410 Sitzung vom 13 Ich ſage: das iſt möglich, ohne daß wir den Verkehr uuf dem Spandauer Berg in irgendeiner Form ändern. Wir haben heute Automobile, die elektriſch und auch mit Dampfkraft betrieben werden; in neuerer Zeit haben ſich bereits einzelne Städte dazu aufgeſchwungen, derartige Transportmaſchinen einzu⸗ ſtellen, die gegen einen ganz geringen Entgelt Vor⸗ ſpann mechaniſch leiſten. Das könnte auch für den Spandauer Berg ohne weiteres geſchaffen werden. Es iſt aber auch möglich, einen ſogenannten Podeſt ein⸗ zubauen, d. h. den Spandauer Berg bis über die Brücke anſteigen zu laſſen, dann ſanft aufſteigend ein Podeſt anzulegen und darauf wieder eine kurze Stei⸗ gung folgen zu laſſen. Damit ſchaffen wir ſehr viel. Nach den polizeilichen Beſtimmungen wird aber der Führer oder Lenker des betreffenden Fuhrwerks haftbar gemacht werden können, und das iſt eine außerordentliche Härte für die in Frage kommenden Arbeiter. Hier müßte eine Beſtimmung geſchaffen werden — ich glaube, das läßt ſich in der Ausſchuß⸗ ſitzung ermöglichen —, daß nicht der Führer, ſondern der Fuhrunternehmer haftbar zu machen iſt. Wenn Herr Kollege Stadthagen meinte, daß der Fuhrherr nicht wüßte, welchen Weg der Kutſcher einzuſchlagen hätte, ſo iſt dieſe Auffaſſung nicht richtig. Wer im Fuhrgewerbe nur einigermaßen Beſcheid weiß, wird mir zugeben, daß die Kutſcher ſoviel wie möglich der⸗ artige anſteigende Wege nicht benutzen. Es gibt aber eine andere leichtere Fahrſtraße zum Spandauer Berg hinauf nicht. Von der Seite des Spreetales kann der Kutſcher nicht heraufkommen; er iſt alſo ge⸗ zwungen, immer den Spandauer Berg zu benutzen. Weiter kommt in Betracht, daß die beiden Städte Spandau und Charlottenburg nur durch dieſen einen Verkehrsweg miteinander verbunden ſind; ſie hahen keine andere Verbindung. Auch daraus ergibt ſich, daß ein großer Teil von Fuhrwerksbeſitzern dieſe ſteile Straße zu fahren genötigt iſt. Meine Herren, ich bin auch der Ueberzeugung, daß wir uns in einem Ausſchuß mit den Anregungen, die Herr Kollege Stadthagen gegeben hat, auch viel⸗ leicht mit den techniſchen Anregungen, die uns der Herr Stadtbaurat geben wird, am beſten beſchäftigen und hoffentlich dazu gelangen werden, allen Wünſchen zu entſprechen. Ich möchte Sie jedenfalls bitten, den Antrag einem Ausſchuß zu überweiſen. Stadtv. Laskau: Meine Herren! Meine Freunde und ich wollen nicht neue polizeiliche Be⸗ ſtimmungen ſchaffen, ſondern nur ſachlich den Schäden abhelfen. Für den in Rede ſtehenden Verkehrsweg ſcheint aber die polizeiliche Bewachung gänzlich um⸗ zureichend zu ſein. Ich habe ſelbſt Gelegenheit ge⸗ habt, die Verhältniſſe am Spandauer Berg zu be⸗ obachten. Ich habe auch einen Kutſcher angehalten, weil er nach meiner Anſicht die Pferde tyranniſierte, geradezu unmenſchlich behandelte. Ich habe dann noch einem Schutzmann darüber Auskunft gegeben, — aber dagegen einzuſchreiten, dazu iſt keine Zeit. Selbſtverſtändlich muß ein Fuhrherr, der einen Kutſcher annimmt, beurteilen können, ob der Kutſcher die Arbeit leiſten kann oder nicht, ſonſt hat er nicht die nötige Sorgfalt in der Auswahl ſeiner Leute getroffen. Der Kutſcher muß beurteilen können, ob er den Berg hinauffahren kann. Ich habe den Wunſch — bei den Polizeikoſten, die wir bezahlen, können wir das wohl verlangen —, daß mehr obſer⸗ viert werde, ob Tierquälereien vorkommen. Wir haben natürlich im allgemeinen nichts dagegen, daß ein Anſchluß