Sitzung vom 13 Beelitzhof. Im Querſchnitt der Straße ſind zwei Fahrdämme von je acht Meter Breite vorgeſehen, zwiſchen ihnen ein Bankett von acht Meter Breite und zwei Alußenbanketts von ebenfalls je acht Meter Breite, in Summa 40 Meter Breite. Für dieſe iſt ein Streifen in Ausſicht genommen zwiſchen der Eiſen⸗ bahn und dem Kronprinzeſſinnenweg, der jetzigen Fahrſtraße nach Wannſee und Potsdam. Von Zeit zu Zeit iſt das Bankett unterbrochen, damit Fuhr⸗ werke, die eine Panne erlitten haben oder überhaupt umkehren müſſen, auf der andern Seite zurückkehren können. Die Niveaukreuzungen, die jetzt über die Eiſenbahn gehen, ſind vermieden worden. Inſofern hat auch die Eiſenbahn ein Intereſſe daran, die Sache zu unterſtützen, denn die Geſellſchaft ſoll zum Teil dieſe Ueberbrückungen oder Unterführungen bezahlen. In der Nordſchleife ſoll eine Radrennbahn oder irgend eine andere ſportliche Veranſtaltung eingerichtet wer⸗ den, und man hofft, auf dieſem Wege daraus Geld zu erzielen. Die Straße ſoll natürlich ſtaubfrei wer⸗ den, und es werden jetzt mit einem Teerbaſaltmaka⸗ dam Verſuche gemacht. Vielleicht kommt man in⸗ zwiſchen noch auf etwas Beſſeres. Jedenfalls iſt dieſe Pflaſterung noch nicht definitiv ins Auge ge⸗ faßt. Die Straße ſoll ſelbſtverſtändlich auch mög⸗ lichſt ſchallfrei ſein. Der Magiſtrat hat nun in ſeiner Vorlage ver⸗ ſchiedene Vorbehalte gemacht, unter denen er Ihnen die Annahme empfiehlt. Zunächſt will er eine ſchöne Waldſtraße aus der Anlage gemacht und die Bahn gärmeriſch ausgeſchmückt haben. Soweit ich aus den Akten erſehen habe, iſt ihm das von der Ge⸗ ſellſchaft zugeſtanden worden. Dann iſt zu befürch⸗ ten, daß, wenn die Geſellſchaft vielleicht nach 30 Jah⸗ ren keine Luſt mehr hat, dann die Straße unter ſehr ſchweren Bedingungen von der Regierung dem Ver⸗ kehr zur Verfügung geſtellt werden könnte. Da be⸗ findet ſich in den Akten die Abſchrift eines Briefes des Miniſters, wo die Abſicht geäußert iſt, daß die Straße auch nach den 30 Jahren dem Vertehr über⸗ geben werden ſoll, falls irgend eine Körperſchaft, ſagen wir mal der Zweckverband, die Unterhaltung der Straße weiter zu übernehmen gedenkt. Der nächſte Weg von Charlottenburg vom Kaiſerdamm aus an die Nordſchleife war natürlich der Königsweg. Dieſen Weg wollte die Geſellſchaft gern nehmen. Das wäre natürlich für unſeren eben angelegten Park am Lietzenſee nicht ſchön, und vom Magiſtrat iſt infolgedeſſen darauf Gewicht gelegt wor⸗ den, daß die Zufahrt nur durch die Königin⸗Eliſabeth⸗ Straße erfolgt; es müßte eine polizeiliche Verfügung erwirkt werden, daß der Königsweg nicht von Autos befahren werden darf. Was die Rentabilität anlangt, ſo iſt es natürlich ſchwer, für eine ſolche Anlage eine Rentabilitätsbe⸗ rechnung aufzuſtellen. Es kommt mir ſo vor wie bei einer Kolonialbahn, wo man auch nur nach dem Ge⸗ fühl annehmen kann, ob die Sache auch gehen wird. (Sehr richtig!) In der Vorlage ſind ja ſehr viele Zahlen genannt, die allerdings recht unüberſichtlich dargeſtellt ſind; ich ent⸗ nehme ihnen, daß die Anlage 3,4 Millionen koſten ſoll. Eine Million iſt gezeichnet, wahrſcheinlich von Automobilintereſſenten. 