368 Herr Stadtverordneter Bollmann, der Feuerwehr⸗ mann Hentſchel hatte ſchon damals, ehe wir über die Angelegenheit ſprachen, angefragt, er ſei wohl aus den und den Gründen entlaſſen worden. Darauf habe ich ihm zurückgeſchrieben: „Nein, Feuerwehr⸗ mann Hentſchel, Sie ſind gar nicht aus dieſem Grunde entlaſſen worden, ſondern aus dieſen und dieſen Gründen“. Dann ſind Sie in der Sitzung nochmals darauf zurückgekommen. Ich habe Ihnen dann nachgewieſen, daß in den Akten ſteht, Herr Brandmeiſter Lebbe habe dieſen Ausdruck nicht ge⸗ braucht; er hat ihn nur hypothetiſch angewendet und geſagt: Wenn das und das unter Feuerwehrleuten geſchieht, dann muß man ſie eine Horde von ſo und ſo nennen; er hat aber nicht geſagt: Ihr ſeid eine Horde uſw. Ich habe Ihnen das nachgewieſen, und es hat doch keinen Zweck, Dinge, die ein Jahr zurück⸗ liegen und mit der Angelegenheit nichts zu tun haben, hier weiter zu erörtern. Herr Stadtverordneter Bollmann, wenn ich glauben könnte, daß irgend jemandem Unrecht ge⸗ ſchieht, dann ſchaffe ich Remedur; wenn ich aber über⸗ zeugt bin, wie es auch hier der Fall geweſen iſt, daß Mißverſtändniſſe vorgelegen haben, und es wird mir dies von einer Alordnung der Feuerwehr und dem Branddirektor beſtätigt, ſo kann ich nichts anderes tun, als dieſe Angelegenheit als erledigt zu betrachten. Ich habe aber dem Herrn Brandmeiſter aufgegeben, ſich möglichſt zu befleißigen, Worte, die als Schimpf⸗ worte aufgefaßt werden könnten, zu vermeiden. Was Sie da noch wollen, iſt mir eigentlich unverſtändlich. Ich behaupte, meine Herren, daß ich dem Feuer⸗ wehrmann Hentſchel nicht Unrecht getan habe. Ich bleibe dabei, daß dem Feuerwehrmann Hentſchel im Intereſſe der Diſziplin gekündigt werden mußte, und bereue auch heute nicht, es getan zu haben. Diſzi⸗ plin muß bei der Feuerwehr herrſchen, und jedem Fuerwehrmann, der zu mir kommt und ſich vorſtellt, ſage ich zuerſt: ſtraffe Diſziplin und gutes Betragen innerhalb und außerhalb des Dienſtes iſt bei einem Feuerwehrmann, der Uniform trägt, mehr nötig als bei irgend einem andern ſtädtiſchen Bedienſteten. (Zuruf: Aber die 14tägige Kündigung!) — Die Feuerwehrleute ſind bisher Arbeiter ge⸗ weſen und ſind es auch heute noch, und die Arbeiter haben 14 tägige Kündigung. Dieſe 14 tägige Kündigung hat auch dem Hentſchel keine Nachteile gebracht. Als ich ihm damals kündigte, ſagte ich ihm: ich kündige Ihnen und zahle Ihnen den Lohn für die nächſten 14 Tage; ich befreie Sie aber vom Dienſt, damit Ihnen Gelegenheit geboten wird, eine gute Stelle zu finden; ich werde Ihnen auch ein gutes Zeugnis geben, damit Ihnen das um ſo leichter wird. Ein Feuerwehrmann Hentſchel kann bei der Firma Siemens und Halske ein tüchtiger Mann ſein, während er ſich im ſtädtiſchen Feuerwehrkorps als ungeeignet erwieſen hat. