Sitzung vom 30. Oktober 1912 nachhaltig ſein wird oder nicht, das wird die Zukunft zu lehren haben. Schlüſſe daran anzuknüpfen, bin ich nicht in der Lage. Ich halte es für außerordentlich wichtig, den Glauben zu zerſtören, auch nach außen hin, als ob wir, weil uns eine größere Summe zur Verfügung geſtellt wäre, damit irgendwie ſo leichtfertig operieren könnten, daß der größere Teil Gefahr liefe, von uns eingebüßt zu werden. Wir haben bei unſerm Ver⸗ kauf, der bis jetzt fünfmal ſtattgefunden hat, den Wert darauf gelegt, daß unſere ſämtlichen Unkoſten wieder einkommen müßten, natürlich außer denjeni⸗ gen, die wir nicht einzurechnen verpflichtet ſind. Es beſteht ſchon jetzt in einigen Kreiſen der Glaube — und deshalb iſt mir die Anregung ſehr erwünſcht ge⸗ weſen —, daß wir ja über ſo reiche Mittel verfügten, um bei unſerm Verkauf beliebig zulegen und unter⸗ bieten zu können. Das wollten und durften wir nicht tun. Ich ſtelle hier ausdrücklich feſt, daß unſere Ein⸗ bußen bis jetzt minimal geweſen ſind, nur wenige Mark betragen haben, und daß wir bei dem weiteren Verkauf genau ſo verfahren werden. Wenn wir uns einen größeren Kredit eröffnen laſſen, ſo weiſe ich auf die Möglichkeit hin, daß etwa Berlin uns kündigt, oder daß wir aus irgendwelchen triftigen Gründen genötigt werden, von dem dreiwöchentlichen Kündi⸗ gungsrecht, das uns zur Verfügung ſteht, Gebrauch zu machen, daß wir gezwungen werden, was ich nicht hoffe und wünſche, allein oder mit anderen Vororten zuſammen mit dem Einkauf vorzugehen. Dazu würden wir die Mittel brauchen, nicht aber bei dem bis⸗ herigen Modus des Verkaufs. Damit komme ich zu der Frage des Herrn Stadtv. Neumann, ob Berlin mit ſeinem Einkäufer einen Vertrag abgeſchloſſen hat. Dieſer Vertrag be⸗ ſteht, er berückſichtigt alle Möglichkeiten, geht auf Einzelheiten ein und muß ſich bei den Akten finden. Er iſt unter Hinzuziehung von Juriſten, Vertretern beider Parteien, aufs ſorgfältigſte ausgearbeitet wor⸗ den und uns, ehe wir auf die Bedingungen, die uns geſtellt wurden, eingingen, zur Kenntnisnahme ein⸗ geſchickt worden. Dieſer Vertrag berückſichtigt auch — auf Einzelheiten kann ich hier nicht eingehen — die Lieferungsbedingungen, das Recht des Rücktritts von Berlin und die Verpflichtung auf den Zeitraum, bis zu dem es an den betreffenden Einkäufer ge⸗ Funden iſt. Nun zu den Fragen des Herrn Lehmann. Herr Stadtv. Lehmann hat von den Berliner Fleiſchern geſprochen. Falls von dieſer Seite ein Mißgriff ge⸗ ſchehen ſein ſollte — Herr Lehmann hat ja ſelber darauf hingewieſen, daß einige der Zeitungsnachrich⸗ ten, auf die man ſich ſtütze, nicht zutreffend ſeien —, falls alſo, wie die Zeitungen berichten, einige Fleiſcher in Berlin Mißgriffe begangen haben ſollten, ſo habe ich keinen Anlaß, hier darauf einzugehen, wohl aber auf die beiden mir geſtellten Fragen: erſtens, welchen Verdienſt wir den Fleiſchern zugebilligt haben. Da muß ich ſagen: wenn uns die Löſung der Frage zur leidlichen Zufriedenheit bis jetzt geglückt iſt, ſo danken wir das dem Entgegenkommen der Fleiſcherinnung, die ſich uns in uneigennützigſter Weiſe, unter Auf⸗ wand von viel Arbeit und Zeit, zur Verfügung ge⸗ ſtellt hat und ihren Rat hat zuteil werden laſſen. Mit deren Hilfe haben wir, da wir an den Geſamtpreis der einzelnen Stücke gebunden waren, den Wert der Teilſtücke abgeſchätzt und eine Taxe aufgeſtellt, die ſich nicht ganz mit der Berliner deckt. Während wir