Sitzung vom 13. zehn Monaten ein Opernhaus fertig gebaut hat, wird es ihm doch wohl gelingen, in derſelben Zeit eine Mädchenfortbildungsſchule zu bauen. Da nach den Umbauten, die dort geſchehen ſollen, die Räume der Mädchenfortbildungsſchule vor dem Oktober nicht in Anſpruch genommen werden können, ſo wird es wohl nicht darauf ankommen, daß wir noch bis zum 1. Januar warten, wo die neue Mädchenfortbildungs⸗ ſchule fertig ſein würde. Man wird mir erwidern — und man hat es mir ſchon in der Deputation erwidert —, daß die Sache beim Opernhaus ganz anders läge; dort hätte nur einer zu ſagen gehabt, während dieſe Vorlage hier durch ſo und ſo viele Deputationen ginge und dadurch eine Verzögerung herbeigeführt würde. Meine Herren, ſeit zweieinhalb Jahren geht die Vorlage der Mädchenfortbildungsſchule durch ſo und ſo viele De⸗ putationen, und wir kommen keinen Schritt weiter. Jedesmal, wenn wir wieder antippen und darum er⸗ ſuchen, daß nun etwas geſchaffen werden ſoll, heißt es: ja, es muß jetzt noch durch dieſe oder jene Deputation hindurchgehen. So wird es fortgehen, wenn die Stadtverordnetenverſammlung nicht einmal Ernſt damit macht und die Summen, die ſtändig für unzulängliche Umbauten gefordert werden und die zwecklos ſind, verweigert. Nur dann werden wir da⸗ hin kommen, daß endlich eine Mädchenfortbildungs⸗ ſchule geſchaffen wird, die abſolut notwendig iſt. Ge⸗ nügende Grundſtücke ſind dazu da. Ja, dieſe Grund⸗ ſtücke belaſten uns, wir werfen jährlich Zinſen dafür heraus und benutzen ſtädtiſche Gelder zu Umbauten, die nicht notwendig ſein würden, wenn ſo gearbeitet wäre, wie es erforderlich iſt, und rechtzeitig eine Mädchenfortbildungsſchule errichtet worden wäre. Ich beantrage deshalb, die Nummer zu vertagen und ſie mit der neuen Vorlage von 54 000 %ℳ zu ver⸗ binden, die uns in ganz kurzer Zeit zugehen wird. Stadtrat Dr. Schmitt: Meine Herren! In den Ausführungen des Herrn Vorredners ſind eine ganze Menge Irrtümer enthalten. Sie erlauben mir, daß ich dieſe aufkläre. Erſtens handelt es ſich hier um zwei ganz ge⸗ trennte Anträge und zwei ganz getrennte Vorkomm⸗ niſſe und Fragen. Dieſer kleinere Poſten, den Sie heute zu bewilligen gebeten ſind, hat mit dem größe⸗ ren Poſten, deſſen Bewilligung noch nicht bei Ihnen beantragt iſt, gar nichts zu tun. Hier handelt es ſich um den Umbau innerhalb des bisherigen Schul⸗ gebäudes Bismarckſtr. 22. Die andere Forderung wird ſich auf Bismarckſtr. 21 beziehen. In dem Hauſe Bismarckſtr. 21, wo die Schule beſteht, iſt dadurch einigermaßen Raum geſchaffen worden, daß die Hilfsſchule aus dem Gebäude her⸗ ausgegangen iſt und ihr eigenes Heim — in der Bleibtreuſtraße, ſoviel ich weiß — bezogen hat. Da⸗ mit ſind einige Räume verfügbar geworden, die aber nicht dem Bedürfnis genügen; denn im gleichen Augenblick ſind uns die bis dahin benutzten Näume in der Schloßſtraße entzogen worden. Dieſe Räume ſind für den Betrieb der Gemeindeſchule notwendig geworden. Der Herr Schulrat konnte ſie nicht länger entbehren und hat uns dort hinausgeſetzt. Glück⸗ licherweiſe traf damit gerade die Räumung der Lokale zuſammen, die die Hilfsſchule innehatte, ſo daß wir dem Augenblicksbedürfnis zunächſt genügen konnten. Die Räume mußten nun umgeſtaltet werden. Dazu waren noch einige Räume im Hinterhauſe von Nr. 21 erforderlich. Fur dieſe Umgeſtaltung werden 3500 ℳ gefordert. Das hat mit dem andern