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren! Die ganze Angelegenheit, die ſich auf die Aeußerung des Brandmeiſters Lebbe bezieht, iſt mir nicht mehr genau in der Erinnerung. Ich entſinne mich nur, daß wir über die Frage geſprochen und daß mir die Akten vorgelegen haben; ich bin aber gern bereit, dem Wunſche des Herrn Stadtv. Bollmann folgend, mir noch einmal die Akten anzuſehen und zu prüfen, wie die Sache zuſammenhängt. Das weiß ich aber Sitzung vom 2. Oltober 1912 genau, daß dieſe Aeußerung des Herrn Brand⸗ meiſters Lebbe nicht ein Grund für die Entlaſſung des Feuerwehrmanns Hentſchel war. Alſo die An⸗ gelegenheit Lebbe will ich noch einmal unterſuchen; aber mit dieſer Frage Hentſchel hängt ſie nicht zu⸗ ſammen. Hentſchel iſt, wie Ihnen der Herr Dezernent bereits mitgeteilt hat, auf Grund einer eingehenden Unterſuchung entlaſſen worden, und zwar haben wir uns nicht nur einmal mit der ganzen Angelegenheit im Magiſtrat beſchäftigt, ſondern auf Ihr Erſuchen auch ein zweites Mal, und wenn die Stadtverord⸗ netenverſammlung ein Erſuchen ausſpricht, ſo iſt das für den Magiſtrat von großer Bedeutung. Wir haben mit großer Eindringlichkeit den Fall nochmals von allen Seiten beleuchtet und ſind zu dem Ent⸗ ſchluß gekommen, daß wir hier dem Wunſche der Stadtverordnetenverſammlung nicht nachkommen können, weil der Mann nicht aus dienſtlichen Grün⸗ den entlaſſen worden iſt, ſondern weil er ſich außer⸗ dienſtlich ſo benommen hat, daß er in das Korps der Feuerwehr nicht mehr hineingehörte. Meine Herren, wir treten allen unſeren Beamten und Arbeitern durchweg mit großem Wohlwollen und mit großer Herzensgüte, möchte ich ſagen, entgegen; das beweiſen wir täglich. Aber wir ſind Ihnen und der ganzen Bürgerſchaft gegenüber auch verantwort⸗ lich, daß ſich in unſerer Arbeiterſchaft nicht irgend welche Elemente befinden, die nicht hineingehören. Und noch ſtrenger als ſonſt bei unſeren Arbeitern müſſen wir bei den Feuerwehrleuten urteilen, die auf einem ganz beſonderen unanfechtbaren morali⸗ ſchen Standpunkt ſtehen müſſen. Die Dinge liegen ſo — ich kann ſie Ihnen hier nicht im einzelnen darlegen, ich will das hier auch in der Oeffentlichkeit nicht alles mitteilen, ich will dem Hentſchel auch nicht ſchaden, ſo daß er ſchließlich nicht ganz und gar ſeine Stellung bei Siemens und Halske verliert; (Sehr richtig!) deshalb will ich über die Einzelheiten ſchweigen —: ich kann Ihnen verſichern, daß wir eingehend beraten haben und einſtimmig zu dem Beſchluß gekommen ſind, daß wir Ihrem Erſuchen, den Hentſchel wieder in unſere Verwaltung einzuſtellen, nicht ſtattgeben können. Es würde in bezug auf die Diſziplin, an der wir feſthalten müſſen, wenn wir die Feuerwehr auf einem leiſtungsfähigen Standpunkt erhalten wollen, ein ſchlechtes Beiſpiel geben. Ich möchte Sie ſehr bitten, doch dem Beſchluß Ihres Petitionsausſchuſſes zu folgen und die Sache nicht auf die Spitze zu treiben; rufen Sie nicht eine Differenz zwiſchen Ihnen und uns hervor. Wir kommen Ihren Wünſchen ſehr gern entgegen, wenn wir es irgend können. Wenn wir es hier nicht getan haben, ſo glauben Sie uns, daß wir als erfahrene und ernſte Männer den Fall bis ins einzelne geprüft haben und Ihrem Wunſch im Intereſſe der Verwal⸗ tung der ganzen Stadt, die wir Ihnen und der Bürgerſchaft gegenüber zu vertreten haben, nicht ent⸗ ſprechen konnten. Ueberweiſen Sie, wie der Peti⸗ tionsausſchuß das beantragt hat, die Sache als Material. Es kommt hinzu, daß Hentſchel nicht notleidet, ſondern ſich mit 6 pro Tag in einer annehmbaren Stellung befindet. Es kommt mir faſt vor, als wenn er ſeine Wiedereinſtellung dadurch durchſetzen will,