Sitzung vom 18. rend bei 9 Kerzen dies nicht imer der Fall zu ſein braucht. Dieſe Erhöhung der Leuchtkraft würde alſo gewiſſermaßen nur als ein Maßſtab, als eine Kon⸗ trolle angeſehen werden können. Ich erachte aber dieſe Kontrolle als eine zu teure; ſie iſt nicht nötig, ſie iſt überflüſſig. Die Kontrolle läßt ſich auch auf andere Weiſe durchführen, und das geſchieht bei uns. Meine Herren, auf der einen Seite wird hier der Eindruck erweckt, als wenn wir im Gelde ſchwim⸗ men, als wenn die Gasanſtalt viel zu viel Ueber⸗ ſchüſſe hervorbringe, auf der anderen Seite werden Bemängelungen erhoben, weil Ueberſchreitungen ſtattfinden. In ſolchen Fällen hat es wirklich die Verwaltung ſehr ſchwer. Ich ſtehe auf dem Stand⸗ punkt, daß die Verwaltung der Gasanſtalten nach rein kaufmänniſchen Geſichtspunkten geführt werden muß, (Bravo!) und daß wir ganz unabhängig davon, ob wir viel oder wenig verdienen, reguläres, gutes Gas zu liefern haben. Das tun wir. Wir haben aber nichts zu ver⸗ ſchenken, und die Stadt Charlottenburg hat keine Veranlaſſung, bahnbrechend vorzugehen, indem ſie heute die Leuchtkraft wieder in die Höhe ſetzt, weil das mit Rückſicht auf die Einführung der Glüh⸗ ſtrümpfe ein Rückſchritt wäre. Die Technik iſt ſo weit gekommen, daß dieſer Weg nicht notwendig iſt. Im Gegenteil. Wir müſſen ja, um ein richtiges Bren⸗ nen der Glühſtrümpfe zu ermöglichen, das Gas erſt entleuchten; eine zu große Leuchtkraft würde für die Glühkörper direkt ſchädlich ſein. (Stadtv. Ir Frank: Das iſt doch falſch!) Meine Herren, es iſt ſehr bedauerlich, daß dieſe Angelegenheit nicht in der Deputation zur Erledi⸗ gung gekommen iſt; aber nach Lage der Dinge blieb mir nichts anderes übrig, als hier dieſe Ausfüh⸗ rungen zu machen; denn ich kann und will den Ein⸗ druck nicht aufkommen laſſen, als wenn innerhalb unſerer Gasanſtaltsverwaltung etwas nicht in Ord⸗ nung wäre. Es iſt alles in vollkommener Ordnung, und wir brauchen die Oeffentlichkeit nicht zu ſcheuen. Stadtv. Dr Frank: Meine Herren! Der erſte kaufmänniſche Grundſatz iſt für mich der der Loyali⸗ tät. Wenn ich irgend eine Induſtrie betreibe, ſo iſt es mein Beſtreben, ſo gut wie möglich zu arbeiten. Deshalb halte ich es hier, wo es ohne große Opfer möglich iſt, für den gewieſenen Weg und auch für angezeigt, den Konſumenten eine beſſere Ware zu liefern. Auf die techniſchen Ausführungen des Herrn Stadtrat Caſſirer hier einzugehen, hat keinen Zweck: ich bin in dieſer Beziehung anderer Anſicht. Wenn er aber meint, daß eine gut leuchtende Flamme keinen größeren Heizwert habe, ſo iſt er da im Irrtum. (Stadtrat Caſſirer: Das habe ich nicht geſagt!) Aber es braucht das hier nicht weiter erörtert zu werden. Ich bin durchaus der Anſicht, daß ſo gut wie eine ganze Reihe von anderen großen Städten beſſeres Gas liefert, auch wir es liefern können, ſo daß wir alſo in dieſer Form dem Konſumenten, dem wir in Bezug auf den Preis nicht entgegenkommen, eine Bonifikation gewähren, gewiſſermaßen eine Prämie auf den ausgedehnteren Verbrauch, und uns dadurch auch die Konkurrenzfähigkeit gegenüber der elektriſchen Beleuchtung erhalten. September 1912 347 Stadtv. Laskau: Meine Herren! Aus den