Sitzung vom 30. Oktober 1912 395 dig, hier dieſe Erklärung abzugeben —, ſondern wir ſind aus ganz anderen Erwägungen, die z. B. nach der Richtung der Ausführungen des Herrn Kollegen Wilk lagen, dazu veranlaßt worden. Mit den Leiſtungen der Geſellſchaft „Normalzeit“ waren wir ſeinerzeit durchaus zufrieden; das iſt auch aktenmäßig feſtgeſtellt worden. Ich bitte Sie alſo, dem Vertrage zuzuſtimmen. (Die Verſammlung beſchließt unter Annahme der von dem Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen in § 2 und § 3 des Vertrages mit der Geſellſchaft „Normalzeit“ vorgeſchlagenen Abänderungen nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Dem mit der Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung „Normalzeit“ in Berlin abgeſchloſſe⸗ nen Vertrage über die fernere Inanſpruchnahme ſtädtiſcher Straßen für ihre Zwecke wird zu⸗ geſtimmt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Punkt 21 der Tagesordnung: Vorlage betr. Neubau einer Gemeindedoppelſchule in der Oranienſtraße. — Druckſache 280. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Wir haben häufig deshalb Vorprojekten unſere Zu⸗ ſtimmung gegeben, weil ja dieſe Zuſtimmung für uns nur in geringem Umfange bindend war. Sie wiſſen ja, daß wir dann ſpäter nicht nur dem Hauptprojekt, ſondern auch dem Koſtenanſchlag unſere Genehmigung zu erteilen hatten, ſo daß wir uns mit dem erſten Schritt nichts vergaben. In dieſem Falle liegt die Sache deswegen anders, weil wir uns gleichzeitig mit dem Projekt auch mit verſchiedenen Prinzipien zu beſchäftigen haben, die uns jetzt neu vorgelegt werden. Ich werde, da ich in dieſem Falle einen Fünfzehner⸗ Ausſchuß beantragen werde, auf das Vorprojekt im allgemeinen, das uns hier in verſchiedenen Grund⸗ riſſen vorliegt, nicht näher eingehen, da wir uns da⸗ mit am beſten im Ausſchuß beſchäftigen. Ich möchte Ihnen nur kurz erklären, weshalb ich eine Ausſchuß⸗ beratung für angemeſſen halte. Meine Herren, Sie haben ja in der Vorlage ge⸗ funden, daß der Magiſtrat in außerordentlich dankens⸗ werter und anerkennenswerter Weiſe allgemeine Grundſätze für den Bau von Schulen aufgeſtellt hat, zu denen wir Stellung zu nehmen haben werden. Da eben dieſe Prinzipien gerade aus Anlaß dieſes Pro⸗ jektes aufgeſtellt wurden, iſt es meiner Anſicht nach naturgemäß, daß wir nus mit ihnen auch in einem Ausſchuß beſchäftigen müſſen. Ebenſo werden wir uns dort mit einer ſehr beachtenswerten Schrift des Herrn Magiſtratsbaurats Winterſtein zu befaſſen haben, die die Frage aufrollt und zu klären ſucht, ob und inwieweit Charlottenburg ſeine Schulen teurer baut als andere Gemeinden. Meine Herren, Sie wiſſen, daß uns dieſe Frage oft und eingehend beſchäftigt hat, und in dieſer Schrift wird zu beweiſen verſucht, daß das nicht der Fall iſt. Herr Baurat Winterſtein ſpricht darin ganz offen aus, daß dieſer Beweis nicht einfach zu führen iſt und vielleicht auch nicht als geführt betrachtet werden kann, da hier ſo ſchwerwiegende Geſichtspunkte, die von verſchiedenen Standpunkten aus betrachtet werden können, mitſpielen, daß eben ein ſolcher Beweis, wenn nicht unmöglich, ſo doch ungeheuer ſchwer iſt. Nun könnte man vielleicht auch in einer anderen Weiſe