eingeſetzt wird und die Frage ſtudiert. .November 1912 Stadtv. Dr Crüger: Meine Herren! Der An⸗ erkennung, die der Herr Antragſteller der Polizei und den Kutſchern gezollt hat, kann ich mich nicht anſchließen, und zwar auf Grund der Beobachtung, die ich faſt täglich ſeit einer Reihe von Jahren am Spandauer Berg zu machen Gelegenheit gehabt habe. Ich muß zugeben: es iſt ein klein wenig beſſer ge⸗ worden, und vielleicht bin ich nicht daran unſchuldig; denn dieſes Beſſerwerden dürfte das Ergebnis einer Reihe von Vorſtellungen beim Tierſchutzverein ſein. Früher war nämlich ein Schutzmannspoſten am Spandauer Berg die allergrößte Seltenheit. Den wiederholten Eingaben beim Tierſchutzverein iſt es wohl zuzuſchreiben, daß jetzt die Schutzmänner ein wenig zahlreicher dort vertreten ſind. In der Regel begegnet man aber auch jetzt nur unten am Spandauer Berg einem Schutzmannspoſten, der mit einer ge⸗ wiſſen Hartnäckigkeit dann die Berliner Straße her⸗ unterblickt; was er dort erwartet, weiß ich nicht. Man muß die Schutzleute meiſt animieren, wenn man Tierquälereien beobachtet, ſich um die Angelegenheit zu kümmern. Sich ſelbſt da hineinzumiſchen, — meine Herren, wer einmal den Verſuch gemacht hat, wird, glaube ich, nicht Neigung beſitzen, den Verſuch zu erneuern; derartigen freundlichen Worten, wie ſie dabei fallen, ſich auf der Straße auszuſetzen, iſt nicht jedermanns Sache. Ob die Schutzleute ähnliche Be⸗ fürchtungen dabei haben, weiß ich nicht. Vielfach können Sie auch auf dem Spandauer Berg die Be⸗ obachtung machen: Sie ſuchen einen Schutzmann, fin⸗ den ihn aber nicht, Sie finden den Schutzmannspoſten erſt unten am Schloß. Der Tierſchutzverein ſcheint machtlos, er dürfte alles verſucht haben, um die Polizei anzuregen, den Spandauer Berg mit Rückſicht auf die Tierquälereien ſtren⸗ ger zu beobachten. Meine Herren, die Laſtwagen in Groß⸗Berlin ſind für Aſphaltpflaſter beladen, und zwar für Aſphaltpflaſter ohne jede Erhöhung. Kommen dieſe Wagen nun an den Spandauer Berg, ſo verſagt das Geſpann ganz naturgemäß; die Wagen, die ſelbſt auf dem Aſphalt anzuziehen außerordentlich ſchwer iſt, können natürlich hier von demſelben Geſpann nicht in die Höhe gebracht werden. Dann können Sie auch noch weiter beobachten, daß ſolche Wagen mit drei, vier, fünf Mann Begleitung verſehen ſind. Glauben Sie, daß die Begleitmannſchaft von dem Wagen herunterſteigt, um dem Geſpann die Arbeit zu erleichtern, z. B. bei Möbelwagen? — Gar keine Rede! Und glauben Sie, daß es irgendeinem der Schutzleute einfällt, die Leute, die das wohl aus Unkenntnis nicht tun, darauf aufmerkſam zu machen? — Sie denken überhaupt nicht daran. 4 Meine Herren, wir brauchten gar keinen Aus⸗ ſchuß, ſondern können das Vertrauen zum Magiſtrat haben, daß er die Sache in die Hand nehmen, auf die Polizei einen Einfluß ausüben und dann das Kind beim richtigen Namen nennen wird, nämlich daß den Tierquälereien entgegengewirkt werden möge. Sie können ſicher ſein: wenn Sie von ſeiten der Kommune irgendwelche Maßregeln ergreifen, um die Wagen heraufzuziehen, dann wird ſich alle Welt darauf ver⸗ laſſen; es iſt dann eben Sache der Kommune, die Wagen herauf ördern. Ich bin der Anſicht, daß 52 1 1 4 42. 1. ſie ee afür zu ſorgen n, daß die Wagen ſo unt ſind, daß ſie auch bei gewiſſen Hinderniſſen fort⸗ geſchafft werden können. Im übrigen iſt faſt regel⸗ mäßig Vorſpanm unten am 4. 4. finden, ſo daß der Wagen, wenn er nur etwas wartet,