348 Sitzung vom 18. Stadtv. Braune: Meine Herren! Auf die Be⸗ merkung des Herrn Dezernenten, daß in der Bürger⸗ ſchaft vielſach die Meinung herrſcht, daß viel zu viel Ueberſchüſſe erzielt werden, möchte ich fur meine Per⸗ ſon die Meinung dieſer Kreiſe der Bürgerſchaft zum Ausdruck bringen, die dahin geht, daß die aus den Gasüberſchüſſen erzielten hohen Betrage größtenteils die Reſultate einer indirekten Beſteuerung ſpeziell der Gaskonſumenten ſind. Es wird Sache der Gas⸗ deputation ſein, ſich mit einer Herabſetzung der Gas⸗ einheitspreiſe bei der nächſten Etatsberatung zu be⸗ ſchäftigen, mindeſtens aber die Miete für die Gas⸗ meſſer dann auf die Hälfte herabzuſetzen. Ich möchte dieſe Wünſche einer ſehr großen Anzahl von Gas⸗ konſumenten hiermit zum Ausdruck bringen und um Berückſichtigung bei der nächſten Etatsberatung bitten. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Ein Ausſpruch hier kann nicht unwiderſprochen bleiben, der techniſch abſolut nicht zutreffend iſt, daß nämlich die Leuchtkraft der Lichtquelle, die wir benutzen, un⸗ abhängig von dem Heizwert iſt. Auch beim Glüh⸗ ſtrumpf hängt ſelbſtverſtändlich die Leuchtkraft, die Lichtſtärke von dem Heizgrad ab, ſogar im Kubus. Es kommt darauf an, welcher Heizwert enwickelt iſt, je nachdem glühen die Strümpfe. Ich wundere mich, wie derartige Behauptungen hier ausgeſprochen werden können. Ich habe mich auch über einige ähn⸗ liche Aeußerungen des Herrn Stadtrats Caſſtrer ge⸗ wundert. Aber darin gebe ich Herrn Kollegen Wöllmer vollkommen recht: mit dieſer Frage ſoll nicht eine Kritik an unſerer ganzen Gasverwaltung geübt werden. Das hat meinem Kollegen Frank auch voll⸗ ſtändig fern gelegen. Unſere Gasverwaltung hat außerordentlich viel geleiſtet. Die Stadtwerordneten⸗ verſammlung hat gegenüber unberechtigten Klagen der Intereſſenten auch immer hinter ihr geſtanden. Die Sache wird aber von dem Herrn Magiſtratsvertreter inſofern etwas verſchoben, als er auf techniſche Einzel⸗ heiten eingeht und die Minimaleffekte anführt ſowie die Durchſchnittsleiſtungen, die ſich verſchiedene Städte zu geben verpflichtet haben. Herr Kollege Frank macht eben darauf aufmerkſam, daß wir mit geringen Koſten etwas Beſſeres liefern können, und daß das im Intereſſe der Konſumenten liegt, die ſo und ſo oft ſich beklagt haben, muß allſeitig anerkannt werden. Ich würde mich freuen, wenn auch der Magiſtrat das anerkennt. Er hat ja in einem gewiſſen Grade durch Steigerung des Heizwertes wie der Leuchtkraft in der letzten Zeit dieſe Anerkennung durch die Tat ausgeſprochen. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß er auch in Zukunft ebenſo verfahren wird, ſelbſtverſtändlich unter Beobachtung der kauf⸗ männiſchen Prinzipien, nach denen die Gasanſtalt geleitet werden muß. Stadtrat Caſſirer: Meine Herren! Ich weiß nicht, auf wen Herr Stadtv. Stadthagen die Aeuße⸗ rung bezieht, die hier getan ſein ſoll, daß Heizkraft und Leuchtwert in keinem Zuſammenhange ſtehen. Jedenfalls iſt von dieſer Stelle aus eine derartige Be⸗ hauptung nicht aufgeſtellt worden. Ich wiederhole aber noch einmal, daß es möglich iſt, auch bei neun Hefnerkerzen eine Heizkraft von 5250, wie wir ſie hier erreicht haben, zu bekommen, ſo daß alſo irgend ein Widerſpruch in meinen