Sitzung vom Ihnen ſoeben geſagt hat, und ich freue mich, daß von — ich möchte beinahe ſagen — nicht ſachverſtändiger Seite (Zuruf: O bitte!) — es kommt gleich beſſer — ſo ſachverſtändig ge⸗ urteilt worden iſt. Tatſächlich liegen die Verhältniſſe vielleicht noch etwas mehr zu Ungunſten des Be⸗ ſitzers, als es hier dargeſtellt worden iſt. Der Herr Vorredner hat geſagt: als wir das Spielplatzterrain kauften, hätten wir nicht gewußt, was da für eine Bauordnung beſtände. Das wußten wir doch. Da⸗ mals gab es eine Bauordnung, die 5 Etagen zuließ. Das war noch viel günſtiger für uns, und wenn man die heutigen Verhältniſſe in Betracht zieht, liegt die Frage der Bebaubarkeit weit ungünſtiger. Und dann hat mein Herr Vorredner noch etwas zu günſtig be⸗ urteilt, nämlich daß durch den Bebauungsplan — über den wir uns hier ſeinerzeit lang oder vielmehr kurz unterhalten haben, „kurz“, weil wir uns ſchnell entſchließen mußten — die Sache feſtgelegt ſei. Das iſt aber nicht der Fall. Der Bebauungsplan für Nordweſtend iſt nicht feſtgelegt, weil er die obrig⸗ keitliche Genehmigung nicht gefunden hat; er iſt noch in der Schwebe. Dadurch wird die Sache noch viel ungünſtiger, und ich ſtehe ganz auf dem Standpunkt, daß wir das Terrain augenblicklich nicht kaufen können. Deshalb komme ich zu demſelben Ergebnis wie der Herr Vorredner. Meine Herren, den Preis, den das Grundſtück für uns augenblicklich wert iſt, können wir nicht bieten; er iſt dazu zu gering, und er wird wahrſchein⸗ lich nicht höher werden, bis wir erſt wieder einen neuen Bebauungsplan haben. Dieſer Bebauungsplan wird von Groß⸗Berlin wiederum ſehr ſcharf ange⸗ ſehen werden, und Groß⸗Berlin wird die Freiflächen, die wir vorgeſehen haben, ganz ſicher nicht ſtreichen, ſondern mindeſtens aufrecht erhalten und höchſtwahr⸗ ſcheinlich vergrößern. Wenn wir alſo von dieſem Standpunkt jetzt ein Gebot abgeben oder eine Forde⸗ rung akzeptieren ſollten, dann wüßte ich nicht, von welcher Baſis ſie ausgehen ſollte. Ich ſtehe ganz auf dem Standpunkt, der Ihnen hier ſoeben ſehr gut charakteriſiert wurde, und meine, wir ſind augen⸗ blicklich nicht in der Lage, uns über die Ankaufsfrage zu unterhalten. Bei dem größten Intereſſe, das ganz Charlottenburg und das wir alle an der Erhaltung des großen Grünſtreifens dort haben, wird es trotz⸗ dem zurzeit nicht möglich ſein, darüber irgendwie in Unterhandlungen einzutreten. Vorſteher Kaufmann: Das Wort wird nicht weiter verlangt; ich ſchließe die Beratung. Wünſcht der Herr Berichterſtatter das Schlußwort? (Wird verneint. — Stadtv. Kern: Ich bitte ums Wort!) — Die Debatte iſt geſchloſſen. (Stadtv. Kern: Ich hatte mich aber vorher bei dem Schriftführer gemeldet!) — Ich habe nichts davon erfahren. — Dann mag die Verfammlung entſcheiden, ob wir die Debatte noch⸗ mals eröffnen wollen. Ich bitte alſo diejenigen Herren, die dafür ſind, daß der Kollege Kern noch das Wort erhält, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) 2 77 Cftober 1912 377 Das iſt die Mehrheit. Ich erteile dem Kollegen Kern das Wort. Stadtv. Kern: Meine Herren! Es ging ſchon einmal ein tiefer Zug des Unmuts durch die Char⸗ lottenburger Bürgerſchaft, als das ſchöne Etabliſſe⸗ ment der Flora mit ſeinen wunderſchönen Anlagen der Bebauung erſchloſſen wurde, und ähnlich würde es hier der Fall ſein, wenn wir die ſchärfſte Form der Ablehnung, wie ſie die Petitionskommiſſion vor⸗ ſchlägt, annehmen, d. h. einfach zur Tagesordnung übergehen würden. Beſſer wäre es, wenn wir dem Antrage, den ſchon der Herr Stadtverordnete Becker geſtellt hat, Folge geben und die Petition wenigſtens als Material überweiſen wollten. Sonſt könnte bei der Bürgerſchaft der Gedanke aufkommen, trotzdem ſich ja die Redner in ganz entgegengeſetztem Sinne ausgeſprochen haben, daß wir überhaupt nicht die wirkliche Abſicht haben, das Terrain jemals zu er⸗ werben. Ich kann nur den Klagen Ausdruck geben, die in der Bürgerſchaft der dortigen Gegend, welche mit der Konkurrenz des Kaiſerdamms, der Bismarck⸗ ſtraße an ſich ſchon zu kämpfen hat, fortgeſetzt geäußert werden; es heißt der ganze Verkehr, der früher den Weg durch Alt⸗Charlottenburg nahm, ziehe ſich nach der andern Richtung, und die Anwohner fühlen ſich nun auch noch dadurch benachteiligt, daß man einen neu zu errichtenden Stadtteil vollſtändig ohne gärt⸗ neriſche Anlagen laſſen und die Gegend bebauen will, ohne das dort ſchon vorhandene Naturdenkmal auszunutzen. Ich bitte deshalb, dem Antrage der Petitionskommiſſion nicht zu folgen, ſondern den Gcgenſtand als Material zu überweiſen. Vorſteher Kaufmann: Ich ſchließe nunmehr die Debatte endaültig. Der Herr Berichterſtatter hält ſeinen Verzicht aufrecht? (Wird bejaht.) Wir kommen zur Abſtimmung. Der Petitions⸗ ausſchuß empfiehlt Uebergang zur Tagesordnung. Dagegen iſt von den Herren Kollegen Becker und Kern beantragt, die Petition dem Magiſtrat als Material zu überweiſer. Das letztere iſt der weitergehende Antrag; ich bringe ihn zuerſt zur Abſtimmung. Ich bitte diejenigen Herren, die die Petition des Mietervereins dem Magiſtrat als Material über⸗ weiſen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt die Minorität. (Rufe: Gegenprobe!) — Die Herren Beiſitzer erklären es für die Minder⸗ heit; es muß dabei alſo ſein Bewenden haben. (Die Verſammlung beſchließt darauf nach dem Antrage des Ausſchuſſes, über die Petition X zur Tagesordnung überzugehen.) IX. Petition des Grundbeſitzerver⸗ eins Neu Weſtend betr. Bau einer höheren Mädchenſchule. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Der Grundbeſitzerverein Neu⸗Weſtend bittet, den Bau einer höheren Mädchenſchule auf Weſtend zu beſchleunigen. Wie der Magiſtrat mitgeteilt hat,