Sitzung vom 30. Oktober 1912 weil die Speiſehalle in der Neuen Chriſtſtraße teil⸗ weiſe ſo in Anſpruch genommen iſt, daß die dort Eintritt begehrenden Perſonen nicht alle Einlaß fin⸗ den können. Meine Freunde würden es mit Freuden begrüßen, wenn es möglich wäre, noch mehrere ſolcher Speiſehallen in den verſchiedenen Stadtteilen Char⸗ lottenburgs zu eröffnen. Wir ſind auch der Meinung, daß, wenn es angängig wäre, dafür geſorgt werden müßte, daß auch in der Neuen Chriſtſtraße wie ſchon in der Hebbelſtraße warme Speiſen des Abends in der Zeit von 6 bis 9 Uhr ausgegeben werden. — Wir ſind alſo, wie ich nicht hervorzuheben brauche, für die Vorlage. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Abteilung Volksküchen des Vater⸗ ländiſchen Frauen⸗Vereins vom Roten Kreuz in Charlottenburg wird für den Betrieb der in der Neuen Chriſtſtraße 5 errichteten Zweig⸗ ſtelle für ein weiteres Halbjahr eine Beihilfe von 500 ℳ bewilligt. Der Betrag iſt aus Ord. Kapitel XIV B Abſchnitt 13 für 1912 zu ent⸗ nehmen.) Vorſteher Kaufmann: Der Herr Stadtſyndikus iſt, wie ich ſehe, wieder in unſerer Mitte. — Ich habe die Ehre und Freude, Ihnen mitteilen zu können, daß die Stadtverordnetenverſammlung Sie zum Beigeordneten, Zweiten Bürgermeiſter, auf die Dauer von 12 Jahren gewählt hat. Ich hoffe, daß die Einmütigkeit, mit der die Wahl erfolgt iſt, Ihnen Stärkung gibt für das Amt, das Sie nunmehr zu übernehmen haben. Stadtſyndikus D. Maier: Ich danke Ihnen, Herr Vorſteher, für die freundlichen Worte und Ihnen, meine Herren, für Ihr Vertrauen. Ich nehme die Wahl mit Dank an. Vorſteher Kaufmann: ordnung: Punkt 10 der Tages⸗ Vorlage betr. neue Lehrerſtellen an den Gemeinde⸗ ſchulen für 1913. — Druckſache 270. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Im Stadthaushaltsetat für das Rechnungs⸗ jahr 1913 ſind an neuen Lehrerſtellen vorzu⸗ ſehen: a) zum 1. April 1913 ⸗ 16 Stellen, und zwar: 1 für einen Rektor, 10 „ Lehrer, 4 „ Lehrerinnen, 1 „ eine Handarbeitslehrerin, b) zum 1. Oktober 1913 15 Stellen, und zwar: 1 für einen Rektor, 10 „ Lehrer, 4 „ Lehrerinnen.) Punkt 11 der Tagesordnung: Vorlage betr. Gewährung von Zahlungen aus der Raußendorffſe Erbſchaft. — Druckſache 271. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt⸗ % 383 Die Verſammlung erklärt ſich mit der Zah⸗ lung von 18 863,10 ℳm aus Mitteln der Raußendorffſchen Erbſchaft an den Verein gegen Verarmung zu Gunſten der Charlottenburger Ferienkolonien unter der Bedingung einver⸗ ſtanden, daß der Verein gegen Verarmung demnächſt in Höhe der ganzen Beträge, die ihm für die Ferienkolonien aus der Raußendorff⸗ ſchen Erbſchaft zufallen, eine unverzinsliche Hypothek zu Gunſten der Stadt Charlotten⸗ burg auf dem von ihm erworbenen Grund⸗ ſtücke in Horſt in Pommern eintragen läßt.) Punkt 13 der Tagesordnung: Vorlage betr. Errichtung von Tiefbrunnen auf dem Waſſerwerk Jungfernheide. — Druckſache 272. Berichterſtatter Stadtv. Klick: Meine Herren! Am 13. März d. I. haben wir für die Erweiterung unſeres Waſſerwerks Jungfernheide 140 000 ℳ aus Anleihemitteln bewilligt. Von dieſer Summe ſind infolge der günſtigen Grundwaſſerverhältniſſe und des niedrigen Kupferpreiſes etwa 60 000 ℳ erſpart worden. Dieſe ſollen nun zur Anlage von weiteren ſechs Rohrbrunnen dienen. Ich bitte Sie, der Vor⸗ lage des Magiſtrats ſo, wie ſie Ihnen vorliegt, zu⸗ zuſtimmen. Stadtv. Dunck: Meine Herren! Ich habe namens meiner Freunde zu erklären, daß ſie gegen die Vorlage an ſich nichts einzuwenden haben; ſie ſtimmen alſo der weiteren Verwendung der 60 000 ℳ, die bei dem Bau der Brunnen und der Heberleitung nicht verbraucht wurden, zu. Meine Freunde drücken aber ihr Befremden darüber aus, daß bei Arbeiten, wie ſie dem Waſſerwerk geläufig ſind und die einen Wert von 80 000 ℳ hatten, eine Summe von 140 000 ℳ angefordert wurde. Die Begründung, die für die Erſparnis gegeben iſt, können wir nicht als ſtichhaltig anerkennen. Es wird hier geſagt, daß der Grundwaſſerſtand es ermöglicht habe, ohne Waſſerhaltung zu arbeiten. Der Grundwaſſerſtand war damals genau feſtgeſtellt und als außerordentlich niedrig bezeichnet worden, ſo daß in Ausſicht zu nehmen war, daß die Waſſer⸗ haltung entbehrlich ſein würde. Auch wird geſagt, die Preiſe für Kupfer wären ſchwankend geweſen; ſie ſind im Frühjahr aber fortwährend geſtiegen. Ferner wird geſagt, daß die Löhne für die Erdarbeiten billiger geworden ſeien. Auch hier möchte ich darauf hinweiſen, daß die Arbeitslöhne ſeit längerer Zeit wohl dieſelben geblieben ſind. Meine Herren, wir haben die Vorlagen der Waſſerwerke, die in den letzten Jahren an uns ge⸗ kommen ſind und recht bedeutende Summen be⸗ anſpruchten, ſtets ohne Ausſchußberatung ange⸗ nommen, weil ſie als außerordentlich eilig bezeichnet waren. Es waren aber in dieſem Hauſe wiederholt Monita erfolgt, wenn bei Bauten größere Nachforde⸗ rungen notwendig waren. Wenn nun der Weg ein⸗ geſchlagen werden ſoll, daß die Koſten nunmehr faſt auf die doppelte Höhe veranſchlagt werden, ſo würde ich dies für ſehr bedenklich halten. Stadtrat Seydel: Ich möchte zunächſt erklären, daß bei der Kalkulation mit der erforderlichen Sorg⸗ falt verfahren iſt, daß insbeſondere ein Beſtreben, die Preiſe möglichſt hoch anzuſetzen, in keiner Weiſe vor⸗ handen geweſen iſt. Die Gründe, die für die niedrige