Sitzung vom 2. Oktober 1912 Und nun noch eins. Es handelt ſich hier nicht um die Schaffung einer einzelnen Vorſchule, nicht um einen Einzelfall. Wir dürfen vor allen Dingen dieſe Vorſchule auf Weſtend nicht dauernd, nicht definitin feſtlegen. Täuſchen Sie ſich darüber nicht, meine Herren: es wird nicht der einzige Fall bleiben, es kommen ſofort andere vorſchulloſe Schulen und wollen aus mehrfachen Gründen die Vorſchule auch haben, wie mir das ſchon angedeuter worden iſt. Das aber hieße: das Ziel der Schaffung eines gemeinſamen Unterbaus aufgeben. Deshalb würde ich wünſchen, duß der Magiſtrat die Möglichkeit habe, ſich die ſchwierige Situation in aller Ruhe zu überlegen, und daß wir nur etwas ſchaffen, was wir zurzeit, da die Unterklaſſen unſerer Volksſchule ſich zum gemein⸗ ſamen Unterbau der verſchiedenen Schulgattungen qualifizieren, wieder beſeitigen können. Angeſichts der ſchwierigen Situation, die hier vorliegt — ich be⸗ tone nochmals: die Regierung ſteht auf demſelben Standpuntt, der Deutſche Lehrerverein mehr als 120 000 Lehrer — ebenfalls und nicht nur meine Fraktion auch —, würde ich alſo bitten, meine Herren, daß wir unſern Antrag an den Magiſtrat ſo vorſichtig wie möglich geſtalten. Meine perſönliche Meinung geht deshalb dahin: es empfiehlt ſich, den Gegenſtand dem Magiſtrat als Material zu über⸗ weiſen. (Ein Antrag der Stadtv. Dr Crüger und Jaſtrow auf Schluß der Beratung wird genügend unterſtützt und darauf angenommen.) Vorſteher Kaufmann: Der Herr Referent hat namens des Petitionsausſchuſſes beantragt, die Pe⸗ tition dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu über⸗ weiſen. Kollege Schwarz wünſcht, ſie als Material überwieſen zu ſehen. Der weitergehende Antrag iſt die Berückſichtigung; ich laſſe darüber zuerſt ab⸗ ſtimmen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes, die Petition vIII dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu überweiſen.) Wir kommen zu „X. Petition des Mierervereins zu Charlotten burg betr. Ankauf des Parks vom Schloß Ruhwald durch d ie Stadtegemeinde. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Der Mieterverein zu Charlottenburg hat beantragt, daß das Schloß Ruhwald mit Park ſtadt⸗ ſeitig zu erwerben ſei und damit der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden ſoll. Was in der Petition ſonſt noch enthalten iſt, haben Sie ja vor Augen; ich kann mir alſo verſagen, darauf einzugehen. Daß die Stadtverordnetenverſammlung der Stadt möglichſt viele Freiflächen und auch ſchöne Narks zu erhalten ſucht, hat ſie ja oft bewieſen. Das iſt auch im Petitionsausſchuß erörtert worden, und der Ausſchuß hat in ſeinen Beratungen durchaus an⸗ erkannt, daß Teile des Terrains am Schloß Ruh⸗ wald einen ſehr ſchönen Schmuck darſtellen, ein ſo hervorragendes Naturdenkmal, daß es recht erwünſcht ſein würde, wenn es möglich wäre, dieſe Teile der Allgemeinheit zu erhalten. Der Petitionsausſchuß hat aber auf der andern Seite zu der Ueberzeugung kommen müſſen, daß die Forderungen, die der jetzige 375 Beſitzer ſtellt, ſo hoch ſind, daß die Stadt auf den Erwerb nicht ohne weiteres eingehen kann. Der Be⸗ ſitzer hat nämlich für das Terrain von 4411 Quadrat⸗ ruten 1,275 Millionen gefordert — alſo ungefähr 1½ Million ; das macht für die Quadratrute 290 ℳ. Einen derartigen Preis zu zahlen, wären wir, glaube ich, ſelbſt dann nicht in der Lage, wenn es ſich um Bauland handeln würde. Wir haben für das Terrain neben den Waſſerwerken der Stadt Berlin vor einigen Jahren — es iſt ja noch nicht lange her — für die Quadratrute 236 ℳ bezahlt. Dieſes Terrain iſt aber als Bauland ungleich höher zu bewerten als das um Schloß Ruhwald herum. Denn derjenige Teil des Parkes von Schloß Ruh⸗ wald, der gerade der ſchönſte iſt, die Schlucht hinter dem Schloß, würde bei einer Bebauung nur einen ganz geringen Ertrag abwerfen können; außerdem iſt es ja aber auch nicht beabſichtigt, dieſe Teile zu bebauen, ſondern man will ſie eben nur als Park kaufen. Auch der jetzige Beſitzer hat das Land wohl zunächſt als Park gekauft; zu welchem Preiſe, das geht uns ja hier nichts weiter an. Nun iſt — ich muß das hier auch berühren, da ja der Vorſchlag des Petitionsausſchuſſes ange⸗ griffen worden iſt in der „Neuen Zeit“ vom geſtrigen Tage darauf hingewieſen worden, daß das andere Terrain bedeutend ungünſtiger geweſen wäre als dieſes. Ich glaube, meine jetzigen kurzen Aus⸗ führungen haben ſchon bewieſen, daß davon gar keine Rede ſein kann; auch der Ausſchuß hat ſich ja mit dieſer Frage beſchäftigt. Es iſt weiter darauf hinge⸗ wieſen worden, daß das Terrain neben den Waſſer⸗ werken von Berlin teilweiſe für einen Spielplatz zur Verfügung geſtellt iſt, und dann wird geſagt: das möge ja ganz ſchön und gut ein, aber dieſer Spiel⸗ platz erfordere bei 4%ℳ Verzinſung des Bodenwertes einen jährlichen Aufwand von 65 000 ℳ. Meine Herren, das iſt eine ganz falſche Rechnung; denn dieſe 65 000 ℳ ſtellen die Zinſen des geſamten Terrains dar, nicht nur die Zinſen des Terrains, das für den Spielplatz in Betracht kommt, und zwar iſt das urgefähr nur der dritte oder vierte Teil. Es iſt weiter geſagt worden: „Neben dieſem Spielplatz liegt ein großes Gelände, welches einem Magiſtrats⸗ mitgliede gehört. Der Preis für dieſes Terrain iſt für die Quadratrute ungleich höher als der für Ruh⸗ wald geforderte.“ Meine Herren, ich glaube, wir müſſen es hier in der öffentlichen Verſammlung ernſt zurückweiſen Sie geſtatten mir dieſe Zwiſchen⸗ bemerkung —, daß in der Oeffentlichkeit behauptet wird, wir hätten uns ſeinerzeit bei dem Ankauf des Terrains neben den Waſſerwerken in irgend einer Weiſe von derartigen Günden leiten laſſen. Sehr richtig!) Ich glaube, der damaligen Majorität hat das voll⸗ kommen fern gelegen: ſie hat zum großen Teile von dieſer Sache gar nichts gewußt. (Sehr richtig!) Terner iſt auf die Pracht des Gebäudes, das auf dem Terrain ſteht, hingewieſen worden. Im Aus⸗ ſchuß haben wir dieſe Frage auch näher erörtert, und es wurde feſtgeſtellt, daß das Gebäude, das ſogenannte Schloß Ruhwald, irgend einen erheb⸗ lichen Wert überhaupt nicht mehr hat. Es iſt ein ſehr zerfallenes Gebäude, deſſen Wiederherſtellung ſo viel koſten würde, daß man es ſich wahrſcheinlich ſehr überlegen würde, ob man es wieder herſtellen laſſen