Sitzung vom 13. um die Vorſpannpferde zu gewinnen, dann mit Vor⸗ ſpann in die Höhe gebracht werden kann. Was meines Erachtens unbedingt notwendig iſt, das ſind patrouillierende Schutzmannspoſten, die nicht wie an⸗ genagelt an einer Stelle unten am Spandauer Berg ſtehen, ſondern die eben den Spandauer Berg herauf⸗ und herunterpatrouillieren und den ganzen Weg unter Kontrolle nehmen. Der Schutzmannspoſten unten kann ſelbſtverſtändlich nicht ſehen, was oben an der größten Steigung jenſeits des Bahnhofs Weſtend paſſiert. Unter dieſem Geſichtspunkt, meine ich, muß die Sache behandelt werden, und ſie wird — davon bin ich feſt überzeugt — dann auch zu einem befriedigen⸗ den Abſchluſſe gebracht werden. Von einer Ausſchuß⸗ behandlung verſpreche ich mir in dieſem Falle gar nichts, und ich halte trotz des geſtellten Antrags auf Ausſchuß meinen Antrag aufrecht. Stadtbaurat Bredtſchneider: Ich mache die Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr Crüger zu den meinigen und hatte mir vorgenommen, in dieſem Sinne heute den Antrag des Herrn Stadtv. Dr. Stadt⸗ hagen zu beantworten. Da er aber nicht aufrecht er⸗ halten wurde, war mir keine Gelegenheit gegeben, dazu Stellung zu nehmen. Ich ſchließe mich den Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr Crüger noch aus folgendem Grunde an. Die Kutſcher, die am Fuß des Spandauer Bergs angelangt ſind und wahrnehmen, daß ihre Pferde nicht imſtande ſind, den Laſtwagen in die Höhe zu ziehen, haben hier Gelegenheit, einen andern Weg einzu⸗ ſchlagen, allerdings mit einem ziemlich großen Um⸗ weg. Sie können den Kaiſerdamm benutzen. Der Kaiſerdamm iſt nicht ſo ſteil wie der Spandauer Berg, er iſt nicht gerade bequem, aber doch, wenn auch mit einiger Anſtrengung für die Pferde, auch mit ſchweren Laſtwagen bergauf zu befahren. Allerdings muß, wie erwähnt, ein Umweg gemacht werden (Zuruf bei den Sozialdemokraten) — laſſen Sie mich nur ausſprechen —, und das koſtet Geld. Nun fragt es ſich: was iſt teurer? Die Stadt kann doch den Vorſpann nicht unentgelt⸗ lich leiſten: der Vorſpann muß, wie Herr Stadtv. Crüger mit Recht hervorhebt, von einem Privat⸗ unternehmer geſtellt werden, und das koſtet Geld. Was wird alſo teurer, den Vorſpann zu bezahlen oder den Umweg zu machen? Eine Berechnung, die ich nach dieſer Richtung aufgeſtellt habe, ſchlägt zu⸗ gunſten des Umwegs aus. Daraus folgt, meine Herren, daß wir uns tutſächlich damit begnügen können, bei der Polizei vorſtellig zu werden, daß ſie in dem Sinne des Antrags des Hernn Stadtv. Dr Crüger wirke. Dann haben wir, glaube ich, alles getan, was wir tun konnten, und es iſt dann nicht nötig, daß ein Kutſcher beim Befahren des Spandauer Berges Tierquälereien begehen oder ſeine Pferde ſo anſtrengen muß, daß der Wagen liegen bleibt. Wenn die Erkenntnis, daß noch ein anderer Weg nach Weſtend geht, bis zu den Kutſchern, den Fuhrherren uſw. durchgedrungen iſt, dann wird nach meiner Auffaſſung von einer Tierquälerei oder von Vorſpann für den Spandauer Berg nicht mehr die Rede ſein. Kommt trotzdem Tierquälerei vor, ſo mag Beſtrafung eintreten. Stadtv. Vogel: Meine Herren! Ein wirk⸗ ſameres und humaneres Mittel, die Tierquälerei zu November 1912 411 vermeiden, als die Verſchärfung der polizeilichen Be⸗ ſtimmungen, ein Mittel, das auch nicht einen ſo großen Umweg