Ausführungen nicht zu finden iſt und die Verwunderung, die Herr Stadt⸗ verordneter Stadthagen ausgeſprochen hat, auf meine Aeußerungen nicht zurückzuführen iſt. September 1912 Ich habe aber in erſter Linie das Wort deshalb ergriffen, weil Herr Stadtv. Geheimrat Frank auch in ſeinen letzten Ausführungen nochmals und wieder betont hat, daß in anderen Städten beſſeres Gas ge⸗ lieſert wird als bei uns und namentlich deshalb, weil wir eine geringere Hefnerzahl geben. Ich muß daher, ſo leid es mir tut, Ihre Zeit noch ein wenig in An⸗ ſpruch nehmen und im Original kurz die Auskünfte verleſen, die wir nach dieſer Ytichtung hin von anderen Städten bekommen haben. Wir haben in Leipzig ange⸗ fragt und die Antwort erhalten, „daß wir zwar noch regelmäßige Lichtmeſſungen vornehmen, jedoch in der Hauptſache die Beſchaffenheit des Gaſes nach dem gefundenen Heizwert berechnen“. Düſſeldorf hat ge⸗ ſchrieben, „daß wir ſeit Jahren keine Beſtimmung des Leuchtwerts mehr vornehmen“. Nürnberg, „daß wir von einer Beſtimmung der Leuchtkraft des Gaſes abſehen bzw. für unſere Bewertung lediglich die Heiz⸗ kraft zugrunde legen“. Königsberg, „daß wir zwar noch die Leuchttraft des Gaſes feſtſtellen, aber ihr eine Bedeutung nicht mehr beilegen“. Wir haben in Königsberg angefragt, wieviel ſie denn überhaupt in den letzten Jahren ermittelt hat; Königsberg gibt an, daß es im Durchſchnitt 9,79, 9,97 uſw. waren. Chemnitz teilt mit, „daß wir auf die Leuchtkraft des Gaſes keinen Wert mehr legen“, Stettin, „daß wir zwar regelmäßig die Leuchtkraft feſtſtellen, aber ihr nur eine untergeordnete Bedeutung beilegen“, Poſen, 12 wir keinen Wert auf die Leuchtkraft des Gaſes egen.“ Das ſind die Auskünfte, die eingegangen ſind. Wie man angeſichts dieſer Auskünfte ſagen kann, daß wir in Charlottenburg ſchlechteres Gas liefern als andere Städte, iſt mir unerfindlich. Ich möchte Sie dringend bitten, dieſe letzte Meinung des Herrn Stadtv. Frant, wenn Sie aus dieſem Hauſe heraus⸗ gehen, nicht zu der Ihrigen zu machen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Etatsüberſchreitungen bei der Stadt⸗ hauptkaſſe für das Rechnungsjahr 1911 von zu⸗ ſammen 777 561,50 ℳ werden nachträglich ge⸗ nehmigt.) Vorſteher⸗Stellv. D. Hubatſch: Das Protokoll vollziehen heute die Herren Harniſch, Weiſe und Wenzke. Wir kommen zu Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Anſchluß des „Waldhaus Charlotten⸗ burg“ in Sommerfeld an die Brandenburgiſchen Kreis⸗Glektrizitätswerke. Druckſache 246. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Wir haben im vorigen Jahre für die Bau⸗ lichkeiten des Waldhauſes Charlottenburg in Sommer⸗ feld eine eigene elektriſche Anlage vorgeſehen. Nach⸗ dem dieſer Beſchluß gefaßt war, ſtellte es ſich heraus, daß die Ueberlandzentrale des Kreiſes Oſthavelland wohl in der Lage ſein würde, bei Eröffnung des Waldhauſes die nötige Kraft zu liefern. Infolgedeſſen hat der Magiſtrat mit dieſer Ueberlandzentrale ver⸗ handelt und iſt zu einem Stromlieferungsvertrage gekommen, der Ihnen vorliegt. Bei den Berechnungen des Magiſtrats hat ſich herausgeſtellt, daß die eigenen Koſten für den Strom, den wir vorausſichtlich zuerſt gebrauchen werden, ungefähr 12 000 ℳ pro Jahr be⸗ tragen würden, bei Entnahme dagegen von der Ueber⸗