Sitzung vom 30. Oktober 1912 hältnismäßig kurzer Zeit eingeführt werden könnte. Hier in der Vorlage iſt geſagt worden, daß man mit den Fuhrleiſtungen im allgemeinen zufrieden geweſen iſt; beſondere Klagen ſind nicht laut geworden. Es liegt deswegen kein Grund vor, aus dem wir den Vertrag ſo, wie es vorgeſehen war, um dieſelbe Zeit etwa nicht verlängern ſollten. Die Verlängerung dieſes Vertrages ſteht allein dem Magiſtrat zu, wäh⸗ rend Hennecke nicht das Recht hat, etwa darauf zu pochen. Nun, meine Herren, liegt die Sache augenblicklich ſo, daß die wirtſchaftlichen Bedürfniſſe für die Pferde⸗ haltung uſw. geſtiegen ſind: das Pferdematerial, das Futter, die Löhne uſw. ſind teurer geworden, ſo daß man wohl annehmen kann, daß wir, wenn wir heute eine Neuausſchreibung vornähmen, einen beſſeren Vertrag, wie er augenblicklich mit Hennecke beſteht, nicht abſchließen könnten. Natürlich können wir den Vertrag aber nur dann verlängern, wenn er unver⸗ ändert beſtehen bleibt, und deswegen möchte ich davor warnen, meine Herren, daß Sie hier etwa noch Wünſche berückſichtigt oder den Vertrag mit neuen Bedingungen belaſtet ſehen möchten. Das hieße dem Hennecke Gelegenheit geben, den Vertrag even⸗ tuell abzulehnen. Ich empfehle Ihnen die Annahme der Magiſtratsvorlage. Vorſteher Kaufmann: Von dem Kollegen Ahrens iſt folgender genügend unterſtützter Antrag eingegangen: Die Unterzeichneten beantragen, der Vorlage des Magiſtrats folgenden zweiten Abſatz hin⸗ zuzufügen: Gleichzeitig erſucht die Stadtverordneten⸗ verſamlung den Magiſtrat, rechtzeitig Vor⸗ bereitungen zu treffen, damit bei Ablauf des Vertrages, alſo vom 1. April 1916 ab, die Fuhrleiſtungen von der Stadtgemeinde in eigene Regie genommen werden können. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Ich kann er⸗ klären, daß wir mit der hier zur Beſprechung ſtehen⸗ den Vorlage des Magiſtrats einverſtanden ſind, und zwar deswegen, weil ſich augenblicklich an dem be⸗ ſtehenden Zuſtande nichts ändern läßt. Jedoch ſtehen wir auf dem Standpunkt, daß die Frage der eigenen Regie in abſehbarer Zeit wieder aufgenommen wer⸗ den muß. Wenn hier auch durch den Referenten hervor⸗ gehoben worden iſt, daß Klagen nicht laut geworden ſind, ſo ſteht doch feſt, daß von einem idealen Zu⸗ ſtand nicht die Rede ſein kann; es könnte bedeutend beſſer ſein. Vor allen Dingen könnten noch ver⸗ ſchiedene andere Zweige des Transports durch die Stadt übernommen werden; ich erinere hier nur an den Krankentransport. Es iſt, mit einem Wort ge⸗ ſagt, ein Skandal, wenn feſtgeſtellt werden muß, daß für einen einfachen Krankentransport eine Summe von 20 ℳ abverlangt worden iſt, während die Schöneberger Feuerwehr ſolche Transporte bei weitem billiger leiſtet. Wir ſehen daher, daß es dringend notwendig iſt, die Frage der eigenen Regie durch⸗ aus ernſt zu nehmen und uns rechtzeitig mit ihrer zweckmäßigſten Löſung zu beſchäftigen. Wenn es auch richtig iſt, daß ſeinerzeit, als die Fuhrleiſtungen dem Hennecke übertragen wurden, die Frage der eigenen Regie zurückgeſtellt worden iſt, ſo hat ſich doch im Laufe der Jahre herausgeſtellt, daß wir uns auf die Dauer der Löſung dieſer Frage nicht mehr ver⸗ ſchließen können. 