren, daß der Tadel, den ich damals ausgeſprochen habe, und die Begründung für die Weigerung, weiterhin meine Unterſchrift bei der Reviſion der Laborato⸗ riumsprotokolle zu geben, falls nicht eine Einigung hierüber zuſtande käme, heute noch aufrecht zu er⸗ halten ſind. Daß ein Wandel ſehr wohl möglich iſt, haben wir geſehen; denn wir haben in der letzten Zeit, ſeitdem die Differenz entſtanden iſt, weſentlich beſſeres Gas gehabt. Wir ſind in den letzten Monaten ſogar zeitweiſe bis auf 17 Kerzen und mehrfach auch auf höhere Heizwerte gekommen. Beides ſollte und müßte meiner Anſicht nach auch ferner von der Gasverwal⸗ tung ins Auge gefaßt und feſtgehalten werden. Stadtv. Wagner: Meine Herren! Es wäre viel⸗ leicht vorteilhafter geweſen, wenn dieſe ganze Sache in dem Unterausſchuß oder in der Gasdeputation beſprochen worden wäre. (Sehr richtig!) Der Verlauf der Debatte hat aber nun dazu geführt, daß die Angelegenheit gewiſſermaßen vor die Oeffent⸗ lichkeit gebracht worden iſt. Wenn nun Herr Geheim⸗ rat Frank hier vollkommen allein geſtanden hätte, ſo hätte ſich die Oeffentlichkeit darüber gewundert, daß ein Mann von dem Ruf wie Herr Geheimrat Frank kein Wort der Unterſtützung in der Gasdeputation gefunden hätte. Ich habe ſo viel tadelnde Worte über die Qualität unſeres Gaſes von Herrn Geheim⸗ rat Frank gehört, daß ich als Techniker doch einiger⸗ maßen überſehen konnte, worum es ſich handelt. S0 ſagte Herr Geheimrat Frank, es ließe ſich durch Auf⸗ wendung von nur etwa 80 000 ℳ die Leuchtkraft ganz erheblich ſteigern, indem man mehr mit Oel kar⸗ buriert. Wenn man derartige Ausſprüche von einer Kapazität hört und die Bilanz und die Dividende der Gasanſtalt daneben hält, ſo muß man ſich ſagen, daß ſich das doch machen laſſen muß. Wenn aber Herr Stadtrat Caſſirer unter Hinweis auf die Bro⸗ ſchüre ſagte, ich wüßte nicht, daß 13,8 Hefnerkerzen der Durchſchnitt wären, ſo läßt es ſich doch nicht aus der Welt ſchaffen, daß wir im vorigen Winter, wie Herr Geheimrat Frank aus den Akten erſehen hat, nur 9 und 10 Hefnerkerzen gehabt haben, und das iſt eben nicht genug. Stadtrat Caſſirer: Es tut mir leid, daß ich noch⸗ mals das Wort ergreifen muß, weil hier immer wieder auf die Hefnerkerze zurückgegriffen wird, ich aber meine Auffaſſung nach wie vor aufrecht erhalte, daß die Hefnerkerze bei der Verwendung der Glüh⸗ ſtrümpfe nicht die geringſte Bedeutung hat. Wenn hier alſo wirklich nachgewieſen wäre, Herr Stadt⸗ verordneter Wagner, daß wir nur 9 Hefnerkerzen gehabt haben, ſo würde das nichts zu bedeuten haben, auch wenn es noch weniger geweſen wäre. Dadurch haben wir keinem Konſumenten Schaden zugefügt. Herr Stadtverordneter Geheimrat Frank hat ja dieſen Umſtand auch nicht in Abrede geſtellt; er hat aber etwas behauptet, was zweifellos richtig iſt, daß, wenn die Leuchtkraft 17 Hefnerkerzen betragen würde, dann die Wärmeeinheiten auch 4 . ſein würden, d. h. ſo viel, wie einwandsfreies Gas haben ſoll, wäh⸗