412 Meine Herren, ich ſollte doch meinen, daß wir uns im Ausſchuß über alle dieſe Fragen viel inten⸗ ſiver unterhalten können. Der Herr Stadtbaurat hat geſagt, daß die Koſtenberechnung für den großen Um⸗ weg den Ausſchlag gegeben habe. Die Praxis wird aber wiederum ergeben, daß man darauf drängen wird, den nächſtliegenden und ſchnellſten Weg zu nehmen. Auf dieſe Weiſe werden wir die Tierquäle⸗ reien niemals beſeitigen. Ich würde Sie bitten, den Antrag auf Ausſchußberatung anzunehmen; dann können wir uns mit dem Herrn Stadtbaurat ein⸗ gehend mit all dieſen Fragen beſchäftigen. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Es iſt behauptet worden, ich hätte meinen Antrag zurück⸗ gezogen. Davon iſt gar keine Rede. Ich habe ledig⸗ lich geſagt: dieſen Antrag, in den ich nicht alle Einzel⸗ heiten hineinkringen wollte und konnte, bitte ich, eingehend in einem Ausſchuſſe zu verhandeln. Da werden dann die anderen Punkte erörtert werden. Herrn Kollegen Crüger hat ja der Herr Vorredner ſchon entgegnet, er hat die Verhältniſſe genau dar⸗ gelegt. Ich habe auch geſehen, daß Herr Kollege Crüger vielfach zuſtimmend genickt hat; er wird wohl zugeben, daß nicht überall Vorſpann da iſt. Er hat ja auch ſeinerſeits die wirklich traurigen Verhält⸗ niſſe hier geſchildert, vielleicht ſogar zu ungünſtig. Die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats, daß nun die Fuhrherren dazu veranlaßt werden ſollten, den Umweg über den Kaiſerdamm herüber zu machen, möchte ich nicht als ſehr glücklich anerkennen. Meine Herren, wollen wir denn durchaus unſere beſten Gegenden, die wir mit ſchweren Opfern einrichten, immer nachher verunſtalten? Daß wir ſämtliche Laſtfuhrwerke nun gerade auf den Kaiſerdamm und den Reichskanzlerplatz drängen, iſt doch nicht etwas Wünſchenswertes. Da wollen wir uns doch über⸗ legen, ob es nicht einen andern Weg gibt, der den Umweg vermeiden läßt. Denken Sie an die außer⸗ ordentlich vielen Fuhrwerke, die mit Kohlen beladen nach unſerm Krankenhaus hinauffahren und nach den Werken am Spandauer Berg: die ſollen alle über den Kaiſerdamm gehen! Ich halte das nicht gerade für eine glückliche Löſung, wenn ſie auch unter Um⸗ ſtänden die gegebene Löſung wäre, um die Tier⸗ quälereien zu vermeiden. Ich möchte nicht auf die Sache weiter eingehen; ich möchte Sie nochmals bitten, meine Herren, die ganze Frage einem Ausſchuß von 11 Mit⸗ gliedern zu überweiſen — ich nehme an, auch den Antrag des Herrn Kollegen Crüger —, dann gngen wir uns eingehend über die Sache unterhalten önnen. Vorſteher Kaufmann: Das Wort iſt nicht weiter verlangt; ich ſchließe die Beratung. Es iſt der Antrag auf Ausſchußberatung der beiden An⸗ träge, ſowohl des Antrags Dr Stadthagen, wie des Antrags Dr. Crüger, geſtellt. