Sitzung vom 13. ſchieben ſtattgefunden hat, ſo iſt dafür doch nicht der jetzige Dezernent und wahrſcheinlich auch nicht der vorige, alſo mein Herr Amtsvorgänger, verantwort⸗ lich zu machen. Was konnte er dazu tun? Die Angelegenheit iſt eben nie zum Abſchluß gekommen, ſondern ihre Erledigung durch die ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften im Drange der Geſchäfte immer hinaus⸗ geſchoben worden. Aber dieſe Periode des Hinaus⸗ ſchiebens hört in dem Augenblick auf, wo Ihnen dem⸗ nächſt das Organiſationsprojekt vorgelegt werden kann, und ich bin der feſten Ueberzeugung, daß, wenn die vorbereitenden Verhandlungen, die bis jetzt günſtig verlaufen ſind, zu Ende geführt ſein werden, Ihnen dann ein ganzer, großer, einheitlicher Organi⸗ ſationsplan, der die Frage endgültig löſt, innerhalb kurzer Zeit und zu Ihrer aller Zufriedenheit vor⸗ gelegt werden kann. Wenn dann die Stadtverord⸗ netenverſammlung die Güte hat, Eifer zu zeigen, werden wir vielleicht in der Lage ſein, in zwei Jahren unſere Gebäude ſamt und ſonders fertig zu haben. Stadtv. Otto: Ich bin von meinen Freunden ausdrücklich beauftragt, hier zum Ausdruck zu bringen, daß auch ſie alle die jetzigen Zuſtände, ſoweit ſie die Baulichkeiten in der Mädchenfortbildungs⸗ ſchule betreffen, für durchaus unzulänglich erklären und einſtimmig der Meinung ſind, daß hier ſobald wie möglich Wandel geſchaffen werden muß. Nach⸗ dem ſowohl Herr Kollege Wilk als auch in einem Teil ſeiner Ausführungen Herr Kollege Zander, nachdem auch der Herr Magiſtratsvertreter aus⸗ drücklich anerkannt haben, daß dem ſo iſt, meine ich, daß dieſer Punkt hier genügend erörtert iſt. Nun halte ich aber den Schluß, den Herr Kollege Zander gezogen hat, nämlich die heutige Vorlage, weil die Verhältniſſe ſo unſagbar traurig ſind, zu vertagen, für grundfalſch. Es iſt aus den Ausführungen des Herrn Magiſtratsvertreters ſchon hervorgegangen, daß es ſich hier um zwei geſonderte Dinge handelt, daß das eine mit dem andern nichts zu tun hat. Dazu kommt — und das möchte ich nachdrücklichſt unterſtreichen —, daß ſich nicht einmal die Fortbildungsſchuldeputation über das Projekt, das Herr Kollege Zander auf 54 000 ℳ bezifferte, ſchlüſſig gemacht hat. Wir wiſſen noch nicht, was aus der Sache ſchließlich werden wird; wir wiſſen noch nicht einmal, ob die Fortbildungsſchuldeputation das Projekt annehmen wird. Geſetzt den Fall, ſie lehnt es ab, dann würde die Vertagung dieſer Vorlage natürlich noch weiter dauern müſſen. Aus dieſem Grunde bitte ich Sie, meine Herren, der Vorlage ſo, wie ſie uns heute vorliegt, zuzuſtimmen. Es werden damit die dringendſten Notſtände beſeitigt. Wenn Sie die Vorlage heute vertagen wollten, würden Sie dieſe Notſtände natürlich weiter beſtehen laſſen. Zugleich aber habe ich weiter den Auftrag von meinen Freunden, an den Magiſtrat die dringende Bitte zu richten, die übrigen Arbeiten, die ſich auf die Reorganiſation unſeres geſamten Forbildungs⸗ ſchulweſens beziehen, ſoviel als möglich zu beſchleuni⸗ gen. Wir verkennen nicht, daß dieſe Fragen im Zu⸗ ſammenhang behandelt werden müſſen, da die eine in der andern hängt. Aber wir meinen — und nach den Ausführungen des Herrn Magiſtratsvertreters habe ich die Hoffnung, daß auch der Magiſtrat dieſer Erkenntnis iſt —: die Erledigung dieſer Frage muß einmal in den Brennpunkt der ſtädtiſchen Arbeit gerückt werden, damit wir möglichſt bald zu Vor⸗ ſchlägen kommen, die eine Beſſerung nach jeder Richtung