35 358 doch ſelbſtverſtändlich nicht der Verpflichtung, die Un⸗ terſchiede hervorzuheben, die zwiſchen Ihnen und uns trotzdem in einer Sache beſtehen, namentlich dann be⸗ ſtehen, wenn Sie unſerer Auffaſſung nach zu langſam neben uns hermarſchieren. Ich möchte dann noch eine Richtigſtellung an den Ausführungen des Herrn Kollegen Meyer vornehmen. Herr Kollege Meyer hat geſagt, ich hätte in Ueber⸗ einſtimmung mit den Behauptungen, die von agra⸗ riſcher Seite erhoben worden ſind, den Fleiſchern den Vorwurf gemacht, ſie ſeien mit Schuld an der Fleiſch⸗ teuerung. Herr Kollege Meyer hat jedenfalls meinen Ausführungen nicht ganz folgen können, er war viel⸗ leicht durch Zwiſchengeſpräche davon abgehalten, mir mit Aufmerkſamkeit zuzuhören, ſonſt müßte er wiſſen, daß ich das von ihm Behauptete gar nicht geſagt habe. Ich habe den Fleiſchern nicht den geringſten Vorwurf gemacht, auch dem Zwiſchenhandel habe ich keinen Vorwurf gemacht. Ich konnte das um ſo weniger tun, als ich ſachlich vollſtändig auf demſelben Standpunkt ſtehe, den mein Freund Borchardt bei Begründung unſeres in der vorvorigen Sitzung eingebrachten Teuerungs⸗Antrags bezüglich des Zwiſchenhandels ein⸗ genommen hat. Ich habe nur hervorgehoben — und das iſt wohl das, was der Herr Kollege Meyer falſch verſtanden hat , daß in einzelnen Städten ſich die Fleiſcher dagegen gewehrt haben, mit der Stadt ge⸗ meinſam das Fleiſch zu billigeren Preiſen an die Ver⸗ braucher abzugeben, und habe als Beiſpiel Frankfurt a. Main angeführt. Ich habe auch an die erſt kürzlich gefaßte und bekannt gewordene Reſolution der Ber⸗ liner Fleiſcherinnung erinnert. Es iſt mir nicht ein⸗ gefallen, das zu behaupten, was Herr Kollege Meyer aus meinen Ausführungen herauszuhören glaubte. In der Tat macht ſich aber ſchon eine Bewegung gegen dieſes Gegenſtreben der Fleiſcher, mit den Gemeinden zuſammen der Fleiſchteuerung entgegen zu wirken, geltend. Ich will nur anführen, was unter anderm ſelbſt die „Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung“, ein rechts ſtehendes liberales Blatt, darüber geſchrieben hat: Es iſt in der Tat nicht zu verlangen, daß, wenn man, um einer allgemeinen Not und Teuerung zu ſteuern, Maßnahmen trifft, die einem Erwerbsſtande, in dieſem Falle der Landwirtſchaft, nicht angenehm ſein können, daß man dann andere Erwerbsſtände ruhig aus der Sache Vorteile ziehen läßt, die nicht ange⸗ meſſen ſind und die womöglich über den ge⸗ wöhnlichen Vorteil dieſer Kreiſe hinausgehen. Das, was hier ausgeſprochen iſt, faſſen wir in er⸗ weitertem Sinne auf, nämlich dahin, daß in einer ſolchen Notlage, wie ſie die gegenwärtige Fleiſch⸗ teuerung für das deutſche Volk darſtellt, alle Berufs⸗ ſtände und Schichten, auch die Fleiſcher, zuſammen⸗ halten und mit uns mitarbeiten ſollten, um der Teuerung entgegenzuwirken. Vorſteher Kaufmann: Der Antrag des Kollegen Meyer, den ich mit dem Antrag Dr Liepmann zu⸗ ſammenfaſſe, geht dahin, den Magiſtrat zu erſuchen, den dringenden Antrag der Herren Kollegen Bade und Gen. der morgen tagenden Deputation