1 400 000 M. ſollen in Ak⸗ tien aufgebracht werden. Bleibt noch 1 Million übrig, die durch Zinsgarantien der beteiligten Kom⸗ munen gedeckt werden ſollen. . November 1912 413 Nun iſt die Frage: wie haben ſich die Kom⸗ munen dazu zu ſtellen und wie haben ſie ſich bisher dazu geſtellt? Der Kreis Teltow ſoll der Sache ſehr günſtig gegenüberſtehen; im Kreisausſchuß ſoll, wie ich höre, ſchon eine Summe von 250 000 M. Aktien in Ausſicht genommen worden ſein, mit der ſich der Kreis daran beteiligen will. Er will alſo keine Zins⸗ garantie übernehmen, ſondern lieber Aktien nehmen. (Sehr richtig!) Nach einem Schreiben, das ich auch in den Akten ge⸗ funden habe, hat ſich in früheren Jahren der Ber⸗ liner Oberbürgermeiſter Kirſchner prinzipiell dem Plan geneigt gezeigt. Augenblicklich ſollen Verhand⸗ lungen mit dem Oberbürgermeiſter Wermuth ſchwe⸗ ben; wie ich höre, ſollen dieſe auch einigermaßen gün⸗ ſtig ausgefallen ſein. Poſitives liegt von Berlin, ſo⸗ viel ich erfahren habe, noch nicht vor. Charlotten⸗ burg ſoll, wie Sie aus der Vorlage erſehen, 15 000 Mark garantieren. Auf alle Zahlen der Rentabilitätsberechnung kann ich nicht eingehen. Es wird Sache des Aus⸗ ſchuſſes ſein, den ich nachher beantragen werde, ſich darüber Klarheit zu verſchaffen. Ich will nur ein⸗ zelne Dinge herausgreifen. Wenn von Poſtkarten⸗ und Programmverkauf geſprochen wird, ſo iſt das eine Sache, die für eine ſo große Rentabilitätsberechnung etwas unglücklich gewählt iſt; es läßt ſich nicht über⸗ ſehen, ob man daraus mit Sicherheit etwas heraus⸗ ziehen wird. Was die Wegegelder betrifft, ſo habe ich verſucht, mit dem hier angegebenen Durchſchnitts⸗ ſatze, der für den einzelnen Wagen erhoben werden ſoll, in 40 000 hineinzudividieren, und bin unge⸗ fähr auf 200 Automobile den Tag gekommen. Wie aus den Akten hervorgeht, ſollen ſchon 5000 Auto⸗ mobile an einem Tage — wahrſcheinlich an einem ſehr günſtigen Tage — auf der Döberitzer Heerſtraße gezählt worden ſein. Immerhin halte ich die Zahl von 200 Automobilen, wenn man bedenkt, daß die Automobile meiſt auf demſelben Wege zurückkehren, für angemeſſen, jedenfalls nicht für zu hoch gegriffen; dieſe Zahl könnte wohl ſtimmen. Die für den Reſtau⸗ rationsbetrieb angeſetzte Pachtſumme von 50 000 M. iſt vielleicht auch nicht ganz aus der Luft gegriffen. Ferner iſt von Eintritts⸗ und Nennungsgeldern bei Rennen nicht die Rede, und es iſt zu berückſichtigen, daß die Anlage vollkommen pachtfrei hergegeben wird, alſo Pachtgelder nicht zu zahlen ſind. Danach würde die Aufſtellung des Solls einigermaßen zu⸗ treffend ſein. Für die Aufſtellung des Habens habe ich jedoch recht wenig in der Vorlage entdeckt. Es fragt ſich nun, ob man im allgemeinen die Vorlage empfehlen kann. Ich muß geſtehen, daß ich lange Zeit geſchwankt habe, ob ich Ihnen die Vor⸗ lage empfehlen könnte. Für uns kann natürlich nicht beſtimmend ſein, daß der Kaiſerliche Automobilklub die Sache macht oder daß hohe Herrſchaften auf dieſem Wege ſchnell nach Berlin kommen können; für uns kann nur die nüchterne, rein geſchäftliche Er⸗ wägung maßgebend ſein, ob uns dieſe Straße vor unſeren Toren etwas nützen kann. Daß die Anlage für die Armen direkt nichts ſein wird, iſt ohne weiteres zuzugeben, obgleich wir durch die Straße wohl höhere Steuerzahler nach Charlottenburg ziehen können und mit den Steuern ſich ſchließlich auch für die Armen etwas tun läßt. Wir würden auch wohl Filialen von Automobilfabriken, Garagen und ähn⸗ liche Anlagen nach Charlottenburg bekommen, wo ſich