Pro⸗ November 1912 403 jekt, mit den 54 000 ℳ, durchaus nichts zu tun. Sie wollen nicht etwa annehmen, wie das von Herrn Stadtverordneten Zander angedeutet wurde, daß das ſchon vo r verausgabte Gelder wären, die hier ge⸗ fordert werden, daß ſie mit zu den 54 000 ℳ ge⸗ hören. Das iſt nicht der Fall, wie deutlich in der Vorlage ausgeführt iſt. Nun behauptet der Herr Vorredner, daß das Gebäude für die Kunſtgewerbeſchule vollſtändig aus⸗ reichend und gut ſei. Damit ſtellt er ſich in Gegen⸗ ſatz zu allen Sachverſtändigen, die zu der Frage ge⸗ hört worden ſind; dieſe haben alle erklärt: der Be⸗ trieb der Kunſtgewerbeſchule iſt tatſächlich auf das ſchwerſte geſchädigt. In den Malklaſſen z. B. ſind die Maler und ihre Schüler dadurch, daß ſie nicht das erforderliche Nordlicht haben, ſondern ein re⸗ flektiertes Licht von den gegenüberliegenden roten Mauern, in ihren Arbeiten ungemein behindert. (Stadtv. Zander: Die müſſen Sie weiß anſtreichen!) — Ja, weiß anſtreichen und blau beleuchten! — So ſind die Maler, darüber iſt vielfach von ihnen ge⸗ klagt worden, nicht imſtande, die wirklichen Farben anzuſetzen, die richtigen Farbentöne zu treffen, ihre Schüler die richtigen Farbentöne ſehen und finden zu lehren. Das iſt von allen Sachverſtändigen be⸗ kundet worden. Dagegen wird auch der Herr Stadtw. Zander kaum wirkungsvoll remonſtrieren können. Nun ſagt er, es ſei ihm zu Ohren gekommen, daß der neue Direktor die Schülerzahl verringere. Als er heut dieſes Moment in der Grundeigentums⸗ deputation vorbrachte, rief der Herr Stadtbaurat: Gott ſei Dank, und dieſes Gott ſei Dank iſt voll⸗ kommen berechtigt. Meine Herren, ich brauche hier vor Ihnen die Charakteriſtik der Schule, wie ſie be⸗ ſtanden und was ſie geleiſtet hat, nicht zu wieder⸗ holen. Sie erinnern ſich der Auseinanderſetzungen, die wir darüber gehabt haben, daß die Schule nicht, wie es Charlottenburger Anſtalten geziemt und wie ſie es auch ſonſt wirklich erreichen, mit in der erſten Reihe unſerer deutſchen Schuleinrichtungen marſchiert. Ich erinnere an unſer Gemeindeſchulweſen, an unſer höheres Schulweſen; die Kunſtgewerbeſchule war aber gegenüber allen deutſchen. Gewerbeſchulen weit, weit im Hintertreffen. Dafür liegen amtliche Zeug⸗ niſſe vor. Nun hat der Herr Miniſter eine Beſtimmung getroffen, die wir in unſeren Beratungen vorher ſchon als wünſchenswert anerkannt und von der wir ge⸗ hofft hatten, ſie zur Einführung bringen zu können. Dieſe Maßname beſteht in folgendem. Der Herr Miniſter verlangt, daß keine Schüler in die Kunſtgewerbe⸗ und Handelsſchule Aufnahme finden, die nicht mindeſtens zwei Jahre lang hand⸗ werklich gearbeitet haben, ſintemalen wir keine Kun ſt ſchule eingerichtet haben noch unterhalten wollen, ſondern eine Kunſt gewerbe ſchule, eine Handwerkerſchule. Die Leute müſſen alſo handwerk⸗ lich vorgebildet ſein. Bei unſerem Material iſt das aber nicht der Fall; es ſind zahlreiche Schüler vor⸗ handen, die abſolut nicht vorgebildet ſind. Vor allen Dingen ſind Dilettantinnen in ſehr großer Zahl vor⸗ handen, die bei uns 6 und, wenn es ſein muß, 8 Se⸗ meſter arbeiten, dieſe Zeit nutzlos totſchlagen und außerdem ihr Geld opfern. Wenn dieſe Perſonen dann in den Erwerb hinausgetreten ſind, nachdem ſie den Kurſus beendet hatten — ich kann Ihnen eine Statiſtik darüber vorlegen, in der die einzelnen Fälle unter Nennung des Namens aufgezählt ſind, es iſt