herbeiführen. Ich glaube, die Stadtver⸗ November 1912 403 ordnetenverſammlung wird es in dem Augenblick, wo der neue Organiſationsplan an ſie herantritt, ihrer⸗ ſeits an der Schnelligkeit der Entſcheidung nicht fehlen laſſen. Stadtv. Rieſenberg: Meine Herren! Ich kann mich im großen und ganzen wohl den Ausführungen des Herrn Kollegen Zander anſchließen. Wenn dieſe Ausführungen dazu Veranlaſſung gegeben haben, hier einen Blick auf die zukünftige Organiſation der Kunſtgewerbeſchule zu werfen, ſo fühle ich mich, der ich über 16 Jahre an dieſer Schule unterrichte, ver⸗ pflichtet, das Wort dazu zu nehmen. Die ſtädtiſche Kunſtgewerbeſchule muß — wenn der Herr Vorſteher mir das Wort geſtatten will — unter einem ganz beſtimmten Geſichtswinkel be⸗ trachtet werden. Die Schule iſt zu einer Zeit ge⸗ gründet worden, als Charlottenburg noch keine Fort⸗ bildungsſchulen hatte. Mit dem Augenblick, als die Fortbildungsſchulen eingerichtet wurden, bekam die Kunſtgewerbeſchule ein ganz anderes Geſicht. Der Uebergang von der Kunſtgewerbeſchule zur Fort⸗ bildungsſchule iſt heute noch nicht ganz vollzogen; er wird erſt überwunden ſein, wenn die Verfügung, von der der Herr Stadtrat ſprach, von der ich aber bis heute nichts gewußt, ſondern nur habe ſagen hören, in Kraft geſetzt werden wird. Unter dieſem Geſichtswinkel, meine Herren, wollen Sie auch die bisherigen Leiſtungen der Kunſt⸗ gewerbeſchule betrachten. Wenn Sie das tun, werden Sie anerkennen müſſen, daß ſie Großes geleiſtet hat. Die Schule hat auf allen Malertagen in den Aus⸗ ſtellungen von Schülerzeichnungen den erſten Preis bekommen; das ſteht feſt und iſt nachzuweiſen. An der Schule unterrichten und unterrichteten anerkannte Künſtler, die auf der Großen Berliner Kunſtausſtel⸗ lung mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wor⸗ den ſind; es unterrichten dort Künſtler, deren Ruf durch derartige Ausführungen entſchieden zu leiden hat. Ich darf an William Müller erinnern, der auf dem Gebiete der Raumkunſt einen geachteten Namen hat; ich darf an Bengen, Mohrbutter, Fricke, Otto und andere erinnern. Die Kunſtgewerbeſchule in Charlottenburg iſt viel beſſer als ihr Ruf; ſie iſt eine der beſten Schulen geweſen, trotzdem ſie eine der jüngſten und eine derjenigen war, die am wenigſten organiſch ausgebaut worden ſind. Nun möchte ich noch ganz kurz, da ich die Or⸗ ganiſation nicht weiter behandeln möchte, auf das Gebäude ſelber eingehen. Wenn der Herr Dezernent in den Akten nachgeſchlagen hätte, ſo hätte er viel⸗ leicht gefunden, daß vor vier bis fünf Jahren eine Umfrage bei allen hauptamtlich und nebenamtlich an⸗ geſtellten Lehrern ſtattfand, die darauf hinausging, zu erklären, ob die Räume für die Zwecke des Unterrichts genügen oder irgend welche Mängel aufweiſen. Dieſe Rundfrage — ich glaube, es iſt noch keine 5 Jahre her — hatte das Ergebnis, daß feſtgeſtellt wurde: die Räume ſind durchaus brauchbar, ſchwere Uebel⸗ ſtände ſind nicht vorhanden, geringere laſſen ſich leicht abſtellen. Meine Herren, es wäre wunderbar, daß heute die Grundſätze mit einem Schlage über den Haufen geworfen werden ſollten, die erſt vor 5 Jahren als richtig anerkannt worden ſind. Das Schulhaus iſt ja kaum 10 Jahre alt; ſollte in ſo kurzer Zeit alles das über den Haufen geworfen werden müſſen, was damals gültig war? Ich weiß, daß in bezug auf die — Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch (unterbrechend): Herr Kollege, ich bitte Sie, ſich doch an die Sache zu