zur Klärung der Frage, ob Charlottenburg bis⸗ her zu teuer gebaut hat und ob es billiger bauen kann, beitragen, und zwar ſo, daß wir einen oder mehrere Bauten nicht ſelbſt ausführen, ſondern uns ein Projekt auf Grund einer Konkurrenz beſchaffen und dann den Bau entweder nach dieſem Projekt ſelbſt ausführen oder aber den Preisgekrönten mit der Ausführung des Baues beauftragen. Das iſt natürlich ein weitgehender Vorſchlag, über den wir uns eben im Ausſchuß einmal klar werden müſſen, da er auch eine weitgehende Aenderung der Grundſätze in ſich ſchließt. Wir werden uns im Ausſchuß darüber entſcheiden müſſen, ob wir von einer ſolchen Beweis⸗ führung eventuell Gebrauch machen ſollen. Ich meine, das iſt ein wichtiger Geſichtspunkt mehr, der uns dazu veranlaſſen muß, uns über dieſes Projekt zu⸗ ſammen mit den drei wichtigen Punkten, dem, den ich mir Ihnen eben vorzutragen erlaubte, und den beiden Punkten, die ich vorher berührte, nämlich die ſchultechniſchen und bautechniſchen Bedingungen, die der Magiſtrat für den Bau von Schulen feſtſetzt, und über die Schrift des Herrn Baurat Winterſtein im Ausſchuß zu unterhalten. 6 Ich bitte Sie deshalb, hier von einer Beſprechung des Projektes abzuſehen, da wir uns darüber mit Rückſicht auf dieſe Punkte doch wohl im Ausſchuß ausführlicher beſchäftigen werden, und ſchlage Ihnen die Wahl eines Ausſchuſſes von 15 Perſonen vor, der ſich aus Bauſachverſtändigen und Schulſachver⸗ ſtändigen zuſammenſetzt. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes und wählt zu Ausſchußmitgliedrn die Stadtverordneten Bergmann, Dr Borchardt, Dr. Damm, Haack, Harniſch, Laskau, Lehmann, Otto, Panſchow, Rackwitz, Rieſenberg, Schwarz, Vogel, Wentzke und Wöllmer.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Wir kommen zu Punkt 22 der Tagesordnung: Vorlage betr. Anſchluß der Luftſchifferkaſerne und der benachbarten militäriſchen Inſtitute an die Char⸗ lottenburger Kanaliſation. — Druckſache 281. Berichterſtatter Stadtv. Dunck: Meine Herren! Die Luftſchifferkaſernen nördlich des Spandauer Schiffahrtskanals liegen in einem Gelände, deſſen Eingemeindung ſeit einigen Jahren von der Stadt Charlottenburg und der Stadt Berlin betrieben wird. Dieſe militäriſchen Anſtalten ſuchen nun Anſchluß an eine Kanaliſation. Dieſer Anſchluß kann gleichfalls ſowohl von Berlin wie von Charlottenburg aus ge⸗ währt werden. Es war deshalb für die Kanali⸗ ſationsdeputation gegeben, bei den Unterhandlungen mit dem Militärfiskus dieſem möglichſtes Entgegen⸗ kommen zu zeigen. Es wurde dafür die Bedingung geſtellt, daß ſich der Militärfiskus verpflichtet, als Aequivalent die Eingemeindung nach Charlottenburg in jeder Weiſe zu fördern. In einem Schreiben des Kriegsminiſters hat er dieſe Verpflichtung zwar nicht anerkannt, aber doch ausgeſprochen, daß er ſeine frühe⸗ ren Einwände gegen die Eingemeindung nach Char⸗ lottenburg fallen laſſen wolle, wenn ein Vertrag wie der Ihnen vorliegende zuſtande käme. In den ſpäteren Verhandlungen iſt die Eingemeindungsfrage ausge⸗ ſchaltet worden, da die Militärbehörde auf die Kana⸗ liſation drängte und die Unterhandlungen wegen der Eingemeindung mit anderen Behörden inzwiſchen gepflogen wurden.