vorzu⸗ legen. Ich ſtelle jetzt dieſen Antrag zur Abſtimmung. (Der Antrag wird angenommen.) Ich darf wohl die Einſtimmigkeit feſtſtellen. Herr Kollege Landsberger wünſcht aus dem Ausſchuß, betr. Nachhilfeunterricht, auszuſcheiden. An ſeine Stelle wird Herr Kollege Jaſtrow vorge⸗ 4 Sitzung vom 2. Oktober 1912 ſchlagen. Wenn kein Widerſpruch erfolgt, nehme ich das Einverſtändnis der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung damit an. — Es iſt ſo beſchloſſen. Dann wird vorgeſchlagen, an Stelle des ver⸗ ſtorbenen Stadtv. Stein als Mitglied des Ausſchuſſes betr. Badeanſtalt, den Stadtv. Wenzke zu wählen. Auch hier ſtelle ich feſt, wenn ein Widerſpruch nicht erfolgt, daß die Stadtverordnetenverſammlung ſo be⸗ ſchloſſen hat. — Es iſt ſo beſchloſſen. Wir kommen nun zu Punkt 4 der ordnung: Bericht des Petitionsausſchuſſes über Petitionen. — Druckſache 260. Tages⸗ Zunächſt: I. Petition des Paul Oppermann und Gen., bet r. Straßenbahnver⸗ bindung zwiſchen Sophie⸗Char⸗ lotte⸗Platz und Reichskanzler⸗ pI a t. Berichterſtatter Stadtv. Mosgau: Meine Herren! Die Herren Paul Oppermann und Gen. haben eine Petition an die Stadtverordnetenverſammlung gerichtet und Einſpruch dagegen erhoben, daß eine Straßenbahnlinie vom Sophie⸗Charlotte⸗Platz zum Reichskanzlerplatz geführt werde. Dieſe Straßen⸗ bahnlinie iſt im November 1911 beſchloſſen, und mit der Straßenbahngeſellſchaft iſt nach Zuſtimmung der Stadtverordnetenverſammlung im März d. J. der Vertrag abgeſchloſſen worden. Bereits bei früheren Gelegenheiten, als die Verhandlungen mit der Straßenbahn noch ſchwebten, waren den ſtädtiſchen Körperſchaften die Einwendungen bekannt, die die Herren Oppermann und Gen. gegen die Einrichtung der Straßenbahn in jener Straße vorbrachten. Die Herren ſagen, daß dadurch bedeutendes Geräuſch er⸗ zeugt werde, daß eine Straßenbahn dem vornehmen Charakter jener Gegend nicht angepaßt ſei und nur geeignet wäre, dieſen herabzuſetzen; ſie behaupten, daß die Nähe der Untergrund⸗ und Hochbahn mit ihren ſchnellen, wenn auch teureren Verbindungen dem Charakter der Bevölkerung, die dort wohne, vollſtändig entſpreche und genüge, und ſie bitten daher, daß man jenen Beſchluß aufheben und die Straßenbahn nicht einrichten ſolle. Nach den Mitteilungen und der Rückſprache, die im Petitionsausſchuß ſtattgefunden hat, glaubt der Ausſchuß, Sie bitten zu ſollen, über dieſe Petition zur Tagesordnung ülerzugehen, da neue Gründe gegen die Einrichtung einer Straßenbahn nicht vor⸗ gebracht werden, die alten bereits bekannt waren und ſchon früher von den ſtädtiſchen Körperſchaften als ſtichhaltig nicht anerkannt werden konnten. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes, über die Petition I zur Tages⸗ ordnung überzugehen.) Vorſteher Kaufmann: II. Petition der Frau Helene Leh⸗ mann, betr. Rauch⸗ und Rußbe⸗ läſtigungen durch Gasanſtalt I. Berichterſtatter Stadtv. Mosgau: An der Ecke der Werner⸗Siemens⸗Straße und des Charlotten⸗ burger Ufers hat im Frühjahr dieſes Jahres Frau Helene Lehmann ein Wohnhaus bauen laſſen. In