über den Kaiſerdamm bedingt, iſt ein Beſchluß, den wir hier ſchon gefaßt haben, nämlich die Errichtung einer Rampe von der Sophie⸗Char⸗ lotte⸗Straße in Richtung der Chriſtſtraße über die Bahn hinaus am Kirchhof vorbei. Das iſt längſt beſchloſſen worden. Aber die Ausführung, — daran liegt's. Durch eine ſolche Rampe würde die Stei⸗ gung vermindert, mehr als am Kaiſerdamm, und die Tierquälereien wünrden vermieden. Auch die Polizei kann die Augen nicht überall haben, die Schutzmänner können nicht immer ſehen, wenn die Pferde mißhandelt werden, und wenn ſie unten ſind, wiſſen ſie nicht, was oben geſchieht. Deshalb möchte ich darauf hinweiſen, daß dieſer Beſchluß gefaßt worden iſt, und möchte darum bitten, daß er auch ausgeführt wird, — und zwar bald, nicht erſt nach zehn Jahren. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Die Aus⸗ führungen des Herrn Kollegen Crüger ſtimmen doch nicht ganz. Die Praxis beweiſt es und die von unſerer Organiſation aufgenommene Statiſtik ſpeziell in Charlottenburg beweiſt ebenfalls, daß die Polizei⸗ ſtrafen dann noch einen größeren Umfang annehmen würden. Der verſtorbene Polizeipräſident Steifen⸗ ſand, mit dem ich hierüber eine lange Unterredung hatte, hat ſeinerzeit dokumentiert, daß, wenn für den Spandauer Berg nicht eine Entlaſtung in der an⸗ geregten Art erfolgte, wir niemals das beſeitigen würden, was Herr Kollege Crüger wünſcht: die Tierquälerei. Die hier am Ort befindlichen Fuhr⸗ unternehmer legen großes Gewicht darauf, daß recht viele Fuhren am Tage geleiſtet werden. Daraus er⸗ gibt ſich eine dauernde Belaſtung des Pferdematerials und der Kutſcher. Der Schutzmann wird auf ſeinem Patrouillengange am Spandauer Berg aber immer nur den betreffenden Kutſcher aufſchreiben, er wird niemals des Unternehmers habhaft werden, weil das Geſetz beſtimmt, daß nur der Lenker oder Führer eines Geſpanns haftbar zu machen iſt. Der Arbeiter hat wohl das Recht, dagegen Berufung einzulegen, ſetzt ſich aber ſtets der Gefahr aus, entlaſſen zu wer⸗ den. So iſt die Praxis. Ein Polizeileutnant — allerdings nicht hier, ſondern in Frankfurt a. M. — hat vor etlichen Jahren auch einen wunderſchönen Ukas erlaſſen, der darauf hinausging, daß den Be⸗ amten, die nicht genügend Anzeigen erſtatteten, ge⸗ wiſſermaßen eine Strafarbeit angedroht wurde. Daraus geht hervor, daß der Schutzmann viel mehr Anzeigen erſtatten wird, als eigentlich notwendig iſt. Das iſt die Kehrſeite der Medaille in der Praxis. Ich bin der Anſicht, daß die Stadt Charlotten⸗ burg gezwungen iſt, im Intereſſe eines geregelten Verkehrs mechaniſchen Vorſpann zu ſtellen. Wir haben heute bereits Städte, wenn ich nicht irre, in allernächſter Nähe von Berlin — ich weiß nicht, ob es ſchon in Wilmersdorf eingeführt iſt —, wo der⸗ artige elektriſche Motoren vorhanden ſind, die den ſchweren Laſtzug den Berg heraufbefördern helfen. Dafür muß allerdings ein kleines Entgelt gezahlt werden, und das tun die betreffenden Fuhrherren ſehr gern. Herr Kollege Dr Crüger hat behauptet, an der Sophie⸗Charlotte⸗Straße wäre zu jederzeit ein Vorſpann zu haben. Dieſer Vorſpann entſteht dadurch, daß mitfühlende Kutſcher anderen aus⸗ helfen. Ein ſtändiger ſogenannter Vorpoſtenſtand iſt dort nicht, und wir können es erleben, daß ein Kut⸗ ſcher lange warten muß, ehe er Vorſpann erhält.