360 Vorſteher Kaufmann: 111. Petition des Erich Schmidt, betr. Durchlegung der Schulſtraße von der Kirchſt raße zur Kaiſer⸗Fried⸗ rich⸗Straße. Berichterſtatter Stadtv. Klick: Meine Herren! Der Hausbeſitzer Herr Erich Schmidt petitioniert im Auftrage mehrerer Herren, die dort in der Gegend wohnen, um Durchlegung der Schulſtraße von der Kirch⸗ zur Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße. Zur Begründung führen die Petenten an, daß der Wert der Grund⸗ ſtücke in der Schulſtraße erheblich ſteigen würde, daß dort eine regere Bautätigkeit einſetzen, die Schul⸗ und Kirchſtraße einen regeren Verkehr erhalten und eine kürzere Verbindung nach der Schloßſtraße erlangen würden. Als vierten Punkt führen ſie an, daß ſehr häufig Klagen darüber laut geworden ſind, daß der Gottesdienſt der Luiſenkirche am Kirchplatz durch den Wagenverkehr geſtört würde. Auch der Pferdeſtall in der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße gewährt der dortigen Gegend gerade keinen ſchönen Anblick und würde mit der Durchlegung der Schulſtraße verſchwinden. Der Magiſtrat hat zu der Petition auch Stellung genommen und mitgeteilt, daß das Grundſtück an der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße für Schulzwecke in Aus⸗ ſicht genommen worden iſt, daß aus dieſem Grunde alſo an eine Durchlegung der Schulſtraße nach der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße nicht gedacht werden könne. Der Petitionsausſchuß hat auch noch aus einem andern Grunde für die Ablehnung der Petition ge⸗ ſtimmt: er ſieht die unmittelbare Nähe der Scharren⸗ ſtraße, die mit der Schulſtraße parallel läuft, als vollſtändig ausreichend für den Verkehr vom Wil⸗ helmsplatz nach der Schloßſtraße an. Aus dieſen Gründen empfiehlt Ihnen der Pe⸗ titionsausſchuß, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorſteher Kaufmann: IV. Petition des Haus⸗ und Grund⸗ beſitzervereins von 1903, betr. Er⸗ richtung eines neuen Bahnhofs⸗ gebäudes und Durchlegung der Kaiſer⸗ Friedrich⸗ und Wind⸗ ſche i d ſt raß e. Berichterſtatter Stadtv. Klick: Der Haus⸗ Grundbeſitzerverein von 1903 petitioniert um Er⸗ richtung eines neuen Bahnhofsgebäudes ſowie um Durchführung der Kaiſer⸗Friedrich⸗ und der Wind⸗ ſcheidſtraße durch das Bahngelände. Wir haben uns ſchon öfter mit dieſer Sache beſchäftigt. Der Magi⸗ ſtrat hat auch eine Petition um Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes an den Miniſter der öffent⸗ lichen Arbeiten durch die Königliche Eiſenbahndirek⸗ tion eingereicht. Eine Antwort war bei Einreichung der Petition noch nicht eingegangen, iſt aber in⸗ zwiſchen erfolgt, und zwar in ablehnendem Sinne. Der Herr Miniſter hat geantwortet, daß vorläufig noch der Bahnhof vollſtändig dem Verkehr genüge, der Fiskus alſo nicht an die Errichtung eines Bahnhofs⸗ gebäudes denken könne. Aus der Antwort kann man wohl herausleſen, daß, wenn die Stadt Charlotten⸗ und burg die Mittel dazu bewilligen würde, der Fiskus ſchließlich bereit wäre, ſich auch hier, wie bei anderen ſchluß gelangt. Sitzung vom 2. Oktober 1912 Gelegenheiten von der Stadt Charlottenburg einen Bahnhof bauen zu laſſen. Weiter iſt in der Petition um die Unterführung der Windſcheidſtraße gebeten. Auch hierüber ſind Verhandlungen eingeleitet, aber noch nicht zum Ab⸗ Sobald das von dem Dezernenten der Eiſenbahnbauverwaltung, dem Herrn Geheimen Baurat Wambsgans entworfene Projekt genehmigt iſt, ſteht der Unterführung der Windſcheidſtraße nichts mehr im Wege. Mit der Arbeit wird dann alsbald begonnen werden. — Die Durchführung der Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße kann nur bei Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes vorgenommen werden. Der Petitionsausſchuß hat beſchloſſen, dem Ma⸗ giſtrat dieſe Petition als Material zu überwieſen. Ich bitte Sie, ſich dieſem Antrage anzuſchließen. Stadtv. Wilk: Meine Herren! Die Durchlegung der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße har uns ja ſchon des öftern in dieſem Saale beſchäftigt. Es iſt unbedingt notwendig, daß der Herr Magiſtratsvertreter heute der breiteſten Oeffentlichkeit darüber Auskunft gibt, was eigentlich bei der Königlichen Eiſenbahnbehörde wegen der Umgeſtaltung des Charlottenburger Bahn⸗ hofs bzw. der Durchführung oder Unterführung des Charlottenburger Bahnhofs geſchehen iſt und was für eine Antwort die Königliche Eiſenbahndirektion darauf erteilt hat. Dieſe Frage iſt um ſo mehr be⸗ rechtigt, als vor einigen Tagen durch die Preſſe eine Notiz ging, der zu entnehmen war, daß an einen Umbau des Charlottenburger Bahnhofs jetzt oder in abſehbarer Zeit nicht zu denken iſt. Meine Herren, es werden viele von Ihnen hier im Saale anweſend ſein, die die mißlichen Verhält⸗ niſſe des Charlottenburger Bahnhofs aus eigener An⸗ ſchauung kennen. Es ſind zwei ganz bedeutende Stadtteile, die durch den Charlottenburger Bahnhof vollſtändig von einander abgeſchnitten ſind, und nicht nur die Bewohner dieſer Stadtteile, ſondern auch die Fahrgäſte, die die Stadtbahn benutzen. Der Fahrgaſt kommt häufig in Verlegenheit, wenn er an der verkehrten Seite ausſteigt: er will beiſpielsweiſe nach der Dahlmannſtraße, ſteigt aber nach der Seite des Stuttgarter Platzes hin aus oder umgekehrt — immer gerät er in die unangenehme Lage, einen ganz bedeutenden Umweg von mindeſtens 20 Mi⸗ nuten zu machen. Das ſind keine guten Zuſtände, wenigſtens nicht Zuſtände für eine Großſtadt, wo doch dem Publikum bequemere Wege geſchaffen ſein müßten. Wer ſich die Sache etwas bequemer machen will, wenn er nach der Dahlmannſtraße oder von der Dahlmannſtraße nach dem Stuttgarter Platz herüber⸗ gelangen will, der muß notgedrungen ſich am Schal⸗ ter des Bahnhofs eine Bahnſteigkarte löſen. Dadurch kann er ſich ſelbſtverſtändlich den Weg erheblich be⸗ quemer machen. Das erinnert aber doch an die vor⸗ ſündflutlichen Zuſtände, wie wir ſie früher auf den Chauſſeen mit den Schlagbäumen hatten, wo die Fuhrwerke erſt durchkonnten, nachdem ſie ihren Obolus entrichtet hatten. Genau ſo liegen hier die Dinge. Ich würde daher den Herrn Magiſtratsvertreter bitten, bei der Königlichen Eiſenbahndirektion dahin vorſtellig zu werden, daß der jetzt beſtehende Durch⸗ gang des 144 für das Publikum frei gegeben wird und daß die Bahnſteigſperren an eine andere Stelle verlegt werden, meinetwegen oben nach dem Perron. Damit iſt beiden Teilen gedient. Ich kann mir nicht denken, daß die Königliche Eiſenbahn⸗