Er⸗ fahrungen, die wir bei Gasmängeln geſammelt haben, müſſen wir entnehmen, daß die Haupturſache in der unvorſchriftsmäßigen Leitung zu ſuchen iſt, und da⸗ rin ſehe ich wirklich einen Mangel. Würden die Gas⸗ leitungen auch abgenommen, dann könnten uns ſolche Mängel, die auf ſchlechte Inſtallation zurückzuführen ſind, nicht mehr vorgehalten werden. Dann könnte man nicht mehr ſagen: die Leitung hat nicht genug Gefälle, ſie ſetzt Waſſer ab uſw. Würden die Leitun⸗ gen abgenommen werden, ſo würden wir dieſe Klagen beſeitigen. Stadtv. Wöllmer: Geſtatten Sie mir einige Worte, meine Herren, als Mitglied der Gasdepu⸗ tation. Ich kann mich in dieſer Frage natürlich nicht in den Streit der Sachverſtändigen miſchen; da ich aber als Mitglied der Gasdeputation nicht mit Herrn Geheimrat Frank geſtimmt habe, ſo möchte ich kurz motivieren, wie ich zu dieſer Anſicht gelangt bin. Ich nehme genau denſelben Standpunkt ein wie Herr Stadtrat Caſſirer, daß unſere Gasanſtalt als rein kaufmänniſches Unternehmen anzuſehen iſt, das nach kaufmänniſchen Grundſätzen ſeine Ware in der Qualität zu verkaufen hat, die derjejnigen der Kon⸗ kurrenzfabrikate entſpricht. In dieſer Beziehung glaube ich, meine Herren, haben uns die Ausfüh⸗ rungen des Herrn Stadtrat Caſſirer überzeugen müſſen, daß wir im großen und ganzen nicht weniger bieten als andere Städte. Es mag ſein, daß einige Ausnahmen vorhanden ſind, im großen und ganzen aber nicht. Nun ſteht Herr Geheimrat Frank auf dem Standpunkt, wir ſollten uns die Ausgabe von 60 000 bis 80 000 %ℳ im Jahre mehr leiſten, um einerſeits die Leuchtkraft und dann den Heizwert des Gaſes zu erhöhen. Ich habe, ſoweit ich das als Laie beurteilen kann, durch die Verſicherung von verſchiedenen Seiten die Ueberzeugung gewonnen, daß die Erhöhung der Leuchtkraft gar keinen Einfluß auf die Stärke des Lichts, des Glühſtrumpflichts haben wird. Weshalb ſoll die Gasanſtalt nun die 60 bis 80 000 %ℳ mehr ausgeben, wenn ſie Weſentliches in dieſer Beziehung nicht erreicht? Was die Heizkraft anlangt, ſo mag es ja richtig ſein, daß in der Hinſicht mehr geleiſtet werden kann. Aber, meine Herren, wiſſen wir denn, ob die Klagen, die der Herr Berichterſtatter vorgebracht hat, nachher verſtummen werden? Es iſt ja leicht möglich, der Verſuch könnte gemacht werden, im Jahre 60 bis 80 000 ℳ mehr auszugeben; aber ob überhaupt da⸗ mit etwas erreicht wird, das wiſſen wir nicht. Ich bin ferner der Anſicht, daß es wenig ange⸗ bracht iſt, einen ſolchen Meinungsaustauſch über rein techniſche Fragen in der Oeffentlichkeit vorzunehmen, denn eine Verſtändigung wird doch ſo leicht nicht er⸗ zielt werden. Ich bitte Sie, meine Herren der Gas⸗ deputation die Behandlung dieſer Frage weiter zu überlaſſen. Im weſentlichen wird es ſchließlich doch auf eine finanzielle Frage hinauskommen. Wir ſollten — das möchte ich noch an dieſer Stelle gerade betonen — davon überzeugt ſein, daß die Leiſtungen des Dezernenten unſerer Gasanſtalt hoch anzuerken⸗ nen ſind. Ich möchte nicht, daß hier aus der Mitte der Verſammlung nur Widerſpruch erhoben wird, ſondern ich möchte mir erlauben, meinerſeits ſeinen Ausführungen Beifall zu zollen. (Sehr richtig!) 5