385 Wir bitten Sie deshalb, dem Magiſtrat inner⸗ halb der nächſten drei Jahre Gelegenheit zu geben, ſich mit der Angelegenheit zu befaſſen, damit am 1. April 1916 dieſe Frage eine beſtimmte Form an⸗ genommen hat. Wir bitten Sie, zu dieſem Zwecke das von uns beantragte Amendement anzunehmen. Stadv. Bergmann: Meine Freunde ſind der Anſicht, daß wir der Vorlage des Magiſtrats ohne Einſchränkung unſere Zuſtimung geben ſollen; denn niemand wird behaupten können, daß wir unter den gegenwärtigen Verhältniſſen bei einer eventuellen Neuausſchreibung irgendein beſſeres oder vorteil⸗ hafteres Angebot erhalten können. Wir wiſſen vom Magiſtrat, daß wir keine Klage zu erheben hatten; wir ſind alſo, da wir gerade vom Fahren ſprechen, bei dieſem Vertragsabſchluß ſehr gut gefahren. Als damals verſchiedene Stimmen laut wurden, die wünſchten, das ganze Fuhrweſen in eigene Regie zu nehmen, haben wir wohlweislich anders beſchloſſen, und wir ſehen heute, daß dieſer Beſchluß nach jeder Richtung hin gut war. Da wir wiſſen, daß uns ſtets tadelloſes Pferdematerial geſtellt worden iſt, ebenſo der innere und der äußere Betrieb bei Herrn Hennecke ein tadelloſer geweſen iſt, würde ich dringend davor warnen, überhaupt in Erwägung zu ziehen, daß die Stadtgemeinde den Fuhrbetrieb in eigene Regie übernehmen ſoll. Berichterſtatter Stadtv. Rackwitz (Schlußwort): Meine Herren! Ich will zu dem Antrage der Herren Ahrens und Gen. kurz Stellung nehmen, und zwar möchte ich mich aus anderen Gründen dem Antrage wohlwollend gegenüberſtellen. Bei uns führt ſich mehr und mehr das Automobilweſen ein, und da iſt es wünſchenswert, daß wir uns eiamal mit der Frage beſchäftigen, ob wir für die Zukunft nicht die eigene Regie der Vergebung des Fuhrweſens vor⸗ ziehen ſollen. Ich ſelbſt bin ein Freund der eigenen Regie. Ich fürchte mich auch nicht vor den ſogenann⸗ ten Pferdeſchwänzen. Ich halte es für ganz gut mög⸗ lich, in eigener Regie auch mit lebenden Tieren zu arbeiten; wir brauchen davor wirklich kein Grauen zu haben. Den Wunſch nach eigener Regie für unſer Fuhrweſen überhaupt habe ich imer vertreten. Hier möchte ich aber ganz davon abſehen und rein aus Zweckmäßigkeitsgründen empfehlen, den Zuſatz an⸗ zunehmen, der von Herrn Ahrens beantragt iſt, da⸗ mit eine Veranlaſſung mehr da iſt, daß eine recht⸗ zeitige Reviſion des Vertrages gründlich erfolgt. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats: Der Magiſtrat wird ermächtigt, den mit dem Fuhrunternehmer Hennecke abgeſchloſſenen Ver⸗ trag vom 7./10. April 1909 vom 1. April 1913 ab auf weitere 3 Jahre zu den nämlichen Be⸗ dingungen zu verlängern. und lehnt den Zuſatzantrag der Stadtv. Ahrens und Gen. ab.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 15 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Maßregeln gegen die Lebensmittel⸗ teuerung. — Druckſache 274. Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Der Sinn und die Bedeutung der Ihnen gemachten Vorlage iſt ohne weiteres klar und ihre