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Ahrens, Braune, Dr Crüger, Gebert, Kern, Laskau, Marzahn, Neukranz, Dr Stadthagen, Wöllmer und Zander.) Stadtv. Dr. Crüger: Ausſchuß auch überwieſen? Vorſteher Kaufmann: Ueber die Verweiſung beider Anträge an den Ausſchuß habe ich vorhin ab⸗ ſtimmen laſſen. Iſt mein Antrag dem Sitzung vom 13. November 1912 Wir kommen zu Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beteiligung an der Errichtung einer Automobil⸗Verkehrs⸗ und Uebungsſtraße im Grune⸗ wald. — Druckſache 303. Berichterſtatter Stadtv. Wagner: Meine Herren! Die deutſche Automobilinduſtrie wünſcht ſchon ſeit längerer Zeit eine Bahn, auf der ſie ihre Wagen, Mo⸗ toren und Pneumatiks probieren kann, auf der ſie Rennen veranſtalten kann nach dem Beiſpiele von England, Amerika und Frankreich, wo ſolche Bah⸗ nen verhälmismäßig gut proſperiert haben. Die Bahn war erſt in Kreisform, wenigſtens in einer ge⸗ ſchloſſenen Linie, beabſichtigt und ſollte in der Eifel oder auch im Taunus angelegt werden. Man iſt aber ſchließlich darauf gekommen, eine Verkehrsſtraße dazu zu benutzen, alſo den Kreis gewiſſermaßen in eine gerade Linie zuſammenzudrängen, um die Sache rentabler zu machen. Bei dem Gedanken an eine Verkehrsſtraße lag der Gedanke an die Hauptſtadt Berlin ſehr nahe, um gewiſſermaßen dadurch Berlin zum Zentrum der Automobilinduſtrie zu machen. Der Unternehmer dieſer Bahn iſt eine Geſell⸗ ſchaft, in deren Aufſichtsrat hauptſächlich Herren vom Kaiſerlichen Automobilklub ſitzen, dann Automobil⸗ fabrikanten und ein Herr Konſul Fritſch, der die An⸗ gelegenheit im weſentlichen bearbeitet. Die Geſell⸗ ſchaft nennt ſich Automobil⸗, Verkehrs⸗ und Uebungs⸗ ſtraßen⸗G. m. b. H. Es beſteht die Abſicht, ſie ſpäter in eine Aktiengeſellſchaft umzuwandeln, die dann den Betrieb der Bahn übernehmen ſoll. Die Sache wird augenſcheinlich von der Regierung ſehr ſtark un⸗ terſtützt. Der Miniſter für Landwirtſchaft hat in einem Erlaſſe vom 25. Juni 1910 der Geſellſchaft das Gelände für 30 Jahre pachtfrei zur Verfügung geſtellt und hat dabei für die Regierung nur Beteili⸗ gung an den Ueberſchüſſen verlangt. Zu gleicher Zeit hat er ihr ein Gelände für ein großes Reſtau⸗ rant, das im Stile des großen Reſtaurants im Bois de Boulogne in Paris am Großen Stern im Grune⸗ wald errichtet werden ſoll, unter denſelben Be⸗ dingungen zur Verfügung geſtellt. Ferner iſt der Geſellſchaft das Recht zur Erhebung von Wegegel⸗ dern bei der Ein⸗ und Ausfahrt auf dieſer Strecke in Ausſicht geſtellt und ihr verſprochen worden, daß auf den übrigen Wegen im Grunewald die Geſchwin⸗ digkeit der Kraftfahrzeuge durch polizeiliche Ver⸗ fügung auf 25 Kilometer reduziert werden ſoll. Für uns iſt alſo die Stellungnahme einem Projekt gegen⸗ über zu erwägen, das von der Regierung ſubventio⸗ niert wird, alſo doch jedenfalls Ausſicht hat, ausge⸗ führt zu werden. Indem ich auf die techniſche Seite der Angelegen⸗ heit übergehe, ſo ſehen Sie dort auf dem großen Plan, deſſen erſter Entwurf übrigens auch, was be⸗ zeichnend iſt, von der Eiſenbahndirektion ausgearbeitet worden iſt, daß die Straße bei Eichkamp mit einer Nordſchleife beginnt. Eine Südſchleife iſt in der Ge⸗ gend von Beelitzhof am Wannſee. Dann geht die Straße weiter unter dem Bahnhof Wannſee hindurch im weſentlichen auf Prinz⸗Friedrich⸗Leopoldſchem Gebiet und dann im rechten Winkel zwiſchen dem Stolper⸗ und Griebnitzſee, um die Berge bei Wann⸗ ſee zu vermeiden, nach der Glienicker Brücke und nach Potsdam. Das iſt für die Zukunft in Ausſicht ge⸗ nommen; vorläufig haben wir uns nach der Vor⸗ lage nur zu befaſſen mit der Strecke zwiſchen der Nordſchleife bei Eichkamp und der Südſchleife bei