für die einzelnen Fleiſchſtücke den Wert feſtſtellten, er⸗ 389 gab ſich in der Geſamtheit ein Zuſchuß für die Fleiſcher in Höhe von 12 %. Dieſen Verdienſt ihnen zuzubilligen, hielten wir uns für berechtigt, weil der Verdienſt für Berlin ungefähr auf 10 %, oder etwas höher, berechnet war und weil hier die Koſten für Ladenmiete und Perſonal etwas höher ſind. Wir ſind nicht ſelbſtändig vorgegangen, ſondern im Ein⸗ vernehmen mit den weſtlichen Vororten, Schöneberg, Wilmersdorf uſw.; wir einigten uns auf einen Zu⸗ ſchlag von 12 %. Es iſt weiter gefragt worden, ob und wie wir die Fleiſcher kontrollieren. Die Hauptkontrolle be⸗ ruht augenblicklich darin, daß der Anſturm des Publitums ſo groß iſt, daß die Fleiſcher nicht den mindeſten Anlaß haben, die ruſſiſche Ware zu ver⸗ ſtecken; ſie haben vielmehr allen Grund, ſie in mög⸗ lichſtem Umfange anzubieten. Dieſes Fleiſch iſt denn auch in ganz kurzer Zeit, manchmal nach wenigen Stunden ſchon vergriffen. Ruſſiſche Ware wird in erſter Linie verlangt. Wir können die Anforderungen unſerer Fleiſcher nur zu einem ganz geringen Bruch⸗ teil befriedigen. Das Publikum drängt ſich in die Läden und wünſcht dringend, dieſe Ware zu haben. Selbſtverſtändlich haben wir pflichtgemäß eine um⸗ faſſende Kontrolle ausgeübt, und dieſe hat ergeben, daß faſt ſämtliche von uns kontrollierten Fleiſcher ſich ſtreng an die von uns aufgeſtellten Bedingungen: getrennte Aufbewahrung, Aushängung des Preis⸗ kourants uſw. gehalten haben. Einige wenige Klagen ſind zu unſerer Kenntnis gekommen; ſoweit ſie wirk⸗ liche Unterlagen hatten, ließen ſich die Beſchwerden zugunſten der verklagten Fleiſcher ſo ausdeuten, daß Mißverſtändniſſe, ſei es des Publikums, ſei es ein⸗ zelner Fleiſcher möglich geweſen waren. Wir haben dieſen Fleiſchern den Sachverhalt mitgeteilt und die Maßnahmen, an die ſie ſich zu halten haben, noch einmal eingeſchärft. In Anbetracht des großen An⸗ drangs des Publikums, das hierbei in Betracht kommt, und der Neigung der Bevölkerung, jede Be⸗ ſchwerde ſofort zu unſerer Kenntnis zu bringen, iſt die Zahl der bisher eingegangenen Beſchwerden außer⸗ ordentlich gering. Bei unſeren Kontrollen haben wir bis auf einen einzigen Fall keinen Anlaß gehabt, das Vorgehen der Fleiſcher zu beanſtanden. Das waren die beiden Fragen, die an mich ge⸗ richtet worden ſind. Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger (Schluß⸗ wort): Nur wenige Worte, meine Herren! Der Ausdruck, daß die Kinderkrankheiten überwunden ſind, iſt von mir lediglich in bezug darauf gebraucht worden, daß auch in Berlin die ſtürmiſchen Szenen, die urſprünglich eingetreten waren, ſei es durch übermäßigen Andrang des Publikums, ſei es durch eine gewiſſe Widerwilligkeit der Schlächtermeiſter, überwunden ſind und jetzt die Sache ſich in ruhigen Bahnen abſpielt. Gewiß werden noch weitere Schwierigkeiten immer wieder entſtehen; namentlich könnten Schwierigkeiten an der Bezugsſtelle ſelber entſtehen. Aber im großen und ganzen wird ſich bei einem regelmäßigen Bezug der Vertrieb bei uns in einer gewiſſen Regelmäßigkeit ab⸗ pielen. Ferner iſt geſagt worden, daß es ſo geſchienen hätte, als ob ich der Meinung wäre, daß der Kredit ziemlich verbraucht werden würde. Ich glaube im Gegenteil mit aller Beſtimmtheit geſagt zu haben, daß ich hoffe, daß der Kredit in der verlangten Höhe nicht verbraucht werden wird. Das ſagte ich aus⸗ drücklich. Ich nehme das auch an nach den relativ