362 Stadtbaurat Bredtſchneider: Soviel habe ich allerdings zugehört, um Ihre Anfrage beantworten zu können. — Es wird Ihnen bekannt ſein, daß auf dem Bahnhof zurzeit zwei Sperren beſtehen, je eine an beiden Seiten des vorhandenen Durchgangs. Zu ihrer Bedienung gehören, ich weiß nicht wieviel Arbeitskräfte, täglich wohl aber 5 oder 6 Mann. Es iſt ja Tag⸗ und Nachtdienſt eingerichtet, die Leute haben vielleicht acht⸗ oder neunſtündige Arbeitszeit, und es ſind zwei, zeitweiſe drei Durchgänge an jeder Sperre vorhanden. Es gehören alſo ſo und ſoviel Leute dazu, die dieſe Sperren beſetzt halten. Wenn der vorhandene Durchgang aber dem Publitum frei⸗ gegeben wird, ſo daß man von einem Ende zum an⸗ dern hindurch gehen kann, dann müſſen die Sperren verlegt werden, es muß dann an jeder Treppe, die von dieſem Durchgang zum Bahnſteig in die Höhe führt, eine Sperre eingerichtet werden. (Stadtv. Wilk: Das war früher mal ſo!) — Das mag ſein. Ich meine, das iſt der Hinderungs⸗ grund. — Es müſſen viel mehr Leute eingeſtellt werden, denn es ſind, glaube ich, 6 oder 7 Treppen vorhanden. (Zuruf: Vier!) Außerdem hat das noch den Nachteil, daß, wenn man einen Bahnſteig verläßt, um auf den anderen zu gehen, man immer die Sperre paſſieren muß. Das bringt nicht allein für das Publikum, ſondern auch für die Eiſenbahn Unbequemlichkeiten mit ſich; für die letztere namentlich hinſichtlich der Kontrolle. Das ſind die Schwierigkeiten, die einer Freigabe des Durchgangs für den öffentlichen Verkehr entgegen⸗ ſtehen. Ich hatte mich aber zu einem andern Gegen⸗ ſtande gemeldet. Ich habe nämlich in meinen vorher⸗ gehenden Ausführungen vergeſſen, darauf hinzu⸗ weiſen, daß ja der Entwurf für die Unterführung .der Windſcheidſtraße, ſobald er die Zuſtimmung der Eiſenbahndirektion erhalten hat, der Stadtverord⸗ netenverſammlung zur Genehmigung vorgelegt wer⸗ den wird, zugleich auch mit dem Antrag, die Koſten, die dieſer Entwurf erfordert, zu bewilligen. Bei dieſer Gelegenheit wird alſo die Stadtverordneten⸗ verſammlung mit dieſem Gegenſtande noch einmal befaßt werden. Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Aus den Ausführungen des Herrn Magiſtratsvertreters klang es ſo heraus, als wenn mit dem ablehnenden Beſcheid des Eiſenbahnminiſteriums die Sache nunmehr auf ewige Zeiten vertagt wäre. Das iſt doch eine Auf⸗ faſſung, die ich im Intereſſe der Stadt Charlotten⸗ burg und ihres Anſehens hier nicht ſo ohne weiteres hinnehmen kann. Meine Herren, gelegentlich des letzten Beſuchs einer Anzahl Fremder aus Paris war eigentümlicherweiſe bei der Eiſenbahnverwaltung ſelbſt das Bedenken aufgeſtiegen, daß man die Leute doch nicht nach der Stadt Charlottenburg zu aus⸗ ſteigen laſſen könne; ſie wurden nach der Gervinus⸗ ſtraße herausgeführt, alſo ein Beweis dafür, daß der Eiſenbahnfiskus ſich ſelbſt eines Gebäudes ſchämt, das einer Stadt von 300 000 Einwohnern jedenfalls nicht zur Zierde gereicht und in keiner Weiſe ge⸗ eignet iſt, den Anſprüchen, die man heute vom modernen Standpunkt aus an ein derartiges Ge⸗ bäude ſtellen kann, zu genügen. Sitzung vom 2. Oktober 1912 Wenn nun tatſächlich die Verhältniſſe ſo liegen, daß der Eiſenbahnfiskus verſucht, aus der Jwangs⸗ lage heraus, in der ſich die Stadt Charlottenburg be⸗ findet, da ſie den Fiskus nicht anhalten kann, das (Gebäude umzubauen, zu ſagen: ja, wir haben mit einer Unterführung der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße ſo lange nichts zu tun, bis ihr die Mittel bewilligt, damit wir den Bahnhof neu bauen können —, wenn alſo der Fiskus gewiſſermaßen eine kleine Erpreſſung an dem Geldbeutel der Stadt Charlottenburg aus⸗ üben will, ſo gebe ich doch der Hoffnung Ausdruck, daß es dem ernſten Wollen des Magiſtrats in Zu⸗ kunft gelingen möge, die Bedingungen etwas milder zu geſtalten und dahin zu wirken, daß wir endlich die Durchlegung der Kaiſer⸗Friedrich⸗ und Wind⸗ ſcheidſtraße und den Umbau des Bahnhofsgebäudes erreichen; denn ſo, wie die Zuſtände heute ſind, geht es nicht weiter; eine Aenderung muß entſchieden in Ausſicht genommen werden. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes, die Petition IV dem Magiſtrat als Material zu überweiſen.) Vorſteher Kaufmann: V. Petition des Carl Bol und Gen. betr. Regulierung der Osna⸗ brücker und Tauroggener Straße. In Abweſenheit des Herrn Kollegen Gersdorff übernimmt vielleicht einer der Herren aus dem Peti⸗ tionsausſchuß die Berichterſtattung. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Die Sache liegt hier ſehr einfach. Es ſind in dieſem Etat keine Mittel für die Aſphaltierung dieſer Straßen vorhanden. Dagegen beabſichtigt der Magiſtrat, ſie für den nächſten Etat zu beantragen. Wir können daher nichts weiter tun, als die Angelegenheit dem Magiſtrat als Material zu überweiſen, was ich hier⸗ mit namens des Ausſchuſſes beantrage. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorſteher Kaufmann: VI. Petition des Aktenhefters Augs⸗ burg und Gen. betr. Anſtellungs⸗ verhältniſſe. Auch hier bitte ich ein Mitglied des Petitions⸗ ausſchuſſes, an Stelle des abweſenden Herrn Kollegen Gersdorff die Berichterſtattung zu übernehmen. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Hier handelt es ſich um eine auf die Ab⸗ änderung der Anſtellungsverhältniſſe einer Beamten⸗ kategorie bezügliche Petition. Wir haben uns bisher immer auf den Standpunkt geſtellt, derartige An⸗ träge bis zur Neuordnung des Normalbeſoldungs⸗ etats dem Magiſtrat als Material zu überweiſen, da wir einzelne Beamtenkategorien nicht vorher heraus⸗ Auc können. Ich kann Ihnen nur empfehlen, dem usſchußantrage entſprechend dem Magiſtrat die Petition als Material zu überweiſen. 45 Stadtw. Bogel: Meine Herren! Dieſe Petition fiſt ſchon recht alt und hat uns